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  • Christina Liebermann
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  • 06.06.2018

3D Anatomie – Präpkurs in den eigenen 4 Wänden

Diese Online Plattformen und Apps zeigen dir die menschliche Anatomie aus jedem Blickwinkel – ganz ohne beißenden Formalingeruch. Wir haben für dich eine Übersicht der momentan angesagten Anbieter erstellt.

© natali_mis - Adobe Stock


Wer kennt’s? Für die Vorbereitung auf den nächsten Präpkurs wälzt du dich stundenlang durch Anatomieatlanten und versuchst, dir 1.000 verschiedene Strukturen gleichzeitig einzuprägen. Schließlich fühlst du dich einigermaßen gewappnet, nur um festzustellen, dass „in echt“ eben doch alles ganz anders aussieht. Liegt jetzt die Vene oder die Arterie außen? Und was über- oder war es doch unterkreuzt der Harnleiter? Und könnte man so ein Herz doch nur mal in die Hand nehmen und nach Belieben drehen und wenden, um das komplizierte Zusammenspiel der einzelnen Hohlräume und Klappen zu verstehen.

Der menschliche Körper ist nun mal nicht zweidimensional wie auf dem Papier, wo du dir die restlichen Ebenen dazu denken musst. Dieses Manko haben verschiedene Unternehmen erkannt und sich der Herausforderung gestellt, Online Plattformen und Apps zu entwickeln, mit denen du die menschliche Anatomie virtuell und lebensnah am 3D Modell lernen kannst. Hier stellen wir dir eine Auswahl der Anbieter vor.

BioDigital:

Diese englischsprachige 3D Anatomieplattform enthält die komplette männliche und weibliche Anatomie. Sie ist in verschiedene Körpersysteme, wie z.B. Nervensystem, muskuloskelettales System oder kardiovaskuläres System aufgegliedert, die man sich jeweils für beide Geschlechter anzeigen lassen kann. Alternativ gibt es auch eine Einteilung nach Körperregionen, wie beispielsweise Abdomen, Thorax, Kopf/Hals etc.

Über ein klickbares Vorschaubild gelangt man zur großen Ansicht. Hier kann man das 3D- Bild beliebig drehen und wenden, ein- und auszoomen oder die einzelnen Strukturen anklicken und beschriftet anzeigen lassen. Innerhalb der verschiedenen Organsysteme werden außerdem über 500 klinische Krankheitsbilder optisch dargestellt und mit einem kurzen Text beschrieben. Über Einstellungen in den Tools wie „Cross Section“, „Dissect“ oder „X-Ray“ kann man sich Schicht für Schicht tiefer durch das anatomische Modell arbeiten, einzelne Strukturen hervorheben, isolieren oder entfernen. So wird das Anatomie lernen anschaulich gestaltet und zu einem interaktiven Lernerlebnis. Biodigital gibt es auch als App für iOS und Android (kostenloser Download, In-App Käufe: One Year Mobile Only Premium 9,99/10,99 €, One Year Web & Mobile Premium 47,99/52,99 €).

Anatomylearning:

Eine weitere 3D-Anatomieplattform in englischer oder spanischer Sprache, nutzbar auf allen Endgeräten und verfügbar als App. Enthalten sind mehr als 6.000 anatomische Strukturen aus allen Körperregionen, ein 3D Modell des kompletten Körpers existiert jedoch nicht. Zur Orientierung bzw. Fokussierung auf relevante Strukturen im jeweiligen Modell sind diese farblich hervorgehoben. Man kann Strukturen aber auch selbst farblich markieren, löschen, beschriften oder transparent darstellen. In den Einstellungen lässt sich sogar die Rotationsgeschwindigkeit anpassen. 

Auch auf dieser Plattform gelangt man über den Klick auf ein Vorschaubild zur Vollansicht, diese benötigt einige Sekunden, bis das Modell vollständig geladen ist. Insgesamt sind die anatomischen Modelle eher vereinfacht dargestellt, weniger plastisch „lebensnah“. Weiterhin enthält Anatomylearning spezielle Tools, dazu gehören unter anderem Funktionen wie Quizzes, bei denen man Strukturen richtig beschriften muss, Puzzle, in denen man Strukturen hinzufügen oder entfernen kann oder Animationen.

Zygotebody:

Die englischsprachige Web-App Zygote Body ist der Nachfolger des kostenlosen „Body Browsers“ von Google . Wie bei den anderen Plattformen kann man den 3D Körper über die Maus steuern sowie ein- und auszoomen. Mithilfe eines Schiebereglers lassen sich die einzelnen Organsysteme ein- und ausblenden. So sieht man immer genau die anatomische Struktur, die in dem Moment von besonderem Interesse ist.

Netter3DAnatomy:

Die 3D Plattform zum Anatomieatlas liegt momentan als Betaversion vor. Diese liefert eine Auswahl von 58 Modellen und ist damit weit davon entfernt, sich vollständig zu nennen. Ein komplettes 3D Modell des Körpers gibt es bisher nicht. Die optische Darstellung der Modelle ist eher einfach gehalten. Auch die Handhabung der Navigation läuft nicht ganz so geschmeidig und intuitiv wie bei der Konkurrenz. Die Modelle brauchen eine Weile, bis sie geladen sind. Pluspunkt: Der Spaß ist kostenlos.

3D4Medical:

3D4Medical ist einer der größten medizinischen 3D-Technologie Entwickler, die momentan auf dem Markt zu finden ist. Das Unternehmen hat zahlreiche Apps für die medizinische Ausbildung sowie den Bereich Health & Fitness kreiert. Für das Medizinstudium relevant sind vor allem die beiden Apps Complete Anatomy (kostenlos, verschiedene In-App-Käufe, Full Version Upgrade 21,99 € iPhone – 44,99 € iPad) und Essential Anatomy (21,99 € iPhone/iPad ).

Complete Anatomy bietet wie der Name schon sagt die komplette Anatomie in 3D inklusive 12 Körpersysteme. Neben dem Selbststudium kann man hier auch noch „guided lessons“, anschauliche Expertenvideos zu bestimmten Themen der Anatomie, ansehen oder Gruppen mit anderen Nutzer bilden und sich zu den anatomischen Modellen austauschen bzw. gemeinsam daran arbeiten. Die 3D Modelle lassen sich auch animieren, sodass man gezielt Muskelbewegungen oder den Verlauf der Nerven nachvollziehen kann. Weiterhin kann man diverse Tools zu Hilfe nehmen und die Strukturen selbst beschriften, Textboxen mit Erklärungen anzeigen lassen, Strukturen durchtrennen oder entfernen, Röntgenbilder einblenden, Frakturen simulieren u.v.m. Der AR-Modus (Augmented Reality, ab iOS 11, für iPhone/iPad) ermöglicht, die Modelle direkt in den Raum zu projizieren und aus jedem Winkel zu betrachten. Eine ganz neue Lernerfahrung, wenn plötzlich die Lunge auf dem Schreibtisch oder ein Schädel auf der Couch liegt. Auch im AR-Modus lassen sich Markierungen und Beschriftungen anzeigen.

Essential Anatomy beinhaltet 11 komplette Körpersysteme und 4.100 Strukturen mit ausführlicher Beschriftung, ein männliches und weibliches Model, isolierbare Strukturen sowie vielfältige Möglichkeiten der Navigation und Darstellung. Eine Lernsession kann man auch abspeichern und mit anderen Personen teilen. Die App bietet außerdem eine Quiz-Funktion, mit der man sein angeeignetes Wissen überprüfen kann. Verschiedene In App Käufe werden angeboten, z.B. „Muscle System Plus“ (5,49 €) oder „Skeletal System Plus“ (5,49 €), die ein noch detaillierteres Lernen ermöglichen (Ansatz-/Ursprungspunkte, Knochenteile, Animationen …). Es gibt eine Audio-Funktion mit englischer und lateinischer Nomenklatur.

Atlas der Humananatomie 2018:

Die App der Firma Visible Body enthält 3D-Modelle der makroskopischen und mikroskopischen Anatomie, Schichtansichten, Querschnitte und Diagnosebilder. Außerdem lassen sich Muskelbewegungen anhand von drehbaren 3D-Animationen darstellen. Alle Körpersysteme sind abgedeckt, 6.400 anatomische Strukturen enthalten. Ein besonderes Schmankerl ist die Funktion „Erweiterte Realität“, mit der man die 3D-Modelle über den Screen direkt auf eine beliebige Fläche im Raum projizieren kann. Die App gibt’s in 7 verschiedenen Sprachen für 27,99 € im App Store (In-App Käufe 21,99 €, Google Play Store 23,99 €). 

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