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  • Romeo Rieker
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  • 10.04.2017

Semesterrückblick, die 3.

Das dritte Semester ist geschafft und Romeo zieht ein Resüme über Präpkurs-Wahnsinn, Zeitmanagement, Studentenleben und Co.

© diego cervo/istockphoto


Nach einem Jahr an der Uni Ulm fühle ich mich hier kurzgesagt pudelwohl! Zwar stand wieder ein nebliger und kalter Ulmer Winter bevor, aber ich hatte gesehen, wie schön die Stadt im Sommer sein kann, verstand mehr oder weniger wie der Hase läuft und hatte schon ein paar Klausuren bestanden, von denen ich im Vorfeld gedacht hatte, ich würde mindestens einen zweiten Anlauf brauchen.

Der nahende Winter zog mich auch deshalb nicht wahnsinnig runter, denn der Präpkurs stand an. So malte ich mir sowieso keine großen Hoffnungen auf ein soziales Leben aus und plante meine freien Stunden brav fürs Pauken ein.

Denkste :D

Noch vor offiziellem Start des Semesters galt es erstmal, die neuen Erstis gebührend in Empfang zu nehmen. Das Organisatorische war so weit abgeschlossen und wir warteten gespannt darauf, wie die „Frischlinge“ sich verhalten würden. Mit einem Jahr Uni-Erfahrung zählten wir ja auch schon zu den gaaaanz alt eingesessenen Hasen ;-).

Die Erstsemestereinführung war - zumindest aus unserer Perspektive - ein voller Erfolg und abends in der Alkohol-, Zigarettenrauch- und Schweißgeschwängerten Luft des „Trödler Abraham“ schien das dritte Semester mit dem ganzen Lernstress noch weit weg. Trotz allem wünschte ein kleiner Teil in mir sich doch noch mal ins erste Semester zurück, einfach um den ganzen Spaß nochmal erleben zu können. (An dieser Stelle möchte ich das Stichwort "Feuerzangenbowle" einstreuen - unbedingt anschauen!) 

Es hilft aber alles nichts und schneller als einem lieb ist, sitzt man in den Einführungsveranstaltungen, denn neben dem omnipräsenten Präpkurs gibt es auch noch andere (Pflicht-)Veranstaltungen im dritten Semester.

Gleich zu Anfang stand die Lernerei auf das erste mündliche Testat „Untere Extremität & dorsale Rumpfwand“an, es folgten die ersten Integrierten Seminare - absitzen und möglichst viel mitnehmen lautet hier die Devise - und ständig saß mir das schlechte Gewissen im Nacken, noch etwas für Anatomie tun zu müssen. Zuweilen wurden die Tage recht lang und ich verließ die Uni erst nach 22:00 Uhr.

Das Wichtigste beim Lernen auf das erste Testat war für mich primär, erstmal eine Lernstrategie zu entwickeln und etablieren, für mich hieß das Lernzielkatalog her (eine wahnsinnig gute Hilfe !) - Bücher wälzen (PROMETHEUS Atlas & Sobotta Lehrbuch) - DocCheck zu rate ziehen - Zusammenfassungen und Karteikarten schreiben - diese dann bis zum Erbrechen wiederholen.

Klingt viel ? Ist es auch! 

Ich beneide alle meine Kommilitonen, die allein durch Lesen lernen, aber so ist es halt…
Sollte sich deine Lernstrategie mittendrin als unbrauchbar herausstellen, hast du zu diesem Zeitpunkt noch locker die Zeit, eine neue zu finden.

Parallel zum Präpkurs gibt es noch eine Anatomie-Vorlesungsreihe, die sich lohnt (vor allem beim vierten und fünften Testat), aber leider zeitlich sehr doof liegt, nämlich exakt dann, wenn sich nach drei Stunden Präppen der Magen zu Wort meldet - von 12 bis 13 Uhr. Außerdem gibt es noch einige Anatomieseminare, wo du nicht mal einen Fehltermin hast. Hier darfst du die gelernte Anatomie funktionell verknüpfen oder so ähnlich, was mal mehr, mal weniger Spaß und Sinn macht und primär eines ist: Pflicht.

Je nachdem in welcher Kleingruppe du dich angemeldet hast, geht kurz vor/nach dem ersten Testat das Neurophysiologische Praktikum los. Man mag sich über den Sinn, sowas erst ein Semester später, fünfstündig und während des Präpkurses zu machen streiten, mit der richtigen Kleingruppe kann es aber tatsächlich Spaß machen. Ich habe die Zeit und die damit verbundene Zwangslernpause von Anatomie manchmal sogar genossen, denn irgendwann raucht der Kopf einfach, da ist dann Neurophysiologie durchaus  willkommen und man kann (und muss) einiges wieder auffrischen.

Die Lernerei nimmt kein Ende, jetzt heißt es „Obere Extremität & ventrale Rumpfwand“, allerdings in knapp der Hälfte der Zeit, und was beim ersten Testat die kurzen Fußmuskeln waren, sind jetzt die Unterarmmuskeln aber ich will euch den Spaß nicht verderben.

Mittlerweile ist es Ende November und ich frage mich, wo die ganze Zeit hingegangen ist. Nach hoffentlich bestandener Klausur steht jetzt „Bauchsitus“ auf der Tagesordnung. Ich kann dir nur wärmstens empfehlen, nach den Testaten 1-3 Tage Pause einzulegen und dich von den Strapazen zu erholen. Was gibt es schöneres, als sich in der beginnenden Weihnachtszeit mit Ulmer Weihnachtsmarkt und Glühwein zu beschäftigen ?

Richtig! - Innere Organe pauken und gleichzeitig Neurophysiologisches Praktikum plus Seminar absolvieren. Die Durchfallquote beim dritten Testat ist meist am geringsten, obwohl mittlerweile jeder von euch jemanden kennen wird, der ein Testat nicht geschafft hat - noch kein Beinbruch, da ein Testat am Ende wiederholt werden kann, aber wirklich Druck abbauen tut das nicht.

Bei allem  Lernstress darf man nicht vergessen, dass aus der Retroperspektive vieles verändert wahrgenommen wird. Mir hat der Präparierkurs und die Büffelei wirklich Spaß gemacht, obwohl und manchmal auch gerade WEIL es mich an meine Belastungsgrenzen geführt hat. Du wirst erstaunt sein, wie viel man doch in kurzer Zeit lernen und verstehen kann. Trotz Allem war ich froh, jetzt Weihnachtsferien zu haben und zweieinhalb Wochen lang abschalten zu können.

Manche nehmen sich jetzt schon voller Euphorie vor, jetzt schon richtig für das dritte Testat „Kopf/Hals“ durchzustarten - Pustekuchen - wird eh nix also genieß lieber deine wohlverdienten Ferien! Mit frischem Elan im neuen Jahr kannst du dann das umfangreichste vierte Testat machen. Die anderen Pflichtveranstaltungen dünnen so langsam aus, aber ich lege euch die Anatomie-Vorlesung wärmstens ans Herz.

Nach dem vierten Testat folgt alsbald das fünfte, „Zentrales Nervensystem“ führt dich in den Endspurt von sehr knappen zweieinhalb Wochen. Hier möchte ich dir nochmal das „Lehrbuch Neuroanatomie von Martin Trepel“ empfehlen, für diesen Rahmen super geeignet! Die anderen Lehrbücher verrennen sich zum Teil in Details, die zwar manchmal im Lernzielkatalog stehen, aber bei zwei Wochen muss man irgendwo Abstriche machen.

Ist auch diese Hürde erfolgreich genommen, heißt es für einige nochmal ein paar Tage durchpowern für das Nachtestat. Für mich begann hier schon die süße Zeit des Durchatmens. Wir alle begannen Stück für Stück zu realisieren, dass wir diesen legendären Präpkurs überraschend doch irgendwie geschafft hatten und wussten großteils nicht, was wir mit der ganzen Freizeit anfangen sollen. Ich war so im Lernmodus, ich hätte mich gleich wieder in Bücher stürzen können, einfach nur aus Automatismus - kleiner Tipp: Ein Blick in die mehr oder weniger verlotterte Studentenbude lohnt sich hier wie nach jedem anderen Testat auch zur Beschäftigungstherapie ;-)

Jetzt ließe sich eigentlich tippitop in die Semesterferien starten, wäre da nicht die Blockwoche Integrierte Seminare. Ums kurz zu machen: Meine Batterien waren leer, aber mit der passenden Kleingruppe und einigen Lichtblicken an Dozenten kann man auch hier das Beste aus bis zu acht Stunden Seminar pro Tag herausholen.

Bevor ich gedanklich in die Semesterferien abdrifte, möchte ich noch erwähnen, dass das ganze Semester über noch die zweite Vorlesungsreihe Biochemie gehalten wird, die ich jedoch gelinde gesagt sporadisch besucht habe, die aber Gott sei Dank (bzw. eher Dank den Lehrbeauftragten der Biochemie) erst zu Anfang des vierten Semesters abgeprüft wird.

Summa Summarum war das dritte das bisher gefühlt kürzeste und interessanteste Semester. Allerdings auch das mit Abstand anstrengendste, lass dich einfach darauf ein, es ist schneller rum als du denkst und ist es allemal wert - und wenn auch nur um die Semesterferien noch intensiver genießen zu können.

 

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