Zurück zu Neurologie
  • Fachartikel
  • |
  • Ines Elsenhans
  • |
  • 29.09.2015

Walk again - neue Hoffnung für Querschnittsgelähmte

Seit vielen Jahren forschen Wissenschaftler weltweit daran, Querschnittsgelähmten wieder das Gehen zu ermöglichen. Das Projekt "Walk again" zeigt nun erstaunliche Erfolge mit einem gedankengesteuerten Exoskelett.

Der amerikanische Neurowissenschaftler Muguel Nicolelis und sein Team des Projekts "Walk again" haben acht querschnittsgelähmten Menschen geholfen, ihre Beinmuskeln wieder zu bewegen und zum Teil sogar wieder ein Gefühl in ihren Beinen zu spüren.

Die Forscher haben ein Exoskelett entwickelt, das aussieht wie aus einem Science-Fiction Film. Ausgestattet ist es mit einer Elektrodenkappe, welche die Gehirnströme des Patienten messen. Möchte der Träger seine Beine bewegen, bildet sich ein bestimmtes Aktivitätsmuster in seinem Gehirn, dass die Eletroden registrieren und in elektrische Signale umwandeln. Diese Signale werden direkt an das Exoskelett weitergeleitet und lösen dort die Bewegung der Beine aus. Über Temperatur-, Druck-, und Entfernungssensoren auf den Fußsohlen werden Informationen an die Unterarme des Patienten geleitet, der dadurch sofortige Rückmeldung vom Untergrund erhält und erfährt, in welche Richtung er geht.

Um diesen Inhalt korrekt anzuzeigen, muss JavaScript in Ihrem Browser aktiviert sein.

<iframe width="440" height="360" src="https://www.youtube.com/embed/mg8TAJdQKyY" frameborder="0" allowfullscreen></iframe>

Die acht Patienten berichteten nach etwa 1100 Trainingsstunden, dass sie wieder ein Gefühl in ihren Beinen haben und den Untergrund spürten. Sie konnten ihre Gliedmaßen willkürlich bewegen. Eine Probantin konnte sogar mit Hilfe einer Aufhängung ihre Beine wie beim Gehen bewegen. Ein außergewöhnlicher Fortschritt, auch wenn es bis zum eigenständigen Laufen noch ein weiter Weg ist.

Wie es physiologisch genau zu den Fortschritten der Patienten gekommen ist, weiß auch das Forscherteam noch nicht genau. Fest steht, dass Nervenzellen Input brauchen, denn ohne Stimulation schrumpfen sie und degenerieren. Die Impulse des Exoskeletts könnten die übriggebliebenen Nerven so stimuliert haben, dass sie wieder wachsen.

Doch egal, wie es zu den Fortschritten der Patienten gekommen ist. Sie bestärken die Forscher darin, den Prototyp weiterzuentwickeln und erschwinglich zu machen, sodass mehr Menschen die Therapie machen können.

 

Hintergrund:

In Deutschland erleiden jährlich etwa 1000 Menschen eine Rückenmarksverletzung. D.h. die Nervenverbindung zwischen Körper und Gehirn ist so stark geschädigt, dass der Patient seine Beine nicht mehr spüren und nicht mehr bewegen kann. Sind einige Nerven noch erhalten, können manche Patienten durch meist jahrelange Physiotherapie ihr Gefühl und die Kontrolle über Bewegungen der Beine wiedererlangen. Sind die Rückenmarksnerven komplett durchtrennt, ist eine Heilung so gut wie unmöglich.

 

Quelle des Artikels: Technology Review

Schlagworte

Mehr zum Thema

Lernhilfe: Eselsbrücken

Artikel: Die verwandelte Ehefrau

Artikel: Aha-Effekt beim Ultraschall - Differenzialdiagnosen von Rückenschmerzen