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  • Bericht
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  • Kirstin Ludwig
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  • 12.11.2013

Pflichtquartal Allgemeinmedizin – Diskussion neu entfacht

Kaum formiert sich eine neue Regierung, kommt das Thema Pflichtquartal Allgemeinmedizin wieder auf den Tisch – zum Ärger der Studierenden. Lokalredakteurin Kirstin hat die Positionen der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland zusammengefasst.

 

Allgemeinmedizinerin - Foto: K. Oborny

Allgemeinmedizinerin beim Sonografieren - Foto: K. Oborny

Seit der Reform der Famulaturen spielt die praktische Ausbildung in der Allgemeinmedizin eine große Rolle im Medizinstudium. Alle Studenten, die ab dem Wintersemester 2013/2014 in die Klinik kommen, müssen mindestens einen Monat in einer allgemeinmedizinischen Praxis famulieren. Dazu kommt noch ein zweiwöchiges Blockpraktikum. Studenten, die gerne noch mehr in diesem Fachbereich lernen möchten, dürfen auch noch einen weiteren Monat Famulatur und ein Tertial ihres PJs in einer Praxis absolvieren.

 

Position der DEGAM

In einem aktuellen Positionspapier schlägt die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM) nun vor, das PJ zudem statt in drei in vier Teile zu gliedern. Wie bisher sollen jeweils ein Teil in der Inneren Medizin, der Chirurgie und einem Wahlfach absolviert werden, dazu soll dann ein Quartal in einer allgemeinmedizinischen Praxis kommen. Dadurch würde dann die Allgemeinmedizin im Staatsexamen mündlich geprüft werden. Die mutmaßliche neue Koalition aus Union und SPD findet diesen Vorschlag gut und möchte so das Fach Allgemeinmedizin im Studium stärken.

 

Mehr Hausärzte durch Pflichtquartal

Nach der Einführung des 14-tägigen Blockpraktikums wurde durch eine Umfrage erhoben, dass viele Studenten es sich nun besser vorstellen können, Hausarzt zu werden. Auf dieser Grundlage vermutet die DEGAM, dass viele Studenten sich eher für den Beruf als Hausarzt entscheiden, wenn sie eine noch längere Zeit in einer Praxis verbringen.

 

Widerstand mit Tradition

Schon 2012 stieß der Vorschlag der DEGAM auf heftigen Widerstand der Studierenden. An vielen Universitäten demonstrierten die Studenten gegen die Neu-Einteilung des PJ. Der Vorschlag wurde anschließend im Bundesrat abgelehnt.

 

Studenten fordern: keine Quartale im PJ

Den Studierenden ist es sehr wichtig, die Einteilung des PJ in Tertiale beizubehalten, da ansonsten die Möglichkeit, einen Teil des praktischen Jahrs im Ausland zu verbringen, stark eingeschränkt würde. Außerdem würde die Einteilung in Quartale die Zeit in einem Fachbereich verkürzen. Darunter würde die breite Ausbildung in allen Fachbereichen leiden.

 

Mehr Hausärzte durch bessere Bedingungen

Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) sieht den aktuell wichtigsten politischen Handlungsbedarf nicht mehr in der Ausbildung. Auch wenn es sehr wichtig ist, an allen Universitäten Lehrstühle für die Allgemeinmedizin zu etablieren und Lehrpraxen zu gewinnen, ist es doch am wichtigsten, die Arbeitsbedingungen für niedergelassene Hausärzte zu verbessern. Vor allem das finanzielle Risiko, der große Anteil an Bürokratie und die unangemessene Honorierung halten viele Medizinstudierende von einer Karriere als Hausarzt ab.

 

Freiwillig in die Allgemeinmedizin

Einige Studierende würden gerne ein Teil ihres PJ in der Allgemeinmedizin absolvieren. Andere möchten gerne einen Einblick in einen anderen Bereich des ärztlichen Berufsfeldes bekommen. Aber in einem sind sie sich einig: Das Studium hat genug Pflichtveranstaltungen, ein Tertial sollte den eigenen Interessen vorbehalten bleiben.

 

Links zum Weiterlesen

Bericht in der Ärztezeitung

Stellungsnahme der bvmd

PDF des Positionspapier der DEGAM

 


Umfrage:

(abgeschlossen)

Wir fragten:

Sollte die Allgemeinmedizin als Pflichttertial im PJ vorkommen?

Ergebnis:

Ja - als zusätzliches verpflichtendes viertes Quartal: 23%

Ja - als verpflichtendes drittes Tertial (anstatt dem bisherigen Wahltertial): 14%

Nein - wer Allgemeinmedizin machen möchte, kann das Fach als Wahltertial belegen: 63%

 

 

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