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  • Bericht
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  • Daniel Soriano
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  • 06.02.2015

Wahlfach Anästhesie - Schmerzmedizin: Ein Erfahrungsbericht

Fast jeder, der im Krankenhaus liegt, hat Schmerzen. Schmerzen machen auf Dauer krank. Wer krank ist, muss ins Krankenhaus. So logisch das auch klingt, es ist leider immer wieder der Fall, dass Patienten nicht ausreichend mit Schmerzmitteln versorgt sind. Daniel hat sich in seinem Wahlfach an die Opium-Quelle begeben und eine Einführung in den Kampf gegen das unangenehme Gefühl auf der Skala von 1 bis 10 erhalten.

 

Tabletten - Foto: © Alexander Raths – Fotolia.com

Es gibt viele verschiedene Arten von Schmerzmitteln - Foto: Alexander Raths - Fotolia.com 

 

Regel Nummer eins: den Patienten verstehen

Damit ist nicht nur die Hürde einer Fremdsprache gemeint, denn die Klinik stellt Übersetzer für die gängigsten internationalen Sprachen wie beispielsweise Spanisch, Russisch, oder Badisch. Was für Schmerzen hat der Patient und in welchem Kontext stehen diese Schmerzen? Welche Funktion haben sie?

Doch es gibt auch Schmerzen, die nur vorgetäuscht werden. Etwa dann, wenn Patienten einfach nur Zuneigung suchen. Aus Scham, über ihre Ängste zu sprechen, simulieren sie dann Schmerzen. Eindrucksvoll wurde mir demonstriert, wie man in solchen Fällen mit einfühlsamen Gesprächen die Gabe von hochpotenten Schmerzmitteln umschiffen kann.

 

Abgefahrene Schmerzbekämpfung

Paracetamol kennt vermutlich jeder: Als Tablette oder Zäpfchen wurden ganze Generationen vor Fieber und Kopfschmerzen bewahrt.
Das wäre aber zu einfach: Es gibt ja auch venöse Schmerzperfusoren. Zusätzlich kann das rückenmarksnahe Fettgewebe infiltriert werden. Diese Katheter müssen gelegt, kontrolliert und gezogen werden. Oder doch direkt periphere Nerven blockieren? Oder eine Wundauflage mit einem Opiat und einem lokalen Betäubungsmittel? Oder doch eine Reisschleim-Therapie, gewürzt mit Morphium, Kortison und Lokalanästhetika für offene Stellen im Mund? – Oder alles zusammen?

 

Achtung giftig!

Ibuprofen schadet der Niere, Morphin reichert sich bei Nierenschäden an, andere Opiate überfordern die Leber – wer hier nicht aufpasst, hat schnell ein Todescocktail gebraut. Doch den Schmerzmedizinern sind die Wechselwirkungen der Medikamente bekannt, bis hin zu den molekularen Mechanismen des Abbaus oder den Rezeptor-Wirkungsweisen.

Am verworrensten wird es auf den Intensivstationen, in denen Patienten mit Dutzenden von Medikamenten ernährt werden. Intensiv-Akte lesen und verstehen? Kein Problem mehr!

 

Das große Kaffee-Einmaleins

Wer kennt sie nicht, die Vorurteile gegenüber Anästhesisten: im Staatsexamen ist die gefürchtetste Abschlussfrage, welche Kaffee-Röstung sich zu welcher Tageszeit am besten eignet. Na gut, Kaffee ist nicht alles, aber es ist tatsächlich so, dass nach der Mittagsbesprechung ein entspanntes Heißgetränk-Ritual zelebriert wird. Das führt zu einer angenehmen Atmosphäre, bei der über erlebte oder fiktive Patienten und aktuelle Forschung diskutiert werden kann. Das eigene Hirn darf dabei auch sein Übriges tun - eine interessante Erfahrung als Medizinstudent.

 

Fazit

In Freiburg ist das Wahlfach oft eine schnöde schriftliche Hausarbeit. Das Wahlfach Anästhesie - Schmerzmedizin bietet mit seinen zwei Wochen einen patientennahen Einblick in das Fach mit einer mündlichen Besprechung als Abschlussprüfung. Es eignet sich für alle, die angewandte Pharmakologie in einem freundlichen Team ausprobieren wollen. Eine klare Weiterempfehlung.

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