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  • Bericht
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  • Janine Hansmann
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  • 09.10.2013

Famulatur in der plastischen Chirurgie

“I’m a Barbie Girl, in a Barbie World, made of plastic – it’s fantastic“, sangen einst Aqua. Doch wie lebt es sich wirklich mit "Plastik" im Körper, warum lassen sich so viele Menschen operieren und wie arbeitet ein Schönheits-Doc? All das wollte Janine in ihrer Famulatur in der plastisch-ästhetischen Privatklinik von Dr. Fitz auf der Stuttgarter Karlshöhe herausfinden.

Klinik uf der Karshöhe - Foto: J. Hansmann

Klinik auf der Karlshöhe - Foto: J. Hansmann

 

Ein paar Wochen vor meinem Famulaturbeginn wurde ich zum Vorstellungsgespräch mit Dr. Fitz, dem Klinikleiter, eingeladen. Dabei lernte ich auch sein Team kennen sowie Frau Dr. Dr. Herrmann-Frühwald, die sich als Mund-Kiefer-Gesichtschirurgin auf Eingriffe im Gesichtsbereich spezialisiert hat. Außerdem erhielt ich gleich einen Klinikrundgang und staunte nicht schlecht: Die Privatklinik auf der Karlshöhe in Stuttgart wurde 2012 komplett restauriert und erinnert mehr an ein nobles Wohnetablissement als an eine Klinik. 

Sie ist mit vier Operationssäälen, Beratungsräumen für die Ärzte, Eingriffsräumen und einer Station mit vier Patientenzimmern ausgestattet. Insbesondere die Patientenzimmer fand ich beeindruckend, da sie viel eleganter als normale Klinikzimmer sind. Die Einrichtung ist stilvoll und die Patienten können eine wunderbare Aussicht über Stuttgart genießen. Fast schon schade, dass sich der Aufenthalt in der Regel auf eine Nacht beschränkt.

 

 

 

Warteraum der Klinik auf der Karlshöhe - Foto: J. Hansmann

 

Als ich Anfang August meine zweiwöchige Famulatur antrat, nahmen mich alle 15 Mitarbeiterinnen wunderbar auf. Ich fühlte mich willkommen und genoss die gute Stimmung, die ich bis dato in keinem Krankenhaus erlebt hatte.

 

Der Patient ist König

„Der Patient ist König“, lautet das Motto. Dies wird von den Mahlzeiten bis in den OP komplett umgesetzt.

Da es sich um eine rein ästhetisch ausgelegte Klinik handelt, stellen die Operationen absolute Wahleingriffe dar. Umso wichtiger ist es, den Patienten rundum ideal zu betreuen. Im OP wird auf jedes Detail geachtet, wie zum Beispiel Fersenfreilagerung oder eine besondere Thromboseprophylaxe, die die Muskelpumpe der Wadenmuskulatur imitiert. Dabei kann sogar auf Heparin o.Ä. verzichtet werden. Zusätzlich achten die Ärzte auf eine besonders sanfte Narkose. Diese wird als Kurznarkose ohne Intubation, sondern mittels Larynxtubus gefahren. Eine Ausnahme sind hier nur die Nasenplastiken.

Das Operieren bereitete mir viel Freude, vor allem weil ich bei Operationen als erste Assistentin assistieren durfte. Dabei war ich so konzentriert, dass die Zeit wie im Nu verflog. Das Spektrum ist facettenreich: Ich assistierte zum Beispiel bei Brustvergrößerungen, bei denen man die Implantate je nach Statur der Patientinnen entweder unter oder über den M.Pectoralis legt und dementsprechend präparieren muss. Auch bei Brustverkleinerungen nach LeJour, Brust- und Bauchdeckenstraffungen, Labienrekonstruktionen, Lidstraffungen, Rhinoplastiken und Liposuktionen, also der allseits bekannten Fettabsaugung, half ich mit. Und das ist bei Weitem nicht alles, was es in der plastischen Chirurgie zu machen gibt.

 

Ästhetische Medizin – kein reines Luxusgut!

Besonders interessant verliefen auch die Beratungsgespräche. Bei diesen dabei zu sein, ist keine Selbstverständlichkeit und umso mehr weiß ich es zu schätzen. Dadurch konnte ich ein Gefühl entwickeln, wie man den Patienten beraten kann, ohne ihm zu Nahe zu treten.

Ich hatte erwartet, dass ästhetische Medizin ein reines Luxusgut ist. Aber das war komplett anders. Sei es die alleinerziehende junge Mutter, die sehr unter ihrer schlaffen Haut an Brust und Bauch nach der Schwangerschaft leidet und große Mühen auf sich nehmen muss, um den Eingriff zu finanzieren. Oder Frauen, die über Rückenbeschwerden wegen zu großer Oberweite klagen. Aber auch Männer stellten sich vor. Oft war deren Problemzone die schlaffe Bauchdecke nach großer Gewichtsabnahme. Ein Patient ließ sich bezüglich eines Wadenimplantats beraten. Er hatte in Kindertagen an Polio gelitten.

 

Begeisterung für die plastisch-ästhetische Chirurgie

Diese Famulatur war sehr bedeutsam für mich, weil sie meine Vorstellungen widerlegte und ich mich voll und ganz für die plastisch-ästhetische Chirurgie begeistern konnte. Ich erinnere mich noch immer gern an die tollen Eingriffe im OP. Auch das breite Spektrum der plastischen Chirurgie finde ich toll.

Außerdem war es schön, Zeit für den Patienten zu haben und auf ihn eingehen zu können. Da wurde mir erstmal klar, wie sehr das in der normalen Klinik-und Praxisroutine untergeht. Das finde ich sehr schade, denn gerade der Austausch mit anderen Menschen macht mir unheimlich viel Spaß.

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