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  • Anne-Sophie Mehdorn
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  • 20.01.2012

Das Blockpraktikum

Auf die Theorie folgt die Praxis. In Würzburg gibt es neben der Famulatur und dem PJ auch Blockpraktika. Anne-Sophie Mehdorn erklärt, was an diesen Prakika so speziell ist.

 

Seit Einführung der neuen Approbationsordnung im Jahre 2002 ist vorgesehen, dass die Medizinstudenten nicht nur theoretisch lernen, sondern auch ein Blockpraktikum ableisten sollen. Laut Approbationsordnung sind Blockpraktika Veranstaltungen von ein- bis sechswöchiger Dauer zur Differentialdiagnostik und -therapie der wichtigsten Krankheitsbilder unter Bedingungen des klinischen und ambulanten medizinischen Alltags. Die Blockpraktika sind in den folgen fünf Bereichen abzuleisten: Innere Medizin, Chirurgie, Kinderheilkunde, Frauenheilkunde und Allgemeinmedizin.

 

Die Einführungswoche

In Würzburg wird diesen speziellen Anforderung der Approbationsordnung ein ganzes Semester lang Rechnung getragen. Das 10. Semester ist das sogenannte Blockpraktikumssemester.

Die erste Semesterwoche ist eine Art Einführungswoche, während der allgemeine Vorträge gehalten werden. Dabei geht es von der Interpretation verschiedener Laborergebnisse über das korrekte Verfassen eines Arztbriefes bis hin zu speziellen Untersuchungstechniken. Auch Basisdiagnostika wie EKG oder Lungenfunktion werden noch einmal wiederholt. Einen halben Tag verbringt jeder Blockpraktikant außerdem in der Lehrklinik, wo unterschiedliche praktische Stationen durchlaufen werden: Unter anderem werden die praktische Untersuchung des Knies, Durchführung arterielle Punktionen, Auskultationen von Herz und Lunge oder die Planung des Stationsalltages sowie das Arbeiten mit den Patientenkurven wiederholt.

 

Von den Pjlern lernen

Im Anschluss daran geht es gleich mit den Blockpraktika los: Zwei Wochen Innere, zwei Wochen Chirurgie, zwei Wochen Allgemeinmedizin, zwei Wochen Pädiatrie und eine Woche Gynäkologie muss jeder in unterschiedlicher Reihenfolge durchlaufen.

Jeden zweiten Montag also dasselbe Spiel: Die Studenten lernen ein neues Team sowie eine neue Station kennen und müssen sich in den Bereich einarbeiten. Dabei stehen auch konkrete Aufgaben an: Mit den PJlern zusammen sind die Studenten für einen Großteil der Aufnahmen zuständig und müssen diese den Stationsärzten oder Oberärzten vorstellen. Natürlich fehlt auch nicht das obligatorische Hakenhalten oder Blutabnehmen, ohne dass man sich das Medizinstudentendasein auf Station schwer vorstellen kann. Alles in allem sind die "Blockies" - wie sie häufig liebevoll genannt werden - für ähnliche Aufgaben verantwortlich wie die PJler und werden meist auch von diesen angeleitet. Wer sich interessiert zeigt, kann auch von Stations- oder Oberärzten viel lernen.

 

Blocki vs. PJler

Auch wenn sowohl Blockis als auch PJler noch Studenten sind, unterscheiden sie sich durch ein paar Feinheiten: Teilweise verfügen PJler über SAP-Zugänge, was den Stationsalltag ungemein erleichtert. Außerdem erhalten sie meist Essensmarken und speisen somit kostenlos. Dazu kennen sie sich besser auf der Station und mit der Arbeit aus, sodass die Blockpraktikanten jemanden auf Augenhöhe fragen können, wenn sie sich nicht sofort an den Stationsarzt wenden möchte. Zusätzlich unterscheiden sich beide durch die unterschiedlichen Anwesenheitszeiten: Meistens dürfen Blockies spätestens gegen 16.00 Uhr nach Hause gehen, wohingegen PJler meist länger anwesend sein und teilweise liegengebliebenes aufarbeiten müssen. Der Übergang zwischen dem normalen Studentendasein und dem langen PJ-Alltag wird durch das Blockpraktikum daher ganz gut vorbereitet.

 

Arztbriefe und Epikrisen

Neben den sogenannten soft skills lernen die Blockpraktikanten auch jede Menge hard skills. In verschiedenen Seminaren werden Fakten, Differnzialdiagnosen, aber auch Denkanstöße vermittelt. Außerdem ist es Pflicht jedes Blockpraktikanten Arztbriefe oder Epikrisen über mindestens einen, teilweise auch zwei Patienten pro Block zu verfassen. Anhand dieser Epikrisen erfolgt gegen Ende des jeweiligen Blockes eine mündliche Prüfung durch Stations- oder Oberarzt. Die daraus resultierende Note ist dann die scheinrelevante Note.

 

Vor- und Nachteile der Blockpraktika

Insgesamt ist das 10. Semester ein vielfältiges und durchaus interessantes Semester. Man erhält Einblicke in verschiedene Bereiche, die man sich sonst möglicherweise nicht angeschaut hätte und ist außerdem gezwungen sich fortzubilden. Insgesamt scheint es daher etwas ernsthafter als in Famulaturen zuzugehen. Im 9. Semester schreibt man offiziell die letzten Klausuren. War man in diesen nicht so erfolgreich, so dient das 10. Semester auch als eine Art "Puffersemester". Denn während diesem Semester ist es dann möglich, die Altlasten abzutragen, ohne ein zusätzliches Semester einlegen zu müssen. Abgesehen davon werden in manchen Fachrichtungen Blockpraktikumsplätze außerhalb Würzburgs angeboten. So können auch andere Kliniken kennengelernt werden.

Demgegenüber steht der ständige Wechsel von Station und Klinik. Stets müssen sich die Blockis aufs neue Einfinden und an neue Gegebenheiten anpassen. Auch die Ärzte und die Pflegenden über die ständig wechselnden Studenten nicht nur erfreut. So kann es passieren, dass die Blockpraktikanten wenig beachtet werden, da sie sowieso bald wieder weg sein werden. Außerdem sind die Tage häufig von Pflichtseminaren und Funktionen überladen, was die Integration in das Stationsteam nicht einfacher macht.

Andererseits genießen die Blockis in der allgemeinmedizinischen Praxis einen nahezu unwirklichen Luxus: Sie sind einzelnd jeweils einem Allgemeinmediziner zugeordnet und können meist enorm von einer Eins-zu-Eins-Betreuung profitieren.

Zusammenfassend ist es eine gute Erfahrung "Blocki" zu sein und die meisten Studenten freuen sich, endlich praktisch am Patienten arbeiten zu können.

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