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  • Skript
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  • Thomas Krimmer
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  • 28.06.2018

EKG-Kurve

Welche Phasen des Herzzyklus beschreiben die einzelnen Abschnitte eines EKG? Wie können Abweichungen interpretiert werden? Das sind häufige Fragen im Physikum. Die Antwort gibt's hier und in den Physiologie Skripten Endspurt Vorklinik.

EKG Kurve

Das Bild eines normalen Herzzyklus im EKG besteht aus P-, Q-, R-, S-, T- (und evtl. U-) Wellen oder -Zacken, die sich den einzelnen Phasen des Herzzyklus zuordnen lassen (Abb. 3.5). Wie die Erregungen zustande kommen, zeigt Abb. 3.6. Das EKG bildet nur die Phasen der Vorhof- und Ventrikelerregung ab; das Erregungsleitungssystem des Ventrikels hat eine so geringe Muskelmasse, dass sich seine elektrische Erregung mit den Standardableitungen des EKG nicht erfassen lässt.

 

EKG Kurve

Bei intrazellulärer Ableitung sind beim Aktionspotenzial des Herzmuskels Potenzialdifferenzen von rund 100 mV messbar. Die Potenzialdifferenzen beim EKG, das auf Körperoberfläche gemessen wird, liegen in der Größenordnung von rund 1 mV.

Die P-Welle ist Ausdruck der Erregungsausbreitung in den Vorhöfen . Da die Muskelmasse der Vorhöfe nur relativ gering ist, ist auch die P-Welle nur relativ klein.

Nachdem die Vorhöfe komplett erregt sind, muss sich die Erregung über den AV-Knoten in die Kammern ausbreiten. Da sich zu diesem Zeitpunkt der Erregungszustand nicht verändert (die Vorhöfe sind vollständig erregt, die Kammern vollständig unerregt), zeigt sich während der PQ-Strecke im EKG eine isoelektrische Linie. Das PQ-Intervall (PQ-Zeit, Beginn P bis Beginn Q) dauert normalerweise < 200 ms.

Der QRS-Komplex bildet die Erregungsausbreitung in den Kammern ab. Er dauert normalerweise etwa 80 ms. Zunächst verläuft die Depolarisation der Ventrikel kurz in Richtung der Ventrikelbasis (Q-Zacke). Dann setzt die Depolarisation entlang der Herzachse ein (R-Zacke). Die bei normaler Herzlage erzeugte R-Zacke spiegelt eine Erregungsausbreitung ventrikulär von der Herzbasis zur Herzspitze wider. Die Richtung des größten Summationsvektors entspricht dabei der elektrischen Herzachse. Sie stimmt weitgehend mit der anatomischen Herzachse überein und kann daher Auskunft über den Lagetyp des Herzens geben. Als Letztes werden die subepikardialen Anteile an der Basis des linken Ventrikels depolarisiert (S-Zacke).

Während der Depolarisation der Ventrikel erfolgt die Repolarisation der Vorhöfe. Diese Repolarisation ist im EKG aber nicht zu erkennen, weil die durch die Ventrikeldepolarisation hervorgerufenen zeitgleichen Potenzialänderungen wesentlich stärker sind.

Während der ST-Strecke sind die Ventrikel vollständig erregt, sie verläuft daher isoelektrisch.

Die T-Welle ist Ausdruck der Erregungsrückbildung in den Ventrikeln. Dabei verläuft die Repolarisation in umgekehrter Reihenfolge wie die Depolarisation, also von außen nach innen und von der Herzspitze in Richtung Herzbasis. Zu Beginn der T-Welle ist bereits der größte Teil des Herzschlagvolumens ausgeworfen.

Der Zeitraum vom Beginn der Errungsausbreitung in den Kammern (Q) bis zum Ende der Rückbildung (T) wird als QT-Zeit bezeichnet. Sie verkürzt sich bei hoher Herzfrequenz.

Das QT-Intervall (Beginn Q bis Ende T) ist von der Herzfrequenz abhängig und dauert ca. 300–400 ms. Die Dauer stimmt nahezu mit der Dauer des Aktionspotenzials im Kammermyokard überein. Ist die Dauer des QT-Intervalls verlängert, weist das auf eine verzögerte Repolarisation (bspw. durch defekte K+-Kanäle) hin.

Gelegentlich kann nach der T-Welle noch eine U-Welle beobachtet werden, deren Bedeutung allerdings noch unklar ist. Hohe U-Wellen finden sich bspw. bei Hypokaliämie oder Antiarrhythmikagabe.

EKG Fazit

Dieser Auzug stammt aus dem Kapitel 3.2.2 EKG-Kurve aus dem Physiologie Skript 1, Endspurt Vorklinik, S. 38-39.

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