Zurück zu Spanien
  • Bericht
  • |
  • Nadine Meier, Uni Leipzig
  • |
  • 10.05.2007

PJ-Tertial Innere Medizin in Salamanca

Nach zwei anstrengenden Tertialen an unserer Uniklinik, bewarb ich mich kurzfristig noch um einen der Restplätze im Erasmus-Programm. Meine Wahl fiel auf Spanien, da ich schon vier Semester lang den Spanischkurs an der Uni besucht und in Mexiko famuliert hatte. Allerdings hatte ich trotz diesen Voraussetzungen am Anfang Verständigungsschwierigkeiten, da die meisten Spanier sehr schnell reden und auch nicht wirklich bereit waren, sich dem jeweiligen Gesprächspartner anzupassen.

Vorbereitung des Aufenthalts und Ankunft

 

Alle Fotos von Nadine Meier

 

Nach Zusage vom Akademischen Auslandsamt, trat ich in Email-Kontakt mit dem dortigen Erasmuskoordinator José Carretero, um ihm mitzuteilen, dass ich dort vier Monate in die Innere Medizin möchte und keine Prüfungen ablegen muss. Mitbringen muss man nur einen weißen Kittel, Stethoskop, Augenlampe und Reflexhammer.

Des weiteren beantragte ich Auslands-Bafög beim zuständigen Amt in Heidelberg. Trotz rechtzeitiger Antragstellung musste ich die ersten zwei Monate von meinem Ersparten leben, da man erst dann das Geld überwiesen bekommt, wenn man eine vom Vermieter unterschriebene spanische Mietbescheinigung eingereicht hat. Alle nötigen Vordrucke bekommt ihr hier:

Vordrucke des Studentenwerks

Man bekommt darüber hinaus bis zu 500 € Reisekosten vom Bafög-Amt erstattet, sodass ich einen Flug von Leipzig nach Madrid buchen konnte. Sowohl Bus- als auch Taxikosten kann man einreichen. Die günstigste Variante ist allerdings immer noch der Flug mit Easy Jet. In Madrid angekommen steigt man in die U-Bahn Linie 8 und fährt bis Nuevos Ministerios. Dort steigt man in die Linie 6 um und fährt bis Conde de Casal. Dort ist der Busbahnhof. Eine Fahrt nach Salamanca kostet ca. 15 € und dauert abhängig davon, ob ihr den Express- oder den Bummelbus nehmt, zwei bis drei Stunden.

 

Problemfall Wohnung

Die erste Woche in Salamanca wohnte ich im Hostel "Albergue juvenil Lanzarillo de Tormes" am Rande der Stadt für 10 € die Nacht, da in der Innenstadt schon alles ausgebucht war. Am besten bucht ihr die Unterkunft vorher im Internet.

Am nächsten Tag besorgte ich mir im "oficina de turismo" in der Rua Mayor einen kostenlosen Stadtplan und folgte dann dem altbekannten Tipp, sich die Zimmerangebote an den Telefonzellen anzuschauen. Ich besorgte mir in einem Telefonladen eine Prepaid-Karte für mein Handy, wobei die günstigste Variante "Amena" ist.

Ich begann, auf die Anzeigen hin anzurufen und mir ein paar Zimmer anzuschauen. Ich denke, wir sind von Deutschlands Wohnungsmarkt ganz schön verwöhnt, was Mietpreise und Komfort angeht. Die WG-Zimmer waren teilweise ziemlich weit außerhalb, ohne Fenster, ohne Heizung, schmutzig und winzig für meist über 200 €. Oft sollte man sogar noch eine Kaution zahlen.

Nach ca. 5 Tagen frustrierenden WG-Besichtigungen, fand ich ein sauberes 15qm-Zimmer in der Innenstadt mit Zentralheizung (calefaccion central), saniertem Bad und Küche für 200€ im Monat. Dort wohnte ich mit drei Spaniern (gut für die Verbesserung der Sprache) und einer Belgierin. Der einzige Haken dort war, dass die Vermieterin mit im Haus wohnte und es uns nicht erlaubt war, Besuch zu empfangen. Wahrscheinlich hatte sie Angst vor den berüchtigten Erasmus-Partys. Trotz allem hatte ich oft Freunde zu Besuch. Man musste halt im Hausflur ein bisschen vorsichtig sein.

Prinzipiell ist es egal, in welchem Stadtteil ihr wohnt, da Salamanca nicht so groß ist und man in 15 min zu Fuß eigentlich überall hinkommt. Außerdem gibt es noch die öffentlichen Verkehrsmittel, wobei es schwer war, einen richtigen Fahrplan zu finden. Am günstigsten ist es, sich im Büro der "Salamanca transportes" auf der Gran Via gegenüber der Post eine Monatskarte mit Foto anfertigen zu lassen. Die lädt man dann einmal im Monat für ca. 16 € auf. Wenn es mir zu kalt zum Laufen war, bin ich mit dem Bus Linie 4 vom Plaza Mayor bis zum Krankenhaus gefahren.

 

Bürokratie

Ansonsten müsst ihr euch in den ersten Tagen um den Studentenausweis kümmern. Sinnvoll ist es, zuerst in die Medizinische Fakultät zu gehen (ist in der Nähe der Estacion de Autobuses). Dort müsst ihr euch einschreiben. Wenn ihr nur zum PJ da seid, gebt ihr an, nur Practicas machen zu wollen und dass ihr keine Prüfungen ablegen müsst. Am besten fragt ihr an der Information nach, die sagen euch alles weitere. Obwohl Studenten ja schon so viele Passbilder mit dem Erasmus-Antrag verschicken, braucht ihr mindestens nochmals drei. Also bringt euch noch Passfotos mit oder lasst eins im Copyshop der Uni vervielfachen.

 

Das Clinico Universitario

 

Des Weiteren müsst ihr euch bei Prof. Carretero vorstellen. Der hat sein Büro ebenfalls in der Medizinischen Fakultät ganz oben rechts. Die Sprechzeiten sind jeweils Mo-Fr 14.00 bis 14.30 Uhr, wobei nicht gesagt ist, dass er dann auch anwesend ist. Ihm sagte ich, dass ich für drei Monate auf eine internistische Station möchte. An die zahlreichen Emails, in denen ich ihm das schon mehrfach geschrieben hatte, konnte er sich nicht erinnern. Er wollte dann ein paar Anrufe tätigen und sich kümmern.

Nach zwei frustranen Wochen und vielen Besuchen beim Prof. Carretero, dem Dekan und diversen Sekretariaten erhielt ich dann den Namen des Chefs der Allgemeinen Internistischen Abteilung und ein Schreiben, mir dem ich mich bei ihm vorstellen sollte. Alles weitere verlief problemlos.

 

Endlich arbeiten

Endlich begann ich mit dem Praktikum. Die Schicht beginnt normalerweise um 8.00 Uhr mit der Besprechung von Vorkommnissen der Nacht und Neuzugängen. Ich brauchte erst 8.30 Uhr anfangen. Da beginnt man dann die einzelnen Patienten durchzusprechen. Die Station mit ca. 30 Patienten hatte 4 Fachärzte, welchen jeweils ein bis zwei Assistenzärzte zugeteilt waren. Jeder Arzt hatte im Schnitt fünf bis sechs Patienten zu betreuen.

Ich selbst konnte dann relativ frei wählen, mit wem ich zusammen arbeiten wollte. Ich hab dann immer die Gruppen gewechselt, um möglichst viele Patienten zu sehen. Beim Sehen bleibt es dann aber auch. Praktisch durfte man so gut wie gar nichts machen, da die Ausbildung in Spanien sehr theoretisch gehalten ist, was mich sehr enttäuscht hat. Die Assistenzärzte wussten teilweise nicht einmal, wie man Handschuhe steril anzieht geschweige denn Blutdruck misst. Dementsprechend gering war auch der Lerneffekt bei mir. Dazu waren Ärzte wie auch Patienten meist sehr schwer zu verstehen, da sie sehr schnell sprachen oder in einem ungewöhnlichen Dialekt. Ihr solltet sie immer darum bitten, etwas Rücksicht zu nehmen und langsamer zu sprechen. Nach vier Wochen versuchte ich dann die Station zu wechseln, was aber aus mir unerklärlichen Gründen nicht möglich war.

Spanische Studenten habe ich selten auf Station gesehen. Die Practicas sind normalerweise Mo bis Do von 10.00 bis 13.00 Uhr. Oft war aber irgendein Feiertag wie z. B. fiesta de las batas blancas, an denen dann keiner aufgekreuzt ist.
Ich bin meist auch nur bis 13.00 Uhr geblieben. Solange ging immer die Visite, danach erledigten die Assistenzärzte nur noch Papierkram und die Fachärzte übernahmen die jeweiligen Fachambulanzen. Wenn ihr Lust habt, könnt ihr dort mit hingehen. Dort habe ich noch am meisten gelernt. Ihr seid allein mit dem Facharzt, könnt einzelne Krankheitsbilder genauer besprechen und den Patienten untersuchen. Nach drei Monaten hab ich dann anstandslos alle Unterschriften bekommen. Die letzten vier Wochen nahm ich meine ‚Urlaubstage', um mich auf das Staatsexamen vorzubereiten.

 

Der Spaß kommt nicht zu kurz

Nun noch zum spaßigen Teil in Salamanca. Partys finden so gut wie jeden Tag statt. Seien es WG-Partys oder Parties in irgendeiner Bar. Den Abend beginnt man meist mit "Pinchas" essen in einer der zahlreichen Bars. Zu einem bestellten Getränk bekommt man umsonst oder sehr günstig etwas kleines zu essen - meist Fleischspieße. In eine Disko zu gehen, lohnt sich erst ab erst ab 2.00 Uhr. Einige öffnen sogar erst gegen 4.00 Uhr. Gefeiert wird dann mit viel Alkohol bis in die frühen Morgenstunden.

Ich bin viel gereist und hab mir das Land angesehen. Wenn ihr mal ein paar Tage im Krankenhaus fehlt, stört das keinen.
Viele Reisebüros bieten günstige Tagestouren an, bei denen der Eintritt in etwaige Museen enthalten ist. Auf jeden Fall müsst ihr euch Madrid anschauen, wobei ein Tag meiner Meinung nach zu wenig ist. Da man mit dem Bus preisgünstig überall hinfahren kann, war ich auch ein Wochenende in Portugal.

Macht was draus!

Schlagworte

Mehr zum Thema

Bericht: Chirurgie-PJ-Tertial in Granada

Bericht: Famulatur in Málaga

Bericht: Ein Semester in Andalusien