Zwischen Einführungen, IKEA, Praktikum und Trödler Abraham
Neue Stadt, neue Wohnung, neue Leute – viele Erstis haben etwas Bammel vor dem Studienbeginn. Doch alles halb so wild!
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Ok, ich geb's zu: Ulm war für mich nicht gerade erste Wahl. Mehr als Nebel, Münster und Schwäbische Alb hatte ich vorher nicht mit der Unistadt an der Donau in Verbindung gebracht. Aber nach meinen ersten Wochen hier kann ich guten Gewissens sagen: Ulm hat einiges zu bieten!
Besonders der Einstieg ins Studium wurde mir und meinen Kommilitonen sehr locker und einfach gemacht. Nachdem ich Ende September 2015 die begehrte Zulassung von „hochschulstart.de“ auf dem E-Mail-Account hatte, hieß es erst mal alle nötigen Unterlagen fix zusammenkratzen und so schnell wie möglich nach Ulm schicken – bei dem damaligen Poststreik ein wahres Vergnügen für den Blutdruck.
Dank ein wenig Glück und dem sehr entgegenkommenden Studiensekretariat hieß es wenig später Koffer packen, ab nach Ulm und Wohnung suchen!
Auf Portalen wie WG-gesucht und Kleinanzeigen lassen sich auch abseits der Studentenwohnheime Zimmer finden. Doch Vorsicht: Gerade zum Semesteranfang treiben sich hier einige Dreckbären mit völlig überteuerten Wohnungen herum.
Ich und ein guter Freund hatten bei "WG-gesucht" Glück und konnten uns nun in den ortsansässigen und relativ zentralen IKEA wagen.
Über den Wahnsinn der sich dort zischen PAX-Schränken und MALM-Betten abspielt, kann man viel lesen aber so richtig Spaß macht es erst, wenn man sich zu Semesterbeginn neu einrichtet. Wenn dann die perfekten Türen für deinen Schrank im Lager ausverkauft sind und du andauernd Durchsagen von der Kinderabteilung hörst, weißt du definitiv, wo du shoppst. Freut dich drauf !
Nachdem die Möbel gestellt und die Stifte gespitzt sind, ist meine Motivation hoch: jetzt kann ich so richtig drauflosstudieren.
Vor dem eigentlichen Vorlesungsbeginn ist die von der Fachschaft organisierte Erstsemestereinführung (ESE) sehr empfehlenswert. Neben einer – sagen wir beeindruckenden – Einführungsveranstaltung führen dich ältere Semester über den Campus. Den Lageplan versteht am Anfang niemand, aber ich wusste danach immerhin wo die Mensa ist. Außerdem wirst du in die Online-Lernplattform „Moodle“ eingelernt. Hier findet sich irgendwie irgendwo alles: Von Vorlesungsaufzeichnungen bis zu den Stundenplänen – das Bernsteinzimmer sowie der heilige Gral liegen sicherlich auch irgendwo zwischen zwei Karteien versteckt.
Die anfängliche Verwirrung lege sich recht schnell, wird einem versichert (das ist tatsächlich so) und es wird Augenzwinkernd auf die inoffizielle Abschlussveranstaltung in der selbsternannten Medizinerkneipe „Trödler Abraham“ oder kurz „Trödler“ verwiesen.
Ein gebührender Absch(l)uss wird der Abend in der niedrigen Raucherkneipe mit Charme im Herzen Ulms auf jeden Fall – und dir werden danach mindestens drei Dinge klar:
Erstens: Wenn um 2 Uhr morgens Helene Fischer aufgelegt wird, sollte man schon bei dem ein oder anderen Kranz mitgetrunken haben, um auf den Tischen tanzen zu können (davor ist die Musik auch nüchtern sehr gut zu ertragen).
Zweitens: Die Kommilitonen sind wesentlich netter als befürchtet.
Und drittens: In Ulm gibt es sehr viele Medizinstudenten. Jedes Wintersemester starten 320 Erstis, die Fakultät ist die größte der Uni und wenn alle auf einmal in den Trödler strömen, kann es schon mal eng werden.
Möchtest du auch Kommilitonen anderer Studienfächer kennenlernen, bietet sich die in den darauffolgenden Tagen stattfindende, fächerübergreifende Erstsemestereinführung (FUESE) an. Hier kannst du mehr oder weniger angeschlagen im Rahmen einer Stadtralley und verschiedener Gruppenspiele neue Bekanntschaften machen, die dich davon abhalten, dass dein Ulmer Freundeskreis nur aus Mit-Medizinern besteht. Das lohnt sich ! Die anschließende FUESE-Party auf dem Campus hingegen nicht so wirklich.
Nach diesen Sozialisierungsprogrammen, Schnupperkursen und diversen (sogar meist nützlichen) Werbegeschenken, startete es sich wesentlich leichter ins Studium als ich anfänglich dachte.