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  • Daniel Soriano
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  • 13.05.2014

Team-based Learning – Ein neues Lehrkonzept

Ein in Selbstgespräche vertiefter Dozent, fünfzig schlafende Studenten, das monotone Brummen des Beamers, das Ticken der Uhr – wer kennt das nicht? Dieses Lehrprinzip stammt aus der Zeit, als Professoren noch Perücken trugen und Bücher mit Gold aufgewogen wurden. Dass diese Methode ausgedient hat, beweist die Neurologie in Freiburg [1]. Endlich ist die medizinische Lehre auch bei uns im 21. Jahrhundert angekommen.

Foto: Fotolia / Maksim Shebeko

 

Team-based Learning – Was ist das?

Das Prinzip wurde in den 80er Jahren in Oklahoma eingeführt, hat sich in den Staaten etabliert und ist hinsichtlich seiner Effizienz gut erforscht. Hierbei durchlaufen die Studenten in Teams einen Zyklus von drei immer gleich strukturierten Phasen, der Dozent dient dabei als Moderator. Gemeinsam werden dadurch komplexe Themen wie beispielsweise „Kopfschmerz“ in ein überschaubares Flussschema geordnet. Mit diesem gilt es, praxisorientierte Fallbeispiele zu lösen. Übergeordnetes Ziel ist, den Stoff qualitativ besser zu verstehen – indem man sich aktiv damit auseinandersetzt. Praktisch für Klausuren, aber noch mehr für die spätere Ärztelaufbahn.

 

Team-based Learning – Wie geht das?

Hier kommen die erwähnten drei Phasen ins Spiel: Zuallererst die individuelle Vorbereitung: Hier ist die Eigeninitiative des Medizinstudenten gefordert. Eine kurze Power-Point-Präsentation sollte vor der Veranstaltung durchgelesen werden, die einen groben Überblick über das Thema liefert. Je besser der Einzelne vorbereitet ist, desto spannender die Diskussionen in der Gruppe. Mehr ist nicht nötig, um in der zweiten Phase im Hörsaal die ersten virtuellen Patienten zu bearbeiten. Erst allein, als persönliche Erfolgskontrolle, dann in den Gruppen. Hier einigt man sich auf eine Antwortmöglichkeit und diskutiert auch, warum die anderen vorgegebenen Vorgehensweisen falsch sind. Zuletzt besprechen sich die Teams untereinander und sortieren so die gewonnenen Erkenntnisse in ein Flussschema ein. Hierbei kommt der Input hauptsächlich vom Studenten selbst – ein sehr befriedigendes Gefühl, im Gegensatz zur frontal orientierten, historischen Vorlesung. Sollten Fragen offen bleiben, steht der Dozent für Erklärungen bereit und verhindert somit Missverständnisse. Am Ende steht ein Gerüst, mit dem die Gruppen in der letzten Phase komplexere Fallbeispiele lösen.

 

Team-based Learning – Wie ist das?

Nach anderthalb Stunden verlassen die Teilnehmer verschwitzt, erschöpft, aber glücklich die Veranstaltung. Hand in Hand betrachten sie, wie die untergehende Sonne den Horizont vergoldet. Eine Schar Tauben flattert vom Neurologie-Gebäude aus dem entflammten Himmel entgegen und das Feuerwerk der Natur erleuchtet die tränennassen Augen: So muss Lehre sein!

 

Für Fragen, Anregungen und Kritik, nutze gerne die angegebene E-Mail-Adresse.

[1] Zur Homepage der Neurologie in Freiburg

 

 

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