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  • Beyza Saritas
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  • 26.09.2018

Wenn das Medizinstudium krank macht

Panikattacken, Burnout und Essstörungen – der stetige Leistungsdruck, unter dem viele Studenten leiden, wird immer häufiger von psychischen Erkrankungen begleitet. Berufe, die soziales Engagement und Empathie erfordern, bringen ein besonders hohes Risiko für psychische Erkrankungen mit sich. Mediziner sollen dabei häufiger als andere Studenten betroffen sein. Stimmt das?

 

Eine Studie des US-Ärzteblatts besagt, dass jeder vierte Medizinstudent depressiv ist. Jeder zehnte Medizinstudent hat demnach sogar schon mit dem Gedanken gespielt, Suizid zu begehen. Grundlage für die Studie waren 47 Länder und 130.000 Studenten, von denen nur die wenigsten in Behandlung sind. Die Schlussfolgerung, die man daraus ziehen kann, ist eine Einfache: Das Medizinstudium stresst nicht nur, es kann mitunter ernsthaft krank machen.

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Du hast Suizidgedanken? Hier findest du Hilfe!

Hilfe wird nicht gerne angenommen

Wenn es um das Annehmen von psychologischer Beratung geht, sind Medizinstudenten eher zurückhaltend. Trotz des Anstiegs von Depressionen und sonstigen psychischen Erkrankungen ist immer noch ein Gedanke präsent: Ich muss das alleine schaffen. In den Jahren zwischen 2011 und 2015 hat sich die Anzahl derjenigen, die sich psychologische Hilfe suchen, lediglich um ein Prozent erhöht. Die Gründe dafür sind verschieden: Oft ist es das Schamgefühl und der Versuch, trotz der eigenen Probleme weiter Leistung zu erbringen. Diese wird ja schließlich auch tagtäglich von den Medizinstudenten eingefordert.

Warum sind Mediziner häufiger betroffen?

Dass Mediziner häufiger als andere Studenten von psychischen Erkrankungen betroffen sind, lässt sich nicht ganz klar nachweisen. In Bezug auf anspruchsvolle Studiengänge wie Medizin kann man jedoch sagen, dass die Studenten sehr hohe Ansprüche an sich selbst haben. Aus der Schule sind die meisten gewohnt, zu den Besten zu gehören. In der Uni sieht das dann plötzlich ganz anders aus: Oft sind die Kommilitonen genauso gut wie man selbst oder sogar besser. 

Diesen Zustand verkraftet leider nicht jeder Medizinstudent – die Enttäuschung, nur noch mittelmäßige Leistungen zu erbringen, macht viele krank. Viel Lernstoff, lange Unizeiten und ein insgesamt langes Studium nagen dabei zusätzlich an den Nerven. Während des Semesters ist der Stundenplan prall gefüllt und auch in der vorlesungsfreien Zeit ist durch Famulaturen an Urlaub oder Entspannung kaum zu denken. Es ist also kein Wunder, dass mitunter auch die Seele leidet und der ein oder andere sogar eine psychische Erkrankung entwickelt.

Im Studium und im Berufsleben als Arzt wird man weiterhin mit vielen psychischen Belastungen konfrontiert. Leid, Schmerz und Tod sind einem Mediziner so präsent wie seine Fachbücher. Während der Medizinstudent im Präperierkurs verarbeiten muss, dass er an einem toten Menschen lernt, muss der Arzt später tagtäglich mit Themen wie dem Tod umgehen. Die 24-Stunden-Schichten, zahlreiche Überstunden und der Personalmangel im Gesundheitswesen verbessern die Lage nicht, im Gegenteil, sie sind noch ein zusätzlicher Stressfaktor.

Was kann man tun, um Betroffenen oder sich selbst zu helfen?

Die psychische Belastung durch den Präperierkurs versucht man mittlerweile damit zu kompensieren, dass nach Beendigung des Kurses ein Gottesdienst stattfindet, der als eine Art Abschied von den Körperspendern dient. Dieses Ritual ist wichtig, damit Medizinstudenten mit dem Kurs abschließen können. Ansonsten gibt es auch Beratungsstellen, an die man sich wenden und deren Dienste man jederzeit in Anspruch nehmen kann.

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