- Kurs
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- H. Genzwürker und J. Hinkelbein
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- 01.01.2005
Online-Kurs Notfallmedizin - Fall 1: Motorradunfall
Zusammengestellt aus dem Fallbuch Anästhesie, Intensivmedizin und Notfallmedizin.
An einem sonnigen Samstagnachmittag werden Sie kurz nach dem Mittagessen durch die Rettungsleitstelle mit der Einsatzmeldung "Unfall mit Motorradfahrer" alarmiert. An der Einsatzstelle finden Sie einen Motorradfahrer am Boden liegend, der von der Rettungswagenbesatzung erstversorgt wird. Der Helm ist bereits abgenommen, ein Rettungsassistent legt gerade einen venösen Zugang am linken Unterarm, während sein Kollege den Patienten mit dem Beatmungsbeutel beatmet.
Ihnen werden folgende Erstbefunde genannt: Patient bewusstlos, keine Reaktion auf Schmerzreiz, Anisokorie (rechte Pupille größer), systolischer Blutdruck 90 mmHg, Pulsfrequenz 100/min, beim Body-Check (orientierende Untersuchung) Hinweise auf ein geschlossenes Schädel-Hirn-Trauma, Rippenfrakturen/Oberarmfraktur/Unterschenkelfraktur rechts. Der Motorradfahrer sei ohne Fremdverschulden in einer Kurve gestürzt, weitere Beteiligte gibt es nach Aussagen der Polizei nicht.
Fragen:
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1. Sind Sie mit der Helmabnahme durch die Rettungsassistenten einverstanden?
Antwort:
Ja, unbedingt! Das Freimachen und Freihalten der Atemwege hat oberste Priorität!
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2. Welche Maßnahmen müssen Sie vordringlich durchführen?
Antwort:
- Respiratorische Stabilisierung:
- endotracheale Intubation und Beatmung
- Absaugbereitschaft
- Narkose, z. B. mit Fentanyl und Midazolam
- (Spannungs-)Pneumothorax, Hämatothorax ausschließen (Lunge bei V.a. Rippenserienfraktur rechts seitengleich belüftet?) und ggf. Thoraxdrainage legen (s. Kommentar)- Kreislaufstabilisierung (Schockbekämpfung):
- Schocklage
- 2 großlumige (G14 oder G16) periphervenöse Zugänge (wenn möglich)
- Infusionstherapie- Logistik: unverzüglicher Transport des Patienten in eine geeignete Klinik über Rettungsleitstelle organisieren; Anmeldung: Polytrauma (schweres Schädel-Hirn-Trauma, Thoraxtrauma, Extremitätenfrakturen)
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3. Ein Rettungsassistent fragt, ob Sie dem Patienten nicht zuerst eine Zervikalstütze anlegen wollen. Ist dies sinnvoll?
Antwort:
Aufgrund des übrigen Verletzungsmusters und des Unfallhergangs müssen Sie an ein Trauma der Halswirbelsäule (HWS) denken. Die Anlage einer Zervikalstütze ist sinnvoll und sollte durchgeführt werden, bis alle Vorbereitungen zur endotrachealen Intubation getroffen sind.
Wegen möglicher Beeinträchtigung der Sichtbedingungen bei der endotrachealen Intubation kann es sinnvoll sein, die Zervikalstütze während dieses Vorgangs zu lockern oder zu entfernen und die achsengerechte Stabilisierung der HWS durch einen Helfer durchführen zu lassen. Danach sollte die Zervikalstütze wieder fest angebracht werden.
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4. Bei der Übergabe im Schockraum werden Sie nach dem initialen Punktwert der Glasgow Coma Scale des Patienten gefragt. Was antworten Sie?
Antwort:
Initialer Wert der Glasgow Coma Scale (GCS) des Patienten:
3 Punkte- Patient öffnet die Augen nicht: 1 Punkt
- Keine verbale Reaktion: 1 Punkt
- Keine motorische Reaktion: 1 Punkt
Kommentar zu diesem Fall (PDF)
Online-Kurs Notfallmedizin
Die Fälle im Online-Kurs Notfallmedizin
Fall 1: Motorradunfall
Fall 2: Kind mit Krampfanfall
Fall 3: Thoraxschmerz
Fall 4: Hemiparese
Fall 5: Suizidversuch
Fall 6: Verbrennung
Fall 7: Bauchschmerzen & Arrhythmie
Fall 8: Fieber, Husten, Auswurf
Fall 9: Wespenstich