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  • Interview
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  • Anne-Sophie Mehdorn
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  • 21.03.2013

Vier Fragen zur Palliativmedizin in Würzburg

2009 wurde ein weiteres Fach verpflichtend in das Curriculum der Medizinstudenten in Deutschland eingeführt - der Querschnittsbereich 13 (Q13). Er umfasst die palliativmedizinische Lehre nebst ihren angrenzenden Bereichen. Seit dem WS 2012/13 findet die palliativmedizinische Lehre nun auch in Würzburg verpflichtend für jeden Studenten im neunten Semester statt. Nikola gehört zum ersten Semesterjahrgang, die den Q13 absolviert haben. Lokalredakteurin Anne-Sophie hat ihr vier Fragen zum Thema gestellt.

> Was erwartet den Studenten im neuen Q13?

Formell erwarteen den Studenten eine Einführung und ein Überblick über die Arbeit in der Palliativmedizin, semesterbegleitend in einer Vorlesung und verschiedenen Praktika. Inhaltlich geht es von Problemen rein somatischer Natur wie Ernährung, Herz, Lunge und vor allem Schmerz über neurologisch-psychiatrische Schwerpunkte wie Demenz, Depression oder Angstzustände bis hin zu soziokulturellen Bereichen, wie beispielsweise die Körperlichkeit des Patienten oder auch der Umgang mit Sterben und dem Lebensende im Allgemeinen.

 

> Inwiefern hat er sich von anderen ähnlichen Bereichen abgegrenzt?

Die Palliativmedizin wurde im bisherigen Studium so noch nie explizit behandelt. Man findet Elemente aus der Schmerztherapie, aus der Pharmakologie, der Inneren Medizin, besonders der Geriatrie, der Psychiatrie, der Sozialarbeit, eigentlich sogar der Religionen, eben alles, was für einen Patienten auf der Palliativstation wichtig ist.

Es ist die Patientenausrichtung und das Zusammenführen verschiedener Disziplinen was dieses Fach ausmacht. Das alles überdeckt von einem sehr pragmatischen und sehr menschlichen Ansatz wie man die Lebensqualität des individuellen Patienten erhalten oder sogar steigern kann, indem man in allen möglichen Bereichen spirituell, kulturell und natürlich auch medizinisch auf ihn eingeht. Und dann natürlich die Besonderheit, dass viele Patienten unheilbar krank sind und sich konkret mit dem Tod auseinandersetzen.

 

> Was hat dir besonders gut gefallen?

Besonders gut hat mir gefallen, dass es ein Bereich der Medizin ist, in dem sich für den Patienten noch Zeit genommen wird. In einem Praktikum auf Station hatten wir die Möglichkeit mit einer Patientin zu sprechen, was sehr lustig war, wie man vielleicht nicht zu allererst erwartet hätte. Auch sonst habe ich die Stimmung als sehr angenehm wahrgenommen, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Kapazitäten an Pflegenden und Ärzten höher und die Arbeit dadurch stressfreier ist, was den fürsorglichen und zeitintensiven Umgang mit dem Patienten erst ermöglicht.

 

> Denkst du, dass dich dieser Kurs gut auf den Umgang mit palliativen Patienten im normalen Klinikalltag vorbereitet hat?

Wie jeder Kurs war auch dieser für mich nur eine Einführung, die aber auf jeden Fall auf den Palliativpatienten sensibilisiert hat, wovon dann hoffentlich nicht nur Palliativpatienten profitieren. Ich meine, dass man ein offenes Ohr für die Sorgen, Leiden und Wünsche der Patienten hat und sie ernst nimmt und versucht ihnen zu helfen. Es ist klar, dass das nicht auf allen Stationen gewährleistet werden kann, und in dem Umfang auch gar nicht immer nötig ist, aber eine prinzipielle Grundhaltung Pro-Patient ist ja überall wünschenswert.
Insofern hat der Kurs mir auf jeden Fall Einblicke ermöglicht, die ich sehr positiv abgespeichert habe. So positiv, dass ich gleich meine letzte Famulatur dort machen werde!

 

Vielen Dank für das Interview und viel Spaß bei deiner Famulatur!

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