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  • Friederike-Marie Hagenbucher
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  • 17.03.2023

Alles rund ums Pflegepraktikum

Um in Deutschland zum ersten Abschnitt der ärztlichen Prüfung, also dem Physikum, zugelassen zu werden, ist der Nachweis eines dreimonatigen Pflegepraktikums notwendig. Was das Pflegepraktikum ist, worauf du achten solltest, wann du das Pflegepraktikum am besten machst und welche Unterlagen danach einreicht werden müssen, erfährst du in diesem Artikel. Außerdem gibt dir Friederike noch ein paar persönliche Tipps, wie dein Pflegepraktikum zu einer tollen Erfahrung wird.

 

 

Was ist das Pflegepraktikum?

Das Pflegepraktikum gilt in Deutschland als Voraussetzung für die Zulassung zum Physikum. Das heißt alle, die später einmal den Arztberuf ausüben wollen, müssen dieses Pflegepraktikum absolviert haben. Dabei handelt es sich um ein 90-tägiges Praktikum im pflegerischen Bereich auf einer Bettenstation eines Krankenhauses oder einer Rehabilitationseinrichtung mit vergleichbarem Pflegeaufwand. Ziel des Praktikums ist es, dass die zukünftigen Ärztinnen und Ärzte die Organisation im Krankenhaus und das Zusammenarbeiten der verschiedenen Berufsgruppen kennenlernen und einen Einblick in die pflegerischen Tätigkeiten bekommen.


Welche Vorgaben gibt es für das Pflegepraktikum?

Generell gelten für jede Universität die Vorgaben des jeweiligen Regierungspräsidiums des entsprechenden Bundeslands. Die Medizinstudierenden in Ulm müssen sich daher an den Vorgaben des Regierungspräsidiums Baden-Württemberg (RP-BW) orientieren. Dieses schreibt unter anderem vor, dass die 90 Tage Pflegepraktikum am Stück oder in maximal drei Abschnitten a 30 Tage abgeleistet werden müssen. Dabei zählen die Kalendertage während deines Einsatzes, d.h. dazu gehören auch Wochenenden, Feiertage und deine arbeitsfreien Tage.

Außerdem musst du vor dem Beginn deines Pflegepraktikums bereits die Hochschulereife abgeschlossen haben, du kannst also frühstens mit Ausgabe deines Abschlusszeugnisses damit beginnen. Wichtig ist auch zu wissen, dass verschiedene Bereiche eines Krankenhauses, wie z.B. die Anästhesie, Notfallambulanz, Dialysestation, etc. nicht als Pflegepraktikum zählen, da die pflegerischen Tätigkeiten auf diesen Stationen nicht ausreichend sind. Deshalb solltest du dich vorab genau informieren, ob deine Einrichtung und der Bereich, in dem du eingesetzt wirst, allen Vorgaben des RPs entsprechen. Meist haben die Krankenhäuser aber schon Erfahrung mit Pflegepraktikantinnen und -praktikanten des Medizinstudiums und bieten daher nur Praktika auf Stationen an, bei denen du keine Schwierigkeiten mit der Anrechnung bekommst.

Falls du vor dem Studium ein FSJ, BFD oder eine Ausbildung im pflegerischen Bereich gemacht hast, gehörst du zu den wenigen, die kein Pflegepraktikum mehr machen müssen. Hier werden deine krankenpflegerischen Tätigkeiten angerechnet, wenn du die entsprechenden Unterlagen einreichst. Ich habe dir hier zwar die wichtigsten Voraussetzungen und Hinweise genannt, dennoch solltest du selbst nochmal die detaillierten Vorgaben vor deinem Praktikum durchlesen. Das RP-BW hat dazu ein extra Merkblatt verfasst: Krankenpflegedienst im Rahmen des Medizinstudiums. Außerdem findest du darin mehr Infos zu den verschiedenen Tätigkeiten oder Ausbildungen, die ganz oder teilweise als Pflegepraktikum angerechnet werden können. 


Wann solltest du das Pflegepraktikum am besten machen?

Letztendlich musst du das für dich selbst entscheiden. Doch sowohl das RP-BW als auch ich würden dir empfehlen, die gesamten 90 Tage oder zumindest einen Teil davon, schon vor dem Beginn deines Studiums zu absolvieren. Du hast dadurch nicht nur in den Semesterferien mehr Erholungszeit, sondern bekommst auch die Chance, vorab in den späteren Klinikalltag reinzuschnuppern. Natürlich ist es immer noch ein Pflegepraktikum, aber du wirst während deines Praktikums bestimmt die ein oder andere Gelegenheit bekommen, mit Medizinstudierenden in den Austausch zu kommen. Ich selbst habe damals eine sehr liebe PJ-lerin kennengelernt, die mir immer wieder aus ihrem Studium erzählt hat, wodurch ich mich noch mehr auf mein eigenes Studium gefreut habe. Es kann aber auch passieren, dass du während des Praktikums bemerkst, dass du vielleicht doch nicht Medizin studieren möchtest. Auch das ist total okay und du hast so die Möglichkeit es schon vor dem Studium herauszufinden. 

Beachte aber, dass die Vorgaben für das Pflegepraktikum je nach Bundesland der jeweiligen Uni variieren können. Wenn du also das Pflegepraktikum vor dem Studium machst, solltest du die entsprechenden Vorgaben aller Bundesländer beachten, in denen du studieren möchtest oder eine Zulassung wahrscheinlich ist. Natürlich ist es auch kein Problem, das Pflegepraktikum erst während des Studiums zu machen. Die Unis sind darauf ausgelegt, dass viele ihr Praktikum in den Semesterferien erst noch machen müssen. Dennoch solltest du wissen, dass es eben für dich stressiger sein kann, da du so den Großteil deiner Semesterferien bis zum Physikum für das Pflegepraktikum opfern musst. 


Welche Unterlagen musst du wo zur Anerkennung des Pflegepraktikums einreichen?

Hier kann ich dir nur Infos für die Uni Ulm und somit für Baden-Württemberg geben.  Auf der Website des Regierungspräsidiums BW findest du zwei weitere wichtige Dokumente neben dem Merkblatt für die erfolgreiche Anerkennung des Pflegepraktikums, nämlich das Zeugnis über den Krankenpflegedienst und den Antragsvordruck für die Krankenpflegedienstanrechnung. Das Zeugnis über den Krankenpflegedienst wirst du bereits zum Ende deines Pflegepraktikums brauchen. Es muss von der Pflegedienstleitung deiner Station im Krankenhaus ausgefüllt und mit dem Klinikstempel versehen sein.

Achte auch darauf, dass das Zeugnis nicht vordatiert ist. Sollte das Zeugnis vor dem Ende deines Praktikums datiert sein, wird dir dein Pflegepraktikum nicht vollständig angerechnet. Also versichere dich, dass das Ausstellungsdatum an oder nach deinem letzten Praktikumstag unterzeichnet ist. Das Zeugnis, bzw. falls du das Praktikum in mehrere Abschnitte aufgeteilt hast, die Zeugnisse, solltest du sorgfältig aufbewahren, bis du deinen Anerkennungsantrag stellen kannst. Für die Anerkennung musst du bereits an der Uni immatrikuliert sein, denn im Antragsvordruck wird sowohl nach deiner Uni, als auch nach deiner Matrikelnummer gefragt. Auf dem Antrag kreuzt du dann entsprechend an, ob du dir regulär die 90 Tage Pflegepraktikum anrechnen lässt oder ggf. ein FSJ, BFD, Berufsausbildung, etc.

Außerdem musst du zu jedem Antrag die jeweiligen Nachweise, dein Abiturzeugnis, deine Geburtsurkunde und deinen Immatrikulationsnachweis beilegen. Die ganzen Unterlagen verschickst du dann an das Landesprüfungsamt und Anerkennungsstelle für Gesundheitsberufe des Regierungspräsidiums. Hier findest du beide Formulare.


Meine persönlichen Tipps und Erfahrungen zum Pflegepraktikum

Total wichtig finde ich, dass du dich bei allen Leuten, egal von welchem Fachbereich, vorstellst. Manchmal ergeben sich dadurch auch Gelegenheiten, wie in den OP zu schnuppern oder mal bei einer Therapiestunde zuzuschauen. Dabei solltest du aber nicht vergessen, dass du ein Pflegepraktikum machst und deine Hauptaufgabe darin besteht, v.a. die pflegerischen Tätigkeiten kennenzulernen. Sei generell offen für alles, was dir gezeigt wird und trau dich auch, dem Pflegepersonal mitzuteilen, wenn du gerne etwas ausprobieren möchtest oder dir etwas noch nicht allein zutraust. Eine offene und ehrliche Kommunikation ist wichtig, wenn du dich in deinem Praktikum wohlfühlen willst. 

Ich selbst habe mich von Anfang an bei allen vorgestellt und versucht, mich im Stationsbetrieb so gut ich es eben konnte, einzubringen. Deshalb bekam ich dann auch das „GO“ von der Pflegestationsleiterin an ein paar Tagen den Stationsarzt zu begleiten und hatte so die Möglichkeit, bei einer Unterschenkelamputation zuzuschauen. Das war definitiv eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde und die mich auch darin bestärkt hat, was ich bereits wusste: Ich möchte Ärztin werden. 

Abschließend kann ich dir also nur empfehlen, immer freundlich und hilfsbereit zu sein, denn am Ende zahlt es sich in den allermeisten Fällen aus. Falls du sonst noch Fragen rund um das Pflegepraktikum hast, informiere dich auf der Website des RP oder schreibe mir gerne eine Mail mit all deinen Fragen.
 

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