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  • Julia Hadala
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  • 19.11.2018

Ein guter Tag beginnt mit einem Lächeln

Jeder kennt diese Momente und Phasen im Medizinstudium, in denen man alles hinschmeißen möchte und sich denkt: „Das kann ich niemals alles lernen!“ Natürlich kannst du ganze Tage frustriert darüber nachdenken, wie unnütz alles ist und dich aufregen, dass du das meiste Gelernte eh nie wieder brauchen wird - oder aber du gehst die ganze Sache anders an. Wie, erklärt dir Julia.

Grundsätzlich kann man die Frage, wofür du dir den ganzen Stoff in den Kopf prügelst ganz einfach beantworten: um überhaupt in die Klinik zu gelangen. Natürlich kannst du das in trauriger und unzufriedener Verfassung tun und mehr Zeit damit verbringen, dich aufzuregen als wirklich zu lernen, aber es geht auch anders. 

Vor zwei Wochen hätte ich meinen eigenen Worten selbst nicht geglaubt. Viel eher war ich diejenige, die sich 24/7 über so gut wie alles aufgeregt hat, was ich lernen muss - über die Seminare, die themenüberfüllten Vorlesungen und den Themenkatalog, der in diesem Jahr auf mich zukommen würde. Ich habe mich, so wie viele andere, leicht von meinen Kommilitonen mitreißen und in Panik verfallen lassen, mich dem Stress hingegeben und wurde beim Gedanken an die ganzen Prüfungen im Dezember so nervös, dass ich fast wieder angefangen habe, an meinen Fingernägeln zu knabbern. 

Ich habe schlechter geschlafen, fast täglich über meine Bücher gejammert, den Löffler als Papier gewordenen Alptraum angesehen, Angst gehabt, alles nur stumpf auswendig zu lernen, statt irgend etwas wirklich zu verstehen. Aber vor allem habe ich mich gefragt, ob das, was ich gerade eigentlich mache, mich noch glücklich macht. Hat dieser Stress etwas gebracht? Nein. Wird es etwas bringen? Nein.

Vermutlich wird dich in der Klinik tatsächlich niemand fragen, wie die Strukturformel eines Zwischenproduktes des Citratzyklus aussieht - oder ob du eine bestimmte Aminosäure  formal aufzeichnen könntest. Tatsache ist aber auch: Du regst dich darüber auf, den ganzen Kram lernen zu müssen oder du hältst dir stattdessen vor Augen , dass du ohne den ganzen Stoff nie wirklich verstehen wirst, wo und wie Medikamente ansetzen, welche inhibitorische Wirkung sie haben, in welche Stoffwechselwege sie eingreifen und wieso sich bestimmte Nebenwirkungen äußern. Dasselbe gilt für die Physiologie: Ohne wirst du nicht verstehen, wieso Fieber entsteht, welche immense Arbeit unsere Muskeln leisten und wie perfekt alles koordiniert ist.

Natürlich sind Module wie Biochemie und Physiologie absolut kein Kinderspiel - und ja, manchmal können einem diese Fächer wirklich den letzten Nerv rauben. Und wenn du wirklich an deine Grenzen kommst und nicht mehr kannst, ist es vollkommen okay, eine Pause einzulegen. Die Gesundheit, und damit meine ich auch die mentale, ist wichtiger als ein Testat oder die frühe Vorlesung. Aber wenn man fällst, solltest du auch versuchen schnellstmöglich wieder aufzustehen. Es ist es nie zu spät für einen Perspektivwechsel - wie bei mir, mitten im 3. Semester. Denn wer in all den Stoffwechselwegen, den ganzen Aminosäuren und den Muskelkontraktionsformen etwas Interessantes sucht - der wird das auch finden, du musst nur dafür offen sein. 

Also, lass dich täglich bestätigen, dass du das Richtige studierst. Denn wie heißt es in meinem Lieb-lingszitat? „A beautiful day begins with a beautiful mindset.“ ... und vielleicht habe ich dadurch gelernt: Es ist viel leichter und viel schöner einen (Uni-)Tag so zu beginnen, wie es sich gehört - mit einem Lächeln und der Gewissheit: Ich studiere, nicht trotz, sondern wegen allem das Richtige.

 

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