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  • Sarah Gruninger
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  • 03.09.2018

Unisport in Marburg

Egal ob du eher mit der Einstellung „Sport ist Mord“ lebst oder auch schon immer sportlich aktiv warst – der Unisport in Marburg hat für alle ein vielfältiges Angebot.

 

Wie du sicher weißt, ist Sport eben auch wichtig für deine Gesundheit. Ich habe in den letzten zwei Jahren viel selbst ausprobiert und Kommilitonen zu den exotischsten Sportarten befragt. Im Folgenden stelle ich euch aus jedem Genre ein paar Sportarten vor.

Zuerst ein paar FAQ zu den wichtigsten Formalitäten.   

Wo finde ich das Angebot?
Auf der Internetseite des Hochschulsports: https://www.uni-marburg.de/de/zfh/angebote

Wann muss ich mich anmelden?
In der ersten Woche des neuen Semesters kannst du in jede Sportart reinschnuppern, am Montag der folgenden Woche solltest du um Punkt 8 Uhr morgens vor deinem Laptop sitzen. Und dann gilt es, wer zuerst kommt (in diesem Fall, wer zuerst die Verbindung zum abstürzenden Server herstellen kann), der malt zuerst.

Wie teuer sind die Sportangebote?
Meistens kostet die Teilnahme für ein Semester 30 Euro. Ich werde auf die abweichenden Kosten für Tennis im Artikel eingehen.

Wo sind die Veranstaltungen?
Die meisten finden im Stadion in der Jahnstraße 12 im Unistadion statt. Bei abweichenden Orten werde ich darauf hinweisen. Dabei sind vor allem kleinere Kurse in Entspannung und Kampfsport in der Barfüßerstraße am Rande der Oberstadt.

Und diese Sportarten gibt es:

Ballsportarten

Tennis
Im Winter in den Hallen des TC Marburg beim Georg-Gasmann-Stadion, im Sommer auf den Plätzen bei den Afföllerwiesen: Tennis. Eine Sportart, die für jedes Level von L1 (Anfänger) bis L3 (Profis) angeboten wird. Pro Trainer sind dabei acht Studenten eingeteilt. Da Platzmieten gedeckt werden müssen, bezahlst du für Tennis im Winter 140 Euro, im Sommer 70 Euro. Immer noch viel günstiger als im Verein. Einen Schläger musst du selbst mitbringen. Ich habe im L1-Kurs im Sommer viel gelernt und tolle Fortschritte gemacht. Allerdings ist es draußen sehr wetterabhängig. Und wie wir feststellen mussten, regnet es gerade donnerstags besonders häufig.

Lacrosse
„Lacrosse? Was ist das denn?“ Das hab ich auch ungefähr jedes Mal gehört, wenn ich davon erzählt habe. Immer dienstags von 19:30 Uhr bis 21:00 Uhr spielten wir bei untergehender Sonne auf dem Stadion-Rasen in der Jahnstraße. Bei den Männern spielen je zehn Spieler 4 × 20 Minuten, bei den Frauen zwölf 2 × 30 Minuten auf einem 45 m breiten und 102 m großen Feld mit je einem Tor am Ende. Ziel des Spiels ist es – wie bei eigentlich jeder Ballsportart – den Ball in das Tor zu befördern. Nur dürfen weder Hand noch Fuß den Ball berühren. Das ist jetzt verwirrend, nicht wahr? Um es mal ganz einfach auszudrücken, jeder Spieler hat einen Stab in der Hand, an dem oben ein Netz befestigt ist. Bei den Männern ist dieses Netz mit einer kleinen Einkerbung ausgestattet, so dass der Ball in dem Schläger liegen kann. Bei den Frauen ist das Netz fest gespannt, dass es schon eine Herausforderung ist, den Ball überhaupt im Schläger zu behalten. Das Werfen des Balles kannst du dir mithilfe eines Katapultes vorstellen. Vielleicht guckst du dir einfach mal ein Lacrosse-Spiel im Internet an, um einen Einblick von der Sportart zu bekommen. Merkst du während des Semesters, dass Lacrosse dein neuer Lieblingssport ist, hast du die Möglichkeit in den Verein „Marburg Saints“ einzutreten.

Handball
Bringst du schon Handballfähigkeiten mit und willst hier weiter spielen? Dann bist du in der L3 Mannschaft genau richtig. Einmal pro Semester fährt die Mannschaft auf die Deutschen Hochschulmeisterschaften und tritt gegen andere Uni-Mannschaften an. Die Ausfahrt ist spaßig und schweißt die Truppe zusammen.

Kampfsport

Selbstverteidigung für Frauen
Ein halbes Jahr bringt die Trainerin circa 25 Studentinnen Tipps und Tricks zur Verteidigung in der Notsituation bei. Auch wenn ich noch etwas zweifle, ob ich mich im Notfall an die verschiedenen Handgriffe erinnere und die Kraft aufbringen könnte, jemand viel Größeren umzulegen, fühle ich mich auf meinem nach Hause weg im Dunkeln jetzt sicherer.

Fechten
Ich muss zugeben, ich habe mich nur beim Fechten angemeldet, weil ich in meine Wunschsportarten nicht reingekommen bin. Als gute Schicksalsfügung würde ich das mal bezeichnen. Ich wurde langsam von langjährigen Fechtern in den Sport angeführt. Auch wenn die Fechtstellung am Anfang einen Oberschenkelmuskelkater mit sich bringt, den du so noch nie gespürt hast, machst du schnell Fortschritte und bist am Ende des Semesters fähig an einem Fechtturnier teilzunehmen. Die L1 Kurse finden immer mittwochs 19:30 Uhr in der Jahnstraße statt, Fechtanzüge und -waffen werden gestellt.

Fitness&Entspannung

Full Body Workout
Von diesem Kurs erzählte mir eine Kommilitonin ganz begeistert. Sie ist eher durch Zufall auf diesen Kurs gekommen, weil er gut mit ihrem Stundenplan vereinbar war. Außerdem hörte er sich interessant und nach auspowern an. Sie sagte begeistert, dass es der beste Kurs war, den sie bisher über den Hochschulsport belegt habe. Das Trainingsprogramm ist eine ausgewogene Mischung aus Core (Körpermitte)-Übungen und Aerobic-Choreografie, kleine Geräte wie Hanteln oder Bänder kommen zwischendurch auch zum Einsatz. Der Kurs ist etwas anspruchsvoller als Pilates, da nicht nur Übungen auf der Matte gemacht werden, sondern auch Choreografien, die einen ins Schwitzen bringen. Neben dem ganzen Unistress ein perfekter Ausgleich. Leider ist der Raum nicht klimatisiert, was im Sommer zu hohen Temperaturen führen kann.

Power Gymnastik
Der Kurs findet donnerstags von 15 Uhr bis 16 Uhr statt. Die Daten müssten also mit deinen Univeranstaltungen passen und zu der Uhrzeit ist die Halle immer schön leer. Die Übungen sind relativ einfach auszuführen und basieren dabei weitgehend auf Körpergewichtseinsatz. Die Trainerin hilft dir, die Übungen nach deinen Anforderungen auszuführen und motiviere dich. Hanteln und Matten werden den Teilnehmern gestellt.

Aqua Fitness
Bei Aqua Fitness denken die meisten an Rentnersport. Im Gegenteil! Zum Aufwärmen wird mit Spielen begonnen, dann wird die Musik hochgedreht und im Takt Übungen ausgeführt. Laut meiner Kommilitonen ist die Trainerin Freya immer motivierend gewesen und es gab einen guten Zusammenhalt in der Gruppe.  Standort ist die Blista Schwimmhalle, in der Marbach.

Piloxing
Piloxing?! Konnte sich da jemand nicht entscheiden, ob er Pilates oder Boxen im Unisport wählen sollte? So ähnlich kannst du dir das vorstellen. Die Trainerin verbindet verschiedene Bewegungen aus beiden Sportangeboten und vereint sie zu einer neuen Choreografie. Anstrengend, aber echt spaßig.

Vinyasa Yoga
Da es verschiedene Yoga-Arten gibt, solltest du dir in der Orientierungswoche verschiedenste Yoga-Arten anschauen, um zu sehen, welche dir am besten gefällt. Beim Vinyasa Yoga geht es nicht darum, Posen möglichst lange zu halten, sondern vor allem die Positionen durch flüssige Bewegungen zu verbinden. Eine Teilnehmerin erzählt: „Ich fand den Kurs sehr anstrengend! Ich habe gemerkt, wie jede Position Dehnung, Muskelspannung, Gleichgewicht und Körperspannung verlangt hat. Muskelkater war vorprogrammiert.“ Mit der Zeit wird man besser und die Positionen anspruchsvoller. Am Ende des Kurses gibt es ein „Cool-Down“. "Es tat mir gut mit meinen Gedanken in einem Raum zu sein und hat mir geholfen nach einer stressigen Uniwoche herunterzukommen.“

Pop-Pilates
Pop-Pilates wird zu schnellerer Musik als normales Pilates ausgeführt und ist ein Ganzkörpertraining auf Matten. Ein toller Ausgleich zum vielen Herumsitzen und Lernen. Die Atmosphäre ist angenehm, auch wenn der Kurs manchmal etwas überfüllt ist. Bei den teilweise doch eher seltsam aussehenden Übungen wird eher miteinander gelacht als übereinander. Sehr empfehlenswert.

Tanzen und Gestalten

Bewegungstheater
Das ist mal was ganz anderes! Ich war nur bei dem ersten Probetraining und muss euch davon einfach berichten. Bewegungstheater war mit Abstand das Exotischste, was ich bis jetzt ausprobiert habe. Ich wusste nicht, was ich erwartet habe, aber es war auf andere Art und Weise eine sehr gute Erfahrung. Beim Bewegungstheater geht es vor allem darum, seine Gefühle und Gedanken in Bewegungen auszudrücken und so mit Menschen zu interagieren und sie ihnen zu zeigen. Das erfordert allerdings auch aus dir hinaus zu gehen und dich völlig in der Musik und deinem Körper fallen zu lassen. Jede Bewegung wird zugelassen und manch Blickkontakt mit dem Theaterpartner länger gehalten als ein Blickkontakt je zuvor. Eine Übung war zum Beispiel dem Spielpartner beim „Machen“ zuzuschauen. Was macht man, wenn man „macht“? Finde es heraus, indem du tust, was dir in dem Moment geliebt. Wenn du dich wirklich darauf einlässt, bist du in nur wenigen Minuten in deiner eigenen Welt und vergisst alles um dich herum. Ebenso interessant ist es, eben diese Wandlung bei deinem Spielpartner zu beobachten. Beim Bewegungstheater tust du Dinge, die du normalerweise nicht tun würdest. Ein wenig verrückt, aber die beste Möglichkeit all seinen Gefühlen einmal die Woche freien Raum zu lassen. Der Kurs findet immer Freitagmittag in der Barfüßerstraße statt.

Vertikaltuchakrobatik
„Ich habe mich für den Kurs entschieden, um zur Abwechslung einen Sport auszuführen, den nicht jeder kennt“, berichtete mir  eine Freundin letztens. Dabei kam sie auch an ihre Grenzen. „Vertikaltuchakrobatik ist super anspruchsvoll. Nicht nur musst du dir verschiedene Griffe merken, eine gewisse Kraft in den Armen ist Voraussetzung oder wird eben im Kurs antrainiert. Ich habe nicht erwartet, dass mir der Kurs so viel Spaß machen würde, dass ich ihn länger als ein halbes Jahr ausführen werde. Aber mit jeder Stunde hab ich mehr gelernt und jetzt kann ich mir vorstellen, weiterhin dabei zu sein." Regelmäßiges Training ist wichtig, um eine gewisse Muskelkraft aufzubauen.
Bei der Vertikaltuchakrobatik lernst du sowohl Figuren, als auch „Abfaller“, bei denen du dich aufgrund der Sicherung fallen lassen kannst und vom Tuch aufgefangen wirst. Zwar führst du den Sport an sich  alleine am Tuch aus, aber es steht immer jemand neben dem Tuch und hilft dir durch Anweisungen. Besonders toll ist, dass du den Sport nicht nur im Unisport, sondern auch draußen mit Freunden im Sommer ausführen kannst, indem du dir ein Tuch an einen Baum hängst.

Ballett
Ob du Anfänger bist oder schon jahrelang tanzt, für jedes Niveau wird ein Kurs angeboten. Verschiedene Ballettlehrerinnen helfen dir dabei die richtige Haltung bei den Ballettfiguren einzunehmen und sie richtig auszuführen. Mich haben die Ballettstunden am Abend auf den Boden zurück gebracht und waren eine super Ablenkung im dritten Semester neben dem Anatomie-Lernen. 

 

Wassersport

Mit der Lahn vor der Haustür erschließen sich auch dem Unisport neue Möglichkeiten.

Kajak
Mit Neoprenanzug, Helm, Schwimmweste, Decke und natürlich einem Kajak bist du bereit, dich ins Wasser zu stürzen. Meine abenteuerlustige Freundin erzählte vom Abenteuersport Kajak mit glänzenden Augen. Bevor du dich jedoch auf die Wildwasserkanäle in der Lahn freuen kannst, lernst du die Eskimo-Rolle und wichtige Fähigkeiten, wie Slalom fahren und Lenkmanöver. „Am Anfang hatte ich Muskelkater in den Armen nach den Stunden. Mit der Zeit gewöhnst gewöhnt man sich aber daran.“ Auch die Spiele mit dem Wasserball machen Spaß.

Rudern
Auf der Suche nach Freunden, die nicht Medizin studieren? Hier bist du eher nicht so richtig, jeder zweite ist gefühlt Medizinstudent. Aber das muss ja nichts Schlimmes sein. Sobald du im Ruderboot sitzt und auf der Lahn treibst, tauchst du in eine andere Welt ein. Und auch hier gilt: wenn es dir gefällt, kannst du in den Marburger Ruderverein eintreten. Die Mitgliedschaft kostet 10 Euro pro Monat. Im Sommer wird fast jeden Tag freies Training angeboten, im Winter steht Ergotraining auf dem Plan. Die perfekte Sportart um die schöne Lahnlandschaft um Marburg herum zu erkunden und mit sich und der Natur eins zu werden. Und nebenbei wird auch noch jede Muskelpartie deines Körper trainiert. 

Alles in allem ist der Unisport nicht nur eine gute Möglichkeit, mal ganz exotische Sportarten auszuprobieren, Neues zu lernen und fit zu bleiben, sondern auch neue Leute kennenzulernen. Vielleicht triffst du dann ja auch mal Leute, die nicht Medizin studieren und erfährst mehr über andere Studiengänge. Viel Spaß beim Sport treiben!

 

 

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