- Interview
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- Benedikt Neubauer
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- 27.06.2011
Sono4You - das Ultraschalltutorium
Die Österreichische Medizinerunion bietet in Kooperation mit den Medical Media Services (MMS) mehrmals im Jahr einen Ultraschall-Grundlagenkurs an. Dieser findet unter dem Motto "von Studenten für Studenten" im Allgemeinen Krankenhaus (AKH) der Stadt Wien statt. Lokalredakteur Benedikt Neubauer hat mit dem Medizinstudenten und Projektleiter des Ultraschall-Kurses, Alexander Sachs, gesprochen.
> Der Ultraschall ist eine günstige, nicht-invasive, schnelle Untersuchungsmethode und sollte deshalb zu den Fertigkeiten eines jeden Mediziners gehören. Leider hat die Sonographie an der Uni eher theoretischen Charakter. Wie entstand schlussendlich die Initiative für den Ultraschallkurs?
Alexander Sachs: Das Ganze hat seine Anfänge im Jahr 2007. Damals hatte sich ein kleiner Kreis von an der Sonographie interessierten Medizinstudenten gebildet. Ihre Idee von einem Ultraschallkurs mit praktischen Übungen fand schnell Zustimmung bei den Wiener Radiologieprofessoren Dr. Hörmann und Dr. Pokieser. Prof. Pokieser ist auch Leiter der Einrichtung für MMS im AKH Wien und sehr engagiert in Ausbildung und Lehre tätig. Er hat ein Ultraschallgerät und einen Raum zum Üben organisiert. Die Motivation der Studentengruppe führte letztendlich zu einem Angebot von Grund- und Übungskursen für alle Studenten in der Abdomensonographie.
> Habt ihr von der Medizinischen Universität Wien Unterstützung erhalten?
Wir sind ein Projekt, das ohne finanzielle Hilfe auskommt. Wie bereits erwähnt, werden uns die Räumlichkeiten, Geräte und Expertise von einzelnen engagierten Ärzten, wie Prof. Bodner, Prof. Binder, Dr. Moritz, Prof. Pokieser und Prof. Hörmann organisiert und zur Verfügung gestellt. Von ihrem Engagement ist der Ultraschallkurs quasi abhängig. Die offizielle Seite der Medizinischen Universität Wien (MUW) nimmt uns leider relativ wenig wahr. Fairerweise muss ich aber erwähnen, dass das MMS ja ein Teil der MUW ist.
> Wie ist euer Team strukturiert und wie bildet ihr euch selbst fort?
Unsere Tutorenzahl liegt derzeit bei etwa. 20 Medizinstudenten. Leider müssen wir immer wieder auf erfahrene Studenten verzichten, weil sie zum Beispiel ins Ausland gehen oder ihr Studium abschließen. Glücklicherweise konnten wir vor kurzem wieder einige neue Gesichter in unserem Team begrüßen. Das freut mich umso mehr, weil wir alle ehrenamtlich arbeiten.
Mittlerweile treffen wir uns im Team regelmäßig mindestens einmal im Monat um Organisatorisches zu besprechen oder praktisch zu üben. Auch mit einigen Ärzten der Radiologie des AKH Wien stehen wir in Kontakt und tauschen uns fachlich in wöchentlichen Fortbildungen aus.
> Nehmt ihr auch an Kongressen teil?
Alexander Sachs: Wir hatten heuer sogar die Möglichkeit unser Projekt am European Congress of Radiology (ECR) vorzustellen und wurden in der Kategorie "Radiology in Undergraduate Education" ausgezeichnet. Das war für uns ein einmaliges Erlebnis, weil die Organisatoren sehr um die Studenten bemüht sind und wir so auch in Kontakt mit Koryphäen des Fachs kommen. Sie wollen unser Projekt auch nächstes Jahr am Kongress umsetzen. In welcher Form genau, wissen wir noch nicht, vielleicht werden wir dort dann Kurse veranstalten.
> Wie sieht euer Kursangebot aus und wie finde ich die Termine?
Alexander Sachs: Am Besten besucht man unsere Homepage. Dort stehen alle Infos und Termine. Aktuelle Informationen gibt es auch über unsere Facebook-Gruppe. Wir bieten Kurse für Abdomen, Hals und Herzecho an. Die Grundkurse sind für zwei Stunden angesetzt. Sie dauern aber erfahrungsgemäß erheblich länger, je nach Interesse der Kursteilnehmer. An sich ist es so gedacht, dass die Teilnehmer nach diesen Grundkursen regelmäßig selbstständig zu gewissen Terminen üben kommen und so ihre Fertigkeiten verbessern.
> Ab welchem Semester können die Kurse belegt werden?
Prinzipiell setzen wir als einzige Voraussetzung ein Grundwissen in Anatomie voraus. Den Abdomen-Kurs können Studenten schon in frühen Semestern beginnen, weil dabei hauptsächlich anatomische Kenntnisse umsetzt werden. Auch in den "Ultraschall am Hals"-Kurs kann früh eingestiegen werden.
Anders ist das beim Herzecho-Kurs. In diesem Kurs ist es sinnvoller, bereits Ultraschall-Erfahrung zu haben.
> Was können die Studenten von den Kursen erwarten?
Alexander Sachs: Wer nur einmal den Grundkurs macht, kann sich davon nicht allzu viel erwarten. Dann kann er zwar grobe Dinge auf dem Bildschirm erkennen und Standardschnitte einstellen, aber nicht mehr. Es wäre also optimal, den Grundübungskurs zu machen und dann weitere Übungstermine in Anspruch zu nehmen, um das Gelernte zu wiederholen.
> Die Sono4You Kurse erfreuen sich bei der "medsuccess" - Messe großer Beliebtheit. Wie sieht die Nachfrage während des restlichen Jahres aus?
Der Andrang ist auch während des Jahres sehr groß. Prüfungsbedingt ist er im Wintersemester aber noch größer als im Sommersemester. Was wir leider beobachten ist, dass viele Leute nur den Grundkurs machen und dann das Engagement beziehungsweise die Zeit zum weiteren Üben fehlt. Immer wieder melden sich einige Teilnehmer online an und erscheinen dann nicht. Deshalb wollen wir jetzt unser System umstellen und die Grundkurse künftig enger mit fixen Übungsterminen verknüpfen. In Zukunft wollen wir auch mehr Kursanfragen wahrnehmen, weil dann die interessierten Kollegen auf uns zukommen und die Kurse tatsächlich stattfinden.
> Habt ihr vor, neue Kurse für Fortgeschrittene oder Kurse zu anderen Fragestellungen anzubieten?
Fortgeschrittene, die bei uns den Grundkurs absolviert haben, können wie gesagt, auf Eigeninitiative oder zu fixen Terminen kommen und ihre Fähigkeiten vertiefen. Wir organisieren auch immer wieder Vorträge, wie zum Beispiel vor kurzem zum Thema Echokardiographie mit Prof. Binder, wo die Medizinstudenten von sehr erfahrenen Leuten noch was dazulernen können.
Gerade sind wir dabei, ein neues Angebot, nämlich den muskuloskeletalen Ultraschall, aufzubauen. Zustande gekommen ist dieser Kurs wiederum auf dem ECR, wo wir Prof. Bodner, einen Experten auf diesem Gebiet, kennengelernt haben. Die Tutoren werden diesbezüglich bereits geschult, viel hängt aber von unserem Ultraschallgerät und der Darstellungsqualität der entsprechenden Strukturen ab.
> Mit dem Kurs "Chirurgia practica" gibt es jetzt auch ein ähnliches Programm wie Eures, zum Thema "Nähen und Knüpfen". Seht ihr noch Möglichkeiten beziehungsweise Bedarf für ähnliche Kurse zu anderen praktischen "Skills"?
Ja auf jeden Fall! Es gibt definitiv noch viel Potential für weitere Skills Labs. Die Kollegen von Chirurgia Practica waren neulich bei einem Skills Lab Symposium, wo sie auch viele Ideen mitgenommen haben. Die Unis Duisburg - Essen und Mainz betreiben das bereits viel intensiver, da gibt es ein großes Spektrum an Kursen: Gynäkologische Untersuchung, Verbandswechsel, Trauma-Kurse und so weiter. Basics, die mit einfachen Mitteln sehr gut geübt werden können.
> An der MUW gibt es auch ein großes Angebot an Wahlfächern zu verschiedenen praktischen Themen. Die Kurse werden allerdings von Ärzten und Professoren geleitet. Wo siehst du die Vor- und Nachteile wenn, wie bei euch der Fall, Studenten diese Aufgabe übernehmen.
Es gibt ohne Zweifel tolle Angebote an der Uni. Zum Beispiel das Arthroskopie Wahlfach von Prof. Tschabitscher. Ein erfahrener Chirurg aus der Praxis zeigt zusammen mit Prof. Tschabitscher die Vorgehensweise und lässt genügend Zeit für selbstständige Übungen.
Ich würde aber sagen, wenn ein Student etwas gut gelernt hat, kann er das auch Kommilitonen gut näher bringen. Die Studenten geben das Gelernte untereinander auf einer ganz anderen Ebene weiter: Sie nehmen sich mehr Zeit, verstehen noch besser, welche Fehler Anfänger machen und gehen zum Beispiel eher auf anatomische Grundlagen ein. Die Radiologen kommen wieder von der anderen Seite, die sind schnell bei der Klinik.