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  • Tobias Brunnbauer
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  • 10.08.2022

Medizingeschichte in Würzburg – 5 Namen, die Du kennen solltest

Jeder, der schonmal in Würzburg war, weiß: Diese Stadt hat einiges an geschichtlicher Faszination zu bieten – dies bestätigt sich nicht nur beim Bestaunen der Burg oder Residenz, sondern auch, wenn man einen Blick auf die Vergangenheit der medizinischen Forschung in Würzburg wirft. In diesem Aritkel erfährst du mehr über Würzburgs „Top Five der Medizingeschichte“.

 

 

1.    Rudolf Virchow (1821-1902)

„Omnis Cellula e Cellula“ - diese Worte werdet ihr als Medizinstudierende in Würzburg nicht nur einmal in der Biologievorlesung zu hören bekommen. Schließlich war es in Würzburg, wo Rudolf Virchow 1858 die fundamentale Entdeckung machte, dass Zellen aus anderen Zellen und nicht, wie zuvor angenommen, aus einem unförmigen Urschleim (dem sogenannten „Blastem“) entstehen. Was sich heute fast schon von selbst erklärt, galt damals als großer Schritt für die Wissenschaft.
Als wäre dies nicht schon genug, beschäftigte sich Virchow eingehend mit Bluterkrankungen und beschrieb 1845 „Weißes Blut“ bei Blutkrebs, weshalb wir den heute geläufigen Namen „Leukämie“ auf ihn zurückführen dürfen. Um sicherzustellen, dass dieser großartige Arzt und Wissenschaftler nicht in Vergessenheit gerät, wurde 2002 sogar das „Rudolf-Virchow-Zentrum für experimentelle Biomedizin“ nach ihm benannt.
Kurz nach seiner Zeit kam es jedoch schon zum nächsten großen Durchbruch in Würzburg.

2.     Wilhelm Röntgen (1845-1923)

Spätestens bei den Ersti-Tagen wird man an der geschmückten „Röntgen-Gedächtnis-Stätte“ vorbeigeführt, wo vor mehr als 120 Jahren Wilhelm Röntgen mit der Entdeckung der nach ihm benannten Strahlung einen Grundstein für die moderne medizinische Diagnostik legte.
Im ehemaligen Physikalischen Institut der Universität Würzburg – heute Hochschule Würzburg-Schweinfurt – entdeckte Prof. Dr. Wilhelm Conrad Röntgen 1895 diese sensationellen Strahlen, denen er den Namen X-Strahlen gab.

Seit 1985 gewährt die „Röntgen-Gedächtnis-Stätte“ vielen Besuchern einen Einblick in die experimentelle Physik des ausgehenden 19. Jahrhunderts und zeigt neben der Entdeckungsapparatur einen Kathodenstrahlversuch – der Basis dieser Entdeckung war – einen Durchleuchtungsversuch mit X-Strahlen und den historischen Hörsaal Röntgens.

Nur so nebenbei: einen ähnlichen Versuch werdet ihr als Medizin-Erstis auch im Würzburger Physik-Praktikum durchführen dürfen.
2020 feierte die Gedächtnisstätte außerdem ihren 125. Jahrestag, wobei ein neues Ausstellungskonzept erarbeitet wurde. Nicht nur, aber auch deswegen, ist ein Besuch dort in jedem Fall lohnend.


3.     Karl Landsteiner (1868-1943)

Knapp 30 Jahre nach dem Riesenerfolg Wilhelm Röntgens, folgte bereits der nächste Meilenstein in der Medizingeschichte Würzburgs. Karl Landsteiner oder „der Vater der Immunhämatologie”, wie er oft genannt wird, entdeckte, dass es drei Blutgruppen geben muss und legte damit den Grundstein für das heute geläufige AB0-System.
1930 erhielt er dafür den Nobelpreis für Medizin und sein Geburtstag, der 14. Juni, ist bis heute der Weltblutspendetag.
 

4.     Hans Speemann (1869-1941)

Für mich persönlich war die Embryonalentwicklung eines der spannendsten Themen der Biologievorlesung im ersten Semester. Wie kann aus einer befruchteten Eizelle ein Lebewesen entstehen, das Arme, Beine und einen Kopf hat?
Vereinfacht könnte man sagen, Hans Speemann hatte sich mit dieser Frage beschäftigt und entdeckte dabei, dass es in einem Embryo immer gewisse Zellen mit Organisatorfunktion gibt. Diese Zellen sind quasi die zentrale Schaltstelle des Embryos und sagen allen anderen Zellen, wo sie hinwandern sollen und wie sie sich zu differenzieren haben.

Speemann erforschte all dies jedoch nicht an menschlichen Embryonen, sondern unter anderem an Bandwürmern. Angeblich ging daran fast seine Ehe zugrunde, da der sittenstrengen Verwandtschaft seiner Verlobten die Bandwürmer dann doch etwas zu „unappetitlich“ waren. Was man nicht alles für die Wissenschaft aufs Spiel setzt.

    
5.    Harald zur Hausen (geboren 1936)

Wer nun denkt, dass alle Würzburger Nobelpreisträger bereits tot sind und der Vergangenheit angehören, der täuscht sich. Harald zur Hausen, der sich 1969 in Würzburg habilitierte und an der Entstehung von Krebsarten durch Virusinfektionen forschte, wurde erst 2008 mit dem Nobelpreis für Physiologie und Medizin ausgezeichnet. Bereits 1976 publizierte er die Hypothese, dass humane Papillomviren (Warzenviren) eine Rolle bei der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs spielen.
Aus dieser Hypothese wurde bald eine wissenschaftlich fundierte Gewissheit. Heute haben wir Harald zur Hausen zu verdanken, dass Impfstoffe gegen die Auslöser der dritthäufigsten Krebserkrankung entwickelt werden konnten.


Egal zu welchem Zeitpunkt der letzten zwei Jahrhunderte - die Würzburger Mediziner und Forscher trugen stets einen wesentlichen Teil zum Fortschritt der Wissenschaft bei und auch heute noch ist Würzburg ein Standort mit starker medizinischer Forschung. Wer sich für die Schnittstelle zwischen Forschung und Klinik interessiert, kann hier einen weiteren Artikel dazu lesen.


Quellen:

Allgemein
●    https://www.uni-wuerzburg.de/uniarchiv/persoenlichkeiten/nobelpreistraeger/

Rudolf Virchow
●    https://www.dhm.de/lemo/biografie/rudolf-virchow
●    https://www.uni-wuerzburg.de/rvz/startseite/

Karl Landsteiner
●    Paul Speiser. Karl Landsteiner, Entdecker der Blutgruppen und Pionier der Immunologie. Biographie eines Nobelpreisträgers aus der Wiener Medizinischen Schule.

Hans Speemann
●    Vorlesung, Biologie I, Würzburg
●    https://www.uni-wuerzburg.de/uniarchiv/persoenlichkeiten/bedeutende-gelehrte/hans-spemann/

Harald zur Hausen
●    https://www.uni-wuerzburg.de/uniarchiv/persoenlichkeiten/bedeutende-gelehrte/harald-zur-hausen/

Wilhelm Röntgen
●    https://www.dhm.de/lemo/biografie/wilhelm-roentgen
●    https://wilhelmconradroentgen.de/de/start

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