- Kommentar
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- Sarah Schroth
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- 28.04.2015
Ist ein Medizinstudium das richtige für mich?
Warum die Frage, ob man Medizin studieren sollte, nicht mit dem NC entschieden werden darf.
Ist das Medizinstudium das richtige für dich? Foto: Kirsten Oborny
Abischnitt 1,0 = Medizinstudium?
Viele Medizinstudenten studieren Medizin nur, weil sie das Gefühl haben, etwas „Sinnvolles“ aus ihrem 1,0 Schnitt machen zu müssen. Später sitzen sie dann vor ihren Büchern und verzweifeln. Diese Verzweiflung liegt aber weniger am Fach, sondern viel mehr an der mangelnden Begeisterung für die Medizin.
Vor dem Medizinstudium sollte man sich also fragen: Will ich das wirklich studieren, weil es mich interessiert?
Denn während zahlreiche Schulabgänger aufgrund ihrer Abiturnoten aus dem Studium ausgeschlossen werden, werden andere, aus genauso falschen Gründen hineinreingedrängt. Eine traurige Bilanz. Und wahrscheinlich einer der Hauptgründe, warum viele junge Ärzte mit den hohen Ansprüchen an den Arztberuf, der Verantwortung und den langen Arbeitszeiten überfordert sind.
Das A und O: Begeisterung und Leidenschaft
Es gibt unzählige wundervolle Berufe und Lehren die es sich – trotz niedrigem oder keinem NC – lohnen in Betracht zu ziehen. Das bedeutet nicht, dass du ein Versager bist oder dich unter deinem Wert verkaufst – sondern, dass du deinen eigenen Wertvorstellungen folgst. Investiere deine ganze Energie lieber in etwas, dass für Dich wertvoll ist, nicht für die unzähligen „Ohhhh-Rufer“ da draußen. Und merke dir, dass Zufriedenheit und Begeisterung für eine Sache immer noch auf dem schnellsten Weg zum Erfolg führen.
Ich will das Medizinstudium nicht verteufeln, aber ich will es von seinem hohen Podest holen und klar machen, dass das Studium keine „Hürde“ ist, die man überwinden muss, um ins Nirvana zu gelangen. Es ist eine ziemlich realistische Vorbereitung auf die Zeit und Energie, die man in dem sehr zeitintensiven und anspruchsvollen Arztberuf investieren muss.
Auch wer denkt, das Staatsexamen sein ein Freiticket in das Land der unbegrenzten beruflichen Möglichkeiten liegt falsch. Die Alternativen zur Klinik sind nach dem Studium sind relativ eingeschränkt und es braucht enorme Willenskraft und Glück, wenn man aus dem rigiden System Studium -> Assistentzarzt –> Facharzt ausbrechen will.
Deshalb sollte sich jeder die Frage stellen, ob die Medizin für ihn wirklich der richtige Weg ist. Ein guter und zufriedener Mediziner scheut die Arbeit nicht, bleibt auch gerne mal bis 22 Uhr oder am Wochenende vor den Büchern und verzichtet dafür auf regelmäßigen Sport und Freizeitbier. Sicher nicht in allen, aber doch in einer beträchtlichen Anzahl von Fällen gilt: Wer im Studium leidet, wem seine Hobbies fehlen und wer sich schon am Mittag das Feierabendbier herbeisehnt, läuft Gefahr, im Arztberuf fehl am Platz zu sein und seine Zufriedenheit dabei auf der Strecke zu lassen.
Das Medizinstudium ist halb so wild! Wild ist, wer trotz allen Hindernissen seinem Herzen folgt und für seine Träume kämpft – in der Medizin, oder eben in einem anderen Beruf!