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  • Helmar Weiß
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  • 16.06.2009

Publikationspromotion

Mit der Publikation zum Doktortitel: Doktoranden können an manchen Universitäten ihre Publikationen als Doktorarbeit einreichen. Dadurch soll das Promotionsverfahren beschleunigt und die Qualität der Arbeit verbessert werden. Als Beispiel dient das Verfahren an der Charité, der MMH und Gießen.

Foto: Mast, Fotolia

Die Publikationspromotion

Neben dem klassischen Weg bieten manche Universitäten eine neue Form der Promotion an: die Publikationspromotion. Doktoranden können ihre bereits in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlichten Ergebnisse als Promotion einreichen. Je nach Universität werden allerdings unterschiedlich hohe Anforderungen an die Zeitschrift, die Anzahl der Publikationen und die Autorenschaft gestellt.

 

Kumulative Promotion an der Charité

Seit Mai 2003 gibt es an der Charité in Berlin die Möglichkeit, eine sogenannte "kumulative Promotion" zu beantragen. Allerdings ist das nicht für Jedermann geeignet: Die Anforderungen an der Charité sind so hoch, dass nur wenige Doktoranden von dieser Möglichkeit Gebrauch machen können. Drei wissenschaftliche Publikationen in einem international angesehen Journal muss der Bewerber einreichen, um die kumulative Promotion beantragen zu können. Bei mindestens einer dieser Publikationen muss der Doktorand Erstautor sein, die letzte Publikation sollte nicht länger als 1 Jahr zurückliegen.

Die kumulative Promotion ist nicht für jeden Studenten geeignet, so Frau Hirche vom Büro für akademische Grade an der Charité. Besonders engagierten Doktoranden können nun allerdings ihren Doktortitel schneller erlangen.

Das Büro für akademische Grade ist mit der Anzahl der Bewerbungen für eine kumulative Promotion zufrieden: ein Verfahren läuft, drei weitere Bewerbungen wurden eingereicht.

http://promotion.charite.de/

 

Publikationspromotion an der MHH

An der Medizinische Hochschule Hannover (MHH) gibt es eine Publikationspromotion schon seit September 2000. Es gibt keine schriftlich fixierten Vorgaben zum Journal oder zur Erstautorenschaft. Damit die Bewerbung genehmigt wird, sollte der Studenten aber Erstautor und zumindest gleichwertiger Zweitautor der Publikation sein. Die Veröffentlichung sollte nicht länger als 2 Jahre zurückliegen und muss in einem entsprechendem Journal erschienen sein.

Die Resonanz sei sehr gut, so das Promotionsbüro der MHH. Bis zu 10 von 300 eingereichten Promotionen pro Jahr würden über Publikationen beantragt.

Egal ob Publikationspromotion oder klassische Doktorarbeit: an beiden Universitäten muss die Doktorarbeit im Rahmen einer mündlichen Prüfung verteidigt werden.

Auch die Universitäten profitieren von dem neuen Verfahren. Die Manuskripte durchlaufen vor der Veröffentlichung in einem Journal einen langen Beurteilungsprozess. Damit ist eine angemessene Qualität der Arbeit gewährleistet, zudem entfällt für die Universitäten das aufwendige Begutachtungsverfahren der eingereichten Manuskripte.

 

Promotionsordnungen lesen!

Neben Charité und MHH gibt auch an anderen Unis die Möglichkeit, mit einer Publikation zu promovieren. In Gießen beispielsweise gibt es zwar theoretisch diese Option, nur hat noch kein Student diese Promotionsform beantragt! Besorge dir die Promotionsordnung deiner Uni!

 

Das Fazit: Gutes Verfahren, wenn man schon publiziert hat

Wer eine Karriere an der Universität anstrebt und eine gute Note will, der sollte seine Ergebnisse veröffentlichen. Für ein "Summa cum laude" ("ausgezeichnet") gehört eine Publikation der Ergebnisse an manchen Unis schon dazu.

Das neue System der "Publikationspromotion" erleichtert unter Umständen eine Promotion, wenn man schon publiziert hat. Es ist allerdings nicht einfach, seine Daten in einem international renommierten Journal zu veröffentlichen.

Ob der Doktorand bei der Publikation seiner Doktorarbeit Erstautor ist oder nicht, führt manchmal zu ernsthaften Streitigkeiten zwischen Doktorvater und Doktorand. Viele Universitäten setzten für eine Habilitation vorraus, dass der Bewerber eine festgelegte Anzahl an Erstautorenschaften vorweisen kann. Daher hat häufig auch der Doktorvater Interesse an der Erstautorenschaft.

Die Publikationspromotion ist für Doktoranden gut geeignet, die schon publiziert haben! Von vornherein diese Promotionsform anzustreben, ist nicht zu empfehlen.

Weiterlesen: Peer-Review und Impact Factor

Wer würde nicht gerne seine Doktorarbeit in einem bekannten Journal veröffentlichen? Die Publikation der eigenen Ergebnisse verbessert Ansehen, Promotionsnote und Karrierechancen. Publizieren ist nicht einfach. Bis zur Veröffentlichung vergeht eine Menge Zeit und auch die Frage der Erstautorenschaft sorgt häufig für handfesten Streit mit dem Doktorvater.

Alles, was du über Peer-Review, Impact-Factor und Journals wissen solltest:

Publizieren um jeden Preis?

Literaturtipp aus dem Georg Thieme Verlag: Christel Weiß / Axel W. Bauer: Promotion
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