- Anleitung
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- Text und Bilder: Melanie Poloczek
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- 19.12.2023
Studieren mit dem iPad – Lernzettel, Apps und Zubehör
Zettel und Stift waren gestern, heute ist ein iPad aus der Uni nicht mehr wegzudenken. So ergeht es zumindest Melanie, die seit über drei Jahren mit iPad im Gepäck studiert. In diesem Beitrag teilt sie ihre Erfahrungen zu digitalen Zusammenfassungen, Apps, technischen Fragen und Zubehör.
Ich bin ein Papiermensch, dachte ich zumindest. Gleich zu Beginn des Medizinstudiums habe ich in ein iPad investiert – ein Verzweiflungskauf, nachdem sich Collegeblock und Laptop schnell als unbrauchbar erwiesen haben. Seit drei Jahren begleitet mich mein iPad nun tagtäglich zur Universität, drei Jahre, in denen ich viel über das Studieren mit dem iPad gelernt habe.
In diesem Beitrag möchte ich ausführlich auf das Thema „Studieren mit dem iPad“ eingehen: Auf Fragen zur technischen Ausstattung, auf Zubehör, auf hilfreiche Apps (auch speziell für Medizinstudierende), und schließlich darauf, wie ich bei der Erstellung von Zusammenfassungen vorgehe.
Was können iPad und digitaler Stift, was Kugelschreiber und Collegeblock nicht können? Welche Vorteile hat das digitale Schreiben, auch gegenüber dem altbekannten Tippen?
Auf dem iPad hat man sämtliche Lernunterlagen jederzeit dabei. Ein halbes Bücherregal und fünf Ringbuchordner kann man nicht in eine Tasche stecken, ein iPad schon – samt eBooks und Hunderten von Lernzetteln.
Auch sind die Dokumente auf einem iPad fast schon für die Ewigkeit: Sie lassen sich beliebig oft vervielfältigen und sind nicht „einmalig“ – in dem Sinne, dass nach einem Unfall mit der Kaffeetasse der Collegeblock durchtränkt und alle Mühe umsonst ist.
Man spart Papier und somit Druckkosten. Zwar können Lernzettel bei Bedarf auch ausgedruckt werden (zum Lernen würde ich mein iPad nicht mit in die Badewanne nehmen), aber es müssen keine Unsummen im Copyshop oder Nerven beim Kampf mit dem eigenen Drucker gelassen werden.
Außerdem ist die Arbeit mit Bildern kinderleicht, diese können in Alben abgespeichert oder beliebig in eine Zusammenfassung eingefügt werden. Auf einem Collegeblock kann ich nicht innerhalb weniger Sekunden ein Bild aus Buch oder Internet einfügen und beschriften (Papierlernzettel sind also auf Buchbegleitung oder Bastelarbeit angewiesen).
Ergänzend können auf dem iPad verschiedenste Programme zum Lernen hinzugezogen werden, etwa Anatomie-Apps mit 3D-Darstellung, Lernkarten-Apps mit Quizfunktion sowie Medizinpodcasts und Nachschlagewerke.
AUSSTATTUNG
Zunächst ein paar Worte zu meinem iPad und seinem Zubehör. Seit Studienbeginn verwende ich ein iPad Pro (Modell 2016, Größe 9,7, 128GB interner Speicher). Da ich keine Erfahrung mit Geräten anderer Hersteller habe und das Studium mit dem iPad von der Universität Münster unterstützt wird („easystudium“), gehe ich in diesem Beitrag nur auf das iPad ein. Selbstverständlich gibt es gleichwertige Konkurrenzprodukte auf dem Markt, die ein Studium mit dem Tablet genauso gut ermöglichen. Viele der folgenden Empfehlungen lassen sich auch auf diese übertragen.
Wieso ein iPad Pro? Reicht nicht auch das „normale“ iPad?
Vermutlich schon, nur war 2016 der Apple Pencil (dazu unten mehr) noch nicht mit dem normalen iPad kompatibel. Ich war also gezwungen, zum iPad Pro zu greifen. Erfreulicherweise sind mittlerweile auch die einfachen iPads mit dem Apple Pencil kompatibel, sodass ich persönlich – stünde ich noch einmal vor dem Kauf – ohne Zögern zum normalen iPad greifen würde. Der preisliche Unterschied zwischen Normal- und Proversion ist beachtlich, und es gibt keine studienrelevante Funktion, die nicht auch mit der Normalversion genutzt werden kann.
Die Proversion ist etwas leistungsstärker, die Auflösung besser, das iPad dünner und leichter – aber einen Unterschied von mehreren hundert Euro rechtfertigt das, zumindest für meine Zwecke, nicht.
Genügt das kleine iPad, oder hätte ich im Nachhinein lieber zur 12,9-Zoll-Version greifen sollen?
Das kleinere iPad reicht absolut, ich habe keinerlei Probleme, mit dem zugehörigen Stift auf dem Display zu schreiben, das iPad passt problemlos auf jeden noch so kleinen Hörsaaltisch, in fast jede Tasche (außer in die Kitteltasche vielleicht ;-)) und ein paar hundert (!) Euro mehr in die größere Version zu investieren, wäre für mich nicht sinnvoll gewesen – ich nutze das iPad schließlich nicht für künstlerische Zwecke, auch ist das iPad für mich kein Laptop-Ersatz.
Wieviel Speicherplatz sollte das iPad haben?
Mein iPad verfügt über einen Speicher von 128 GB, dieser ist aber bei Weitem nicht ausgelastet. Das liegt primär daran, dass ich viele meiner Dokumente in Clouds hinterlege (die ja über eigenen Speicherplatz verfügen), um über mehrere Geräte auf die Dokumente zugreifen zu können und nicht ständig Dateien hin- und herschicken zu müssen. Auf dem Gerät selbst habe ich also wenige Dokumente gespeichert, und auch die studienrelevanten Apps vereinnahmen den verfügbaren Speicherplatz nicht annähernd. Ich nutze das iPad allerdings nicht zu Freizeitzwecken, habe also keine privaten Fotos und Videos hinterlegt (anders auf meinem Smartphone, dessen Speicher vor allem wegen der vielen Bilder ständig überfüllt ist).
Für das iPad hätten mir 64GB vermutlich auch gereicht, aber wer weiß, vielleicht nutze ich das Gerät ja doch einmal für andere Belange, die dann mehr Speicherplatz fordern – und hinterher, so das Apple-Problem, kann Speicherplatz nicht mehr aufgestockt werden.
Der Apple Pencil: Wie schreibt es sich digital? Gibt es Alternativen?
Selbstverständlich gibt es eine ganze Reihe von Bluetooth-Stiften anderer Hersteller, die mit sämtlichen iPad-Modellen kompatibel sind. Dass das Schreiben mit Stiften von Fremdherstellern aber zur Herausforderung werden kann, habe ich bei vielen Kommilitonen beobachten können. Das Hauptproblem hier: Der Handballen darf beim Schreiben nicht aufs Display aufgesetzt werden, da dieser sonst eigene Striche zieht oder den Stift irritiert. Auch war das Ziehen feiner Striche nicht immer möglich, aber das Hauptproblem blieb der Handballen und die daraus resultierende exotische Stifthaltung beim Schreiben.
Mit dem Apple Pencil hingegen schreibt es sich prima. Das iPad erkennt den Unterschied zwischen Handballen und Stiftmiene, kann den ausgeübten Druck wahrnehmen und so zwischen dicken und feinen Strichen unterscheiden, und auch mit der Bluetooth-Verbindung hatte ich nie ein Problem. Den Stift selbst lädt man entweder zuhause an der Steckdose auf, oder aber, indem man den Stift in den Kabelslot des iPads steckt. Mittlerweile (Stand 2023) gibt es einen neuen „Apple Pencil 2“, der magnetisch an das iPad fixiert werden kann und sich allein durch den Kontakt zum Gerät auflädt. Binnen weniger Minuten ist der Stift so vollgeladen, dass problemlos weitergearbeitet werden kann. Ein entladener Stift stellt also kein Hindernis dar, in einer Vorlesung weiter mitzuschreiben.
Mit knapp 100€ kostet der Apple Pencil eine beachtliche Summe Geld. Aus Sorge, ihn zu verlieren oder ihn regelmäßig zu Hause zu vergessen, habe ich eine Stifthülle mit Schlaufe dazugekauft, die an die iPad-Hülle angelegt werden kann.
Die Gummimiene, die dem Apple Pencil vorne aufgeschraubt ist, habe ich mein gesamtes Studium über noch kein einziges Mal austauschen müssen. Sie stumpft nicht ab. Und anspitzen muss man sie auch nicht.
Ist eine Bluetooth-Tastatur lohnenswert?
Bis vor wenigen Monaten besaß ich keine Tastatur für mein iPad, ich habe meine Zusammenfassungen bis dahin ausschließlich mit dem Apple Pencil, also „handschriftlich“ angefertigt. Alles, was irgendwie getippt werden sollte, habe ich auf dem Laptop erledigt. Mit der Bildschirm-Tastatur zu schreiben, liegt mir überhaupt nicht.
Nun besitze ich zusätzlich eine Bluetooth-Tastatur für das iPad, allerdings weder die Apple-eigene, noch ein teures Alternativmodell. Es ist eine einfache Tastatur, die ich für etwas mehr als 20€ im Internet bestellt habe. Sie funktioniert einwandfrei, muss lediglich alle paar Wochen aufgeladen werden und verfügt sogar über eine Tastenhintergrundbeleuchtung. Wieso ich mir nach drei Jahren doch eine Tastatur angeschafft habe, erkläre ich unten im Abschnitt über Zusammenfassungen.
Kann das iPad einen Laptop ersetzen?
Ich verwende das iPad bis heute nicht als Laptop-Ersatz. Das liegt vor allem daran, dass ein Laptop ein ganz anderes Betriebssystem hat als ein Tablet. Word, Scrivener, Excel, PowerPoint – klassische Computerprogramme also – sind mittlerweile zwar auch für das iPad verfügbar, aber das Arbeiten mit klassischen Ordnern und einem Desktop unterscheidet sich irgendwie doch vom Arbeiten auf einem Tablet, das letztendlich eher an ein großes Smartphone als an ein Notebook erinnert.
Apple wirbt damit, dass das iPad (Pro) problemlos einen Laptop ersetzen kann. Für mich ist das iPad aber keine Konkurrenz zum MacBook, sondern stellt ein eigenständiges Produkt dar. Das iPad hat Funktionen, über die mein Laptop nicht verfügt, das handschriftliche Mitschreiben während Vorlesungen zum Beispiel. Ich kann hier schneller schreiben als tippen, außerdem muss ich so nicht jedes Mal ein Textfeld öffnen und kann gezielt Punkte der Folie beschreiben. Ein weiterer Pluspunkt: Ich kann Dinge einzeichnen, egal ob die Skizze des Dozenten oder ein Flussdiagramm. Das ist auf einem Laptop bzw. mit einer Tastatur nicht so ohne weiteres möglich.
Würde das iPad mein Studium also nicht vereinfachen, hätte ich mich mit meinem Laptop begnügen können. Umgekehrt käme ich nie auf die Idee, lange Texte wie etwa meine Doktorarbeit auf dem iPad zu schreiben.
Was aber, wenn man vor der Wahl steht: Laptop oder iPad? Schließlich wird sich kaum ein Student von heute auf morgen beide Geräte anschaffen können, und auch gebraucht sind Apple-Produkte nicht gerade günstig. In folgender Tabelle habe ich Vor- und Nachteile beider Geräte zusammengefasst:
Wer im Studium also nicht regelmäßig lange Textarbeiten verfassen muss, vielleicht sogar grafisch arbeitet, gerne per Hand schreibt und sich vieler Apps bedient, der ist mit einem iPad gut beraten.
Sonstiges Zubehör
Bis auf Tastatur und Apple Pencil besitze ich für letzteren noch die bereits erwähnte Schlaufentasche. Das iPad samt Hülle transportiere ich dann noch in einer separaten, wasserabweisenden Tasche (nachdem ich letztes Jahr einen unglücklichen Wasserschaden dank undichter Trinkflasche erleben musste – kurz vor dem Physikum, Stress pur). Wer sich also ein teures Gerät anschafft, der kann auch über eine Erweiterung der Garantie nachdenken. Viele Händler (z.B. Saturn, Mediamarkt) bieten eigene Versicherungen an, die günstiger sind als die von Apple selbst, und unterschiedliche Schadensarten für mehrere Jahre abdecken.
PROGRAMME/APPS
Bevor ich erläutere, wofür ich das iPad im Uni-Alltag einsetze und wie ich beim Erstellen von Zusammenfassungen vorgehe, eine kurze Vorstellung der für mich unverzichtbaren Apps. Es gibt sowohl allgemeine Apps, ohne die das Arbeiten mit dem iPad unvorstellbar wäre, aber auch ein paar Apps speziell für Medizinstudenten.
GoodNotes 5
GoodNotes ist für die Meisten die App schlechthin, wenn es ums Studieren mit dem iPad geht. Mit diesem Annotationsprogramm kann ich sowohl Vorlesungsfolien beschriften, als auch meine handschriftlichen Zusammenfassungen erstellen oder Altklausuren bearbeiten. Die meiste Zeit mit dem iPad verbringe ich in dieser App. Die App kostet aktuell einmalig 32,99€ (was angemessen ist, da dem Nutzer keine Werbeanzeigen entgegenblinken, regelmäßig Updates zur Verfügung stehen und man schließlich in ein Programm investiert, das man tagtäglich verwenden wird). Wer unschlüssig ist, kann die Vollversion auch erst mal für 10,99€ im Jahresabo beziehen. Eine abgespeckte Testversion steht auch kostenlos zur Verfügung. Konkurrenz-Apps wie Notability sind vermutlich gleich gut, ich aber habe aufgrund meiner Zufriedenheit ausschließlich GoodNotes verwendet und kann daher nur zu dieser App etwas beitragen.
Nun ein paar Worte zu den Funktionen von GoodNotes bzw. denen, die ich verwende (es gibt noch einiges mehr, so kann man mittlerweile auch Audio-Dateien einfügen und es gibt erste KI-Funktionen). Um während der Vorlesung mitzuarbeiten, aber auch, um handschriftliche Zusammenfassungen zu erstellen, kann ich zwischen verschiedenen Stiftarten (Füller, Kugelschreiber, Textmarker) wählen, Farbe und Dicke der Miene einstellen, aber auch Bilder einfügen, zuschneiden und Teile verschiedener Folien hin- und herschieben. Für eigene Zusammenfassungen kann ich ein gewünschtes Format auswählen (meist DIN A4), die Papierbeschaffenheit bestimmen (z.B. liniert oder kariert) und dem ganzen sogar ein Deckblatt geben.
Die einzelnen Dokumente, ob Vorlesungsskripte oder Zusammenfassungen, verwaltet man in GoodNotes wie auf einem Computer in Form von Ordnern und Unterordnern. Ich selbst habe mir Überordner für Vorklinik und Klinik angelegt, mit Unterordnern der entsprechenden Fächer.
Damit die mühevoll erstellten Dateien im Fall der Fälle nicht verloren gehen, kann man (automatische) Backups erstellen lassen.
Microsoft Word
Das altbekannte Schreibprogramm gleicht auf dem iPad der Computerversion, sodass ich nicht auf die Funktionen eingehen muss. Auf dem Tablet nutze ich es erst, seitdem ich mir nach der Vorklinik eine Bluetooth-Tastatur angeschafft habe und auf dem iPad tippe (mehr dazu unten).
Clouds
Nicht nur, weil der Speicherplatz auf einem iPad begrenzt ist, sondern auch, weil Dateien auf dem iPad nicht klassisch auf USB-Sticks gezogen werden können, sind Clouds für die Arbeit mit dem iPad nicht wegzudenken. Am wichtigsten sind Clouds jedoch für die Datensicherung: In ihnen können Backups gespeichert werden, sodass sämtliche Daten bei einem Geräteschaden nicht verloren sind. Außerdem kann man über Clouds mit verschiedenen Geräten auf die gleiche Datei zugreifen, oder mit verschiedenen Personen an der gleichen Datei arbeiten (etwa, wenn man sich beim Vorlesungsbesuch mit Freunden abwechselt oder das Zusammenfassen untereinander aufteilt).
Für große Backups verwende ich iCloud; Dokumente, an denen ich aktuell arbeite, speichere ich auf Sciebo (eine unieigene Cloud; in der Regel bietet jede Universität eine Hochschul-Cloud an). Andere Cloud-Anbieter, die ich in der Vergangenheit verwendet habe, sind Dropbox und GoogleDrive. Anzumerken ist, dass die gängigen Clouds ab einer bestimmten Speicherkapazität nicht mehr kostenlos sind. In der Regel zahlt man wenige Euro im Monat/Jahr.
Apps für Medizinstudierende
Speziell für Medizinstudierende gibt es eine Reihe Apps, die das Lernen erleichtern können. Einige sind kostenpflichtig (einmalig oder im Abonnement), andere sind kostenfrei. Sie alle im Detail vorzustellen, würde den Rahmen sprengen, daher nur eine kurze Erwähnung von mir häufig genutzter Apps, die Ihr bei Interesse genauer recherchieren könnt:
- Prometheus Lernkarten: Analog zu den im Buchhandel erhältlichen Anatomie-Lernkarten
- Sobotta Anatomie: Alle Sobottabilder samt Such- und Quizfunktion (Stand 2023, leider nicht mehr erhältlich)
- Ess. Skeleton 4: ein 3D-Skelett
- Visible Body Atlas: ein 3D-Körper, bei dem ihr gezielt Knochen, Gefäße oder Organe darstellen lassen könnt
- e-Anatomy: hier könnt Ihr z.B. durch CT- oder MRT-Aufnahmen gesunder Körper scrollen
- Amboss (Lernen und Kreuzen): Online-Lernportal, nutze ich seit der Klinik
- Via Medici von Thieme: Online-Lernportal, nutze ich seit der Vorklinik
- Meditorium: Podcast zu Fächern und Themen der Klinik
- Anki: Gängige App zum Erstellen von Lernkarten, hier kann man Karten auch super mit Kommilitonen austauschen
ZUSAMMENFASSUNGEN/LERNZETTEL
Handschriftlich Zusammenfassen mit dem iPad
Wie erstellt man denn nun Lernzettel mit dem iPad? Eine Pauschalanleitung dafür kann ich nicht geben, ich kann allenfalls vorstellen, wie ich beim Zusammenfassen vorgehe – welche groben Regeln ich befolge, ohne dabei ein starres Muster zu verfolgen. Denn Zusammenfassen ist am Ende immer intuitiv, kein Lernzettel sieht gleich aus, jedes Fach und auch Thema wird irgendwie anders aufbereitet.
1. Zunächst lege ich mir in GoodNotes für jedes Fach (oder Untergebiet, z.B. „Vegetative Physiologie“ oder „Situs“) ein eigenes Dokument an. Ich wähle blanko Papier, hochkant, im DIN A4-Format aus.
2. Danach lege ich die Reihenfolge der Themen fest, die zusammengefasst werden sollen. Ich orientiere mich dabei grob an der Vorlesung, in der Regel übernehme ich aber die Gliederung der Lernquelle (also das Inhaltsverzeichnis des Lehrbuchs oder die Gliederung von z.B. Via Medici – letzteres hat seine Module im „Uni-Modus“ sogar in der Reihenfolge eurer Uni-Vorlesung angeordnet).
3. Tipp: Nicht zu viele Lernquellen gleichzeitig verwenden. Das Wichtigste steht in allen Lehrbüchern geschrieben, muss also nicht aus fünf Büchern gleichzeitig entnommen werden. Ich habe den Inhalt einer Primärquelle zusammengefasst (in der Vorklinik war das, v.a. für Anatomie und Physiologie, Via Medici) und anhand weniger Sekundärquellen (vor allem den Vorlesungsfolien) die Zusammenfassung ergänzt.
4. Es hilft, sich generelle Prinzipien zu überlegen, um beim Zusammenfassen einigermaßen strukturiert vorzugehen. Folgende „Regeln“ habe ich mir selbst auferlegt: Überschriften zweimal, Zwischenüberschriften einmal unterstreichen; Eselsbrücken in orange an den Seitenrand schreiben; Zusatzwissen (oft Krankheiten und Medikamente, z.B. Myasthenia gravis und Neostigmin) in rot dazuschreiben; Fachwörter (meist Latein) mit blauem Textmarker hinterlegen; wichtige Aussagen gelb markieren…
5. Wenn im Lehrbuch/Lernportal hilfreiche Abbildungen auftauchen: Übernehmen! Diese veranschaulichen das Thema nicht nur, sondern lockern die Lernzettel etwas auf (Seitenweise Text wäre kein lernfreudiger Anblick, oder?). In Anatomie können Lernzettel schnell zum Bilderbuch ausarten. Sind sehr viele Bilder von Nöten, verweist man entweder auf die zugehörige Seite im Atlas, oder man wird tatsächlich Bilderbuchautor (meine Histologie-Zusammenfassung besteht fast ausschließlich aus Bildern von Präparaten, die ich dann nachträglich beschriftet habe).
Du sitzt vor einem leeren Dokument und weißt nicht, wie du anfangen sollst? Vielleicht liegt die Antwort nicht im „Wie“, sondern im „Ob“. Du kannst nichts falsch machen, außer dich an Perfektionismus aufzuhängen. Mit der Zeit wirst du deinen eigenen Stil entwickeln, Lernstoff zusammenzufassen. Außerdem wirst du immer schneller werden, sobald du mit der Handhabung der App vertraut bist. Zusammenfassen wird immer zeitaufwendig, aber immer weniger zeitaufwendig sein. Und es lohnt sich: Meine Lernzettel waren mir eine große Hilfe vor dem mündlichen Physikum, und ein Biochemie-Dozent hat einmal gesagt, dass das handschriftliche Aufschreiben Neuronen aktiviert, die beim bloßen Durchlesen nicht beansprucht würden. Man kann sich Zusammenfassungen also nachweislich ins Gedächtnis schreiben.
Oft höre ich, dass Studierende nicht wissen, was sie zusammenfassen sollen und was nicht. Was ist wichtig, was ist unwichtig? Welche Details können weggelassen, welche müssen unbedingt berücksichtigt werden? Auch das ist etwas, was sich – im jeweiligen Fach – erst mit der Zeit herausstellen wird. Gute Orientierungspunkte sind aber der Seitenrand in der Dualen Reihe (alles, was hier steht, ist Basiswissen und zwingend wichtig) oder die Tiefenskala bei Via Medici (Extrawissen kann man sich hier in Grautönen anzeigen lassen – auf das kann beim Zusammenfassen tendentiell verzichtet werden).
Ergänzung: Zusammenfassen per Tastatur
Wie oben bereits erwähnt, habe ich mit Eintritt in den klinischen Studienabschnitt meine Methode des Zusammenfassens modifiziert. Nach wie vor kann ich Vorklinikern die beschriebene Vorgehensweise mit dem Apple Pencil empfehlen, die Klinik aber unterscheidet sich in einigen Punkten von der Vorklinik, sodass ich persönlich – falls ich eine Vorlesung überhaupt noch besuche, oder zusammenfasse – meist per Tastatur mitschreibe.
Den Vorlesungsgängern gehöre ich längst nicht mehr an. Die Qualität vieler Vorlesungen hat in der Klinik abgenommen, hängt stark von den vortragenden Personen ab (die wiederum ständig wechseln), zugehörige Folien sind oft unstrukturiert oder unvollständig, sodass ich Themen lieber komplett selbst erarbeite. Vorlesungen ersetzen kein Eigenstudium mehr und stellen allenfalls eine Ergänzung zum Lehrbuch dar. Fallen klausurrelevante Informationen, die in keinem Lehrbuch stehen, tippe ich diese stichpunktartig mit und füge sie später in die Zusammenfassung ein. Und auch meine Klinik-Zusammenfassungen erstelle ich nur noch in seltenen Fällen handschriftlich.
Das liegt primär daran, dass ich seit Klinikbeginn erstaunlich selten mit Bildern arbeite. Wer mit Via Medici oder Amboss arbeitet, wird feststellen, dass auch hier der Text überwiegt, einige Kapitel sogar ohne eine einzige Abbildung auskommen. Der Lernstoff in der Klinik ist weniger abstrakt als in der Vorklinik; diesen aus Lernportalen oder Lehrbüchern (eBooks) herauszukopieren oder abzutippen, gelingt einfach schneller als ihn auf das iPad zu schreiben. Wann immer ich doch eine Abbildung verwende, füge ich sie per ‚Copy and Paste‘ in das entsprechende Word-Dokument ein. An Word-Dokumenten arbeite ich nur ungerne auf dem iPad. Zwar ist Tippen über die Bluetooth-Tastatur kein Problem, doch das Formatieren ist mühsam. Word lässt sich auf einem Laptop besser bedienen, ich würde auch nicht auf die Idee kommen, Hausarbeiten, meine Doktorarbeit – oder eben diesen Artikel hier – auf dem iPad zu schreiben.
Auch hat die eigene Zusammenfassung für das Arztwerden keinen großen Stellenwert. Sie dient primär der Klausurvorbereitung und verliert von Tag zu Tag immer mehr an Aktualität. Wer etwas nachschlagen muss (das kommt in der Klinik häufig vor), bedient sich der gängigen Nachschlagewerke – die vom Betreiber garantiert aktuell gehalten werden. Die Glykolyse ändert sich nicht, die Leitlinien schon. Der langfristige Nutzen mühevoll erstellter iPad-Zusammenfassungen ist in der Klinik also geringer.
Außerdem gibt es Themen oder Fächer, in denen sich die Arbeit mit Tabellen anbietet (z.B. Muskeltabellen in der Anatomie, oder die von mir propagierte Tabellentaktik in der Pharmakologie).
Solche Tabellen lassen sich am besten mit Word oder Excel erstellen, auch aus dem Grund, dass man im Zeitverlauf immer wieder etwas ergänzen wird (was in einer handschriftlich angelengten Tabelle undenkbar ist).
Abschließend bleibt nicht mehr zu sagen, als dass ein iPad noch lange keinen guten Arzt macht und auch kein Garant für Erfolg im Studium ist. Generationen vor uns mussten sich mit Stift und Papier begnügen. Trotzdem, heute kann digitales Lernen die Menge an Lernstoff zwar nicht schmälern, aber das Lernen vereinfachen. Ob so ein iPad auch für etwas für Dich wäre? Bekanntlich gilt: Probieren geht über Studieren.