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  • 29.02.2012

Henning Vieths Weg ins Medizinstudium

Abi, Zivildienst, Hochschulstart-Bewerbung, Zulassungsgespräch: Viel Aufwand für Henning Vieth, der seit der Oberstufe den Wunsch verspürte, Medizin zu studieren. Doch mit Geduld, Ehrlichkeit und vielleicht auch ein wenig Glück konnte er schließlich sein Studium in Mainz beginnen. Ein Erfahrungsbericht in sechs Schritten.

Foto: Harald Bieber - Fotolia

Schritt 1 - Will ich das wirklich?

Mein Wunsch Medizin zu studieren kam Ende der zwölften Klasse und damit relativ spät in mir auf. Um sicher zu gehen, dass dies das Richtige für mich ist, besuchte ich zunächst verschiedene Universitäten und schaute mir auch andere Studiengänge an.

Am Ende meiner Schulzeit entschied ich dann, nach dem Abitur zunächst meinen Zividienst im Universitätsklinikum Aachen zu absolvieren. Das hatte den Vorteil, dass ich auf der Strahlentherapie-Station einen sehr guten und facettenreichen Einblick in die Arbeit der Ärzte und in den klinischen Alltag erhielt. Diese Zeit bekräftigte mich in meiner Entscheidung, mich um einen Studienplatz für Medizin zu berwerben - trotz diverser Warnungen vor dem immensen Arbeitsaufwand, den ein Medizinstudium mit sich bringen würde.

Da ich wusste, dass es mit meinem mit meinem (eigentlich guten) Abischnitt von 1,7 nicht einfach werden würde, einen Studienplatz zu erhalten, hatte ich meinen Zivildienst so früh wie möglich begonnen und den Urlaub vollständig für das Ende aufgespart. So könnte ich gegebenenfalls im Sommersemester beginnen, wenn die NC-Schwelle in der Regel nicht so hoch ist. Sollte ich einen Platz bekommen, hätte ich bei Beginn des Studiums noch Urlaub vom Zivildienst und nur wenige Tage Zeit zwischen letztem Arbeitstag und den ersten Veranstaltungen an der Universität!

 

Schritt 2 - Fristen einhalten!

Ich holte Information über die Internetpräsenz der Stiftung für Hochschulzulassung Hochschulstart und über das Berufsinformationszentrum ein, wie eine Bewerbung um einen Medizinstudiumplatz auszusehen habe. Ich kümmerte mich rechtzeitig um die Formalitäten, benötigte aber dennoch einen leichten Schubs von Fortuna, die mir eines Abends einen alten Kumpel aus Schultagen über den Weg sandte. Auch er hatte vor, sich über Hochschulstart für Medizin zu bewerben und wies mich darauf hin, dass es zwei unterschiedliche Bewerbungsfristen gebe, nämlich für sog. Alt- und Neuabiturienten, und dass ich Altabiturient sei. Diese Unterscheidung musste ich irgendwie überlesen oder einfach nicht gefunden haben. Das Resultat war jedoch eindeutig: Die Bewerbung duldete keinen weiteren Aufschub, denn es waren nur noch wenige Tage bis zum Ablauf der für mich geltenden Bewerbungsfrist.

 

Schritt 3 - Alle Möglichkeiten ausnutzen

Ich bewarb mich über das Internet, was allerdings nun Nerven kostete, da das Online-Formular nicht korrekt funktionierte und ich schließlich unter Zeitdruck stand. Letztendlich hat es doch noch geklappt und ich gab sechs Möglichkeiten an, wo ich bereit gewesen wäre zu studieren, da ich ersteinmal überhaupt einen Platz haben wollte. Auf den Plätzen eins und zwei standen jedoch Würzburg und Mainz. Letztere Universität bot darüberhinaus ein Vorstellungsgespräch an, und der Bewerber sollte angeben, ob er bereit wäre, daran teilzunehmmen. Natürlich war ich! Und glücklicherweise wurde ich tatsächlich eingeladen.

Ich musste zwar ca. 230 Kilometer nach Mainz fahren, wo ich mich um 8 Uhr morgens vorstellen sollte, doch zusammen mit meiner damaligen Freundin war die Fahrt ganz angenehm - wären da nicht die 40 extra zu fahrende Kilometer und die zuletzt doch vollkommen unwichtigen Einladungsunterlagen gewesen...

 

Schritt 4 - Ehrlich wärt am längsten

In Mainz angekommen stellte sich zunächst heraus, dass ich mich auf der Fahrt gar nicht hätte stressen müssen, denn mein Gespräch war erst für 15 Uhr angesetzt. Hätte man mir das nur eher mitgeteilt! Aber so hatte ich immerhin genug Zeit, mir die Klinik anzuschauen - denn hier und nicht in der Universität fand das Gespräch statt - und den richtigen Raum zu finden.

Als es endlich soweit war, war ich natürlich etwas nervös. Ich hatte mir zwar vorher meine Gedanken gemacht, was wohl gefragt werden könnte, aber genau konnte ich es selbstverständlich nicht wissen.

Das Gespräch fand in einer freundlichen Atmosphäre statt, wobei mir zunächst Kekse und etwas zu trinken angeboten wurden. Die Fragen die mir von zwei Herren mittleren Alters gestellt wurden, waren eher allgemein gehalten und nicht fachspezifisch, wie es mir von anderen Universitäten zu Ohren gekommen war. So wurde ich gefragt, warum ich gerade Medizin studieren wolle und warum ich mich gerade in Mainz für das Vorstellungsgespräch beworben hätte. Das erste war natürlich nicht schwierig zu beantworten und auch zu dem zweiten Punkt konnte ich genug sagen, da ich mich über Stadt und Universität zuvor informiert hatte.

Allerdings gab ich auch an, dass Mainz schlichtweg die einzige Universität sei, die zum Sommersemster ein solches Gespräch anbietet.

Ferner wurde ich zu meiner Einstellung gegenüber Tierversuchen befragt. Ich befürwortete sie, was ich erklären musste, und das erforderte einige Improvisation. Da ich jedoch bei dem blieb, was mir in dem Moment als persönlich richtig erschien und nicht erst abwägte, was man wohl von mir hören wollte, war es nicht allzu schwer. Ich denke, dass dies meine Glauwürdigkeit unterstützte.

Ebenso war dies womöglich der Fall, als ich die Frage nach meinem Vorbild in Ermangelung einer anderen Idee (mir war nie so klar wie in diesem Moment, dass ich einfach kein konkretes Vorbild habe) mit "Niemand...mein Vater vielleicht" beantwortete.

Insgesamt verging die Zeit in dem Gespräch sehr schnell und ich bin nicht mehr in der Lage anzugeben, ob es fünf oder 25 Minuten gewesen sind. Auch konnte ich absolut nicht einschätzen, ob das Gespräch nun gut oder schlecht verlaufen war.

Einige Tage später bekam ich die heißersehnte Bestätigung: Ich hatte meinen Platz!

 

Schritt 5 - Auf geht's!

In dem Moment, in dem ich dieses Schreiben in Händen hielt, fing ich an im Internet nach einer Wohnung zu suchen und fand auch einige Angebote, die mir interessant erschienen. Außerdem infrage kamen die Wohnheime des Studierendenwerkes, wo ich mich auch bewarb.

Die Wohnungen schaute ich mir im Zuge meiner Immatrikulation an, musste aber leider feststellen, dass in Mainz ein sehr schwieriger Wohnungsmarkt herrscht. Preis und Qualität der Wohnungen standen in vielen Fällen in keinem Verhältnis. So kam es, dass ich ein Angebot für einen Wohnheimsplatz annahm, obwohl der Platz erst zwei Wochen nach dem Beginn meines Studiums frei wurde.

Wo also sollte ich in dieser ersten Zeit wohnen? Hotel? Jugendherberge? Alles nicht gerade billig. Die rettende Idee kam von meinen Eltern: Ich sollte einfach solange in unserem Wohnwagen wohnen, den mein Vater kurzerhand nach Mainz fuhr und auf einem Campingplatz auf einer der Rheininseln einbuchte. Irgendwie kurios, jedoch nicht unpraktisch. Dafür sehr kalt. Obwohl es mittlerweile Mitte April war, ist meine alles überstrahlende Erinnerung an diese Zeit, dass es jeden morgen bitterkalt in dem Caravan war und ich nach dem Aufstehen jeweils zunächst in die warme Winterjacke schlüpfte und mich warmzitterte.

 

Schritt 6 - Alles halb so wild

Der Einstieg ins Studium wurde mir sehr durch die gute Arbeit der Fachschaft Vorklinik in der Einführungswoche erleichtert, aber natürlich auch durch viele neue Freunde und nicht zuletzt auch durch die Unverdrossenheit, die ich mir erhielt, obwohl sich der Berg an neuen Aufgaben einige Male als scheinbar unbezwingbar darstellte. Das erste Semester ist zwar nicht das schwierigste, aber dennoch wohl das schwerste. Obwohl ich mir im Nachhinein denke: War alles halb so wild!

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