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  • Sarah Gruninger
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  • 26.08.2019

Die Schwerpunktcurricula in Marburg

Physikum noch nicht mal in der Tasche und schon eine E-Mail über die Schwerpunktcurricula im Postfach? Du fragst dich, was das überhaupt ist und ob du das belegen musst? Sarah gibt dir einen Überblick.

Was sind Schwerpunktcurricula?

 

Zu allererst sei gesagt: die Teilnahme ist ein Kann, kein Muss! Ein Schwerpunktcurriculum ist eigentlich nur dazu da, um dich in einem bestimmten Fachbereich noch intensiver auszubilden, als es im Rahmen deines Studiums vorgesehen ist. Hast du dich zum Beispiel schon immer für Chirurgie interessiert und willst Chirurg werden, wäre das Schwerpunktcurriculum „Operative Medizin“ etwas für dich.

Die zeitlichen Umfänge sind dabei unterschiedlich, beschränken sich aber meistens auf zwei Stunden pro Woche vom 1. klinischen Semester bis zum PJ. Hältst du bis zum Ende durch, bekommst du nicht nur ein Zertifikat, was sich sicher gut im Lebenslauf macht, sondern zählt der Besuch eines Schwerpunktcurriculums gleichzeitig auch als dein Wahlfach. Da die Plätze begrenzt sind, musst du dich bis Oktober (für manche bis September!) für die Teilnahme bewerben und bekommst die E-Mail über die Schwerpunktcurricula deshalb auch schon so früh. 

Dieses Jahr gibt es sechs Schwerpunktcurricula, für fünf Schwerpunktcurricula kannst du dich zu Beginn des klinischen Studienabschnittes anmelden. Neben den nun aufgeführten Schwerpunktcurricula ist dieses Jahr erstmalig auch Neurobiologie möglich (Informationen dazu auf der Uni-Website).

 

1. Operative Medizin


Ich bin selbst im Schwerpunktcurriculum „Operative Medizin“ und kann es nur jedem ans Herz legen, der mit dem Gedanken spielt, in die Chirurgie zu gehen. Und hey, selbst wenn es dann nicht die Chirurgie wird, es hat noch keinem geschadet chirurgische Fähigkeiten zu besitzen. Wir treffen uns jeden Mittwochnachmittag zur Wahlfachzeit von 16-18 Uhr und sprechen über verschiedene Anwendungsgebiete in der Chirurgie. Dazu erklärt sich jede Woche ein anderer Chirurg aus dem UKGM bereit, mit uns über ein bestimmtes Thema zu sprechen. Meistens bereitet eine Zweier-Gruppe ein kurzes Referat zum Thema vor, so dass danach praktische Anwendungen folgen können.

Im ersten Semester hatten wir zum Beispiel Naht- und Knotenkurse, eine Einführung in die verschiedenen Instrumente im OP oder eine Laparoskopie-Übung. Die Angebote gehen dabei weit über das Vermittelte im Chirurgie-Praktikum der Universität hinaus. Wegen des benötigten Referenzschreiben eines Hochschullehrers würde ich, falls dir spontan keiner einfällt, einen deiner Physikumsprüfer fragen.

Über die weiteren Schwerpunktcurricula habe ich meine Kommilitonen befragt:

2. Allgemeinmedizin


Julia, 6. Semester: „Für das Schwerpunktcurriculum „Allgemeinmedizin“ muss man sich schon bis zum 28.02. nach dem ersten Semester bewerben. Ich habe von dem Curriculum über den Leiter des Curriculums Prof. Dr. Bösner im Rahmen des Faches „Berufsfelderkundung“ gehört. Pro Semester wird die Teilnahme an einem Wochenendseminar und an mehreren Hospitationen bei dem zugeteilten Hausarzt/ Mentor erwartet. Bei den Wochenendseminaren treffen sich alle Teilnehmer der Curricula und hören Vorträge zu verschiedenen allgemeinmedizinischen und sozialen Themen und erlernen praktische Fähigkeiten, wie Blut abnehmen. Bei den Hospitationen darf man schon währen deiner Woche in der Vorklinik kleinere Aufgaben übernehmen, wie Blutdruck messen, Blut abnehmen, Fäden ziehen oder teilweise Anamnesegespräche führen und auf Hausbesuche mitgehen. In der Klinik folgt dann ein Längsschnittpraktikum über zwei Wochen. Außerdem darf man seine Famulatur oder das Blockpraktikum in der zugeteilten Praxis absolvieren. Zudem nahmen wir an einem Wahlfach in der Vorklinik („Allgemeinmedizinische Fälle für Vorkliniker“) und an den klinischen Wahlfächern „Global-Health“und „Differentialdiagnose in der Primärversorgung“ teil. Außerdem werden Journal-Clubs angeboten, in denen wir über verschiedene kürzlich erschienene Studien reden. Mir macht das Curriculum sehr viel Spaß, weil es einem sehr viele Möglichkeiten gibt Erfahrungen zu sammeln und über den Tellerrand hinaus zu schauen.“


3. Onkologie


Narumi, 6. Semester: „Im Rahmen des Schwerpunktcurriculums „Onkologie“ treffen wir uns jeden Mittwoch und reden auf Englisch über verschiedenste Themen. Im ersten Jahr geht es dabei um die Grundlagen, vor allem über die molekulare Entstehung von Krebs. Während uns im ersten halben Jahr Studenten aus den höheren Semestern uns bei der Bearbeitung der Themen halfen, sitzen im zweiten Semester Kliniker und Naturwissenschaftler im Raum und geben uns ganz andere Sichtweisen auf die Themen. Im zweiten und dritten Jahr gehen wir dann mehr auf Onkologie in den verschiedenen Fächern ein. Prüfungsleistung ist dabei ein Referat pro Semester. Einmal im Jahr gibt es zu dem ein Wochenende, an dem alle Jahrgänge teilnehmen können. Vorher liest man sich ein paar Paper durch und lernt dann sehr viel über spezielle neue Erkenntnisse in der Tumorforschung.
Was ich wirklich super finde ist, dass die Kommunikation zwischen den Leitern des Curriculums und uns Studenten gut funktioniert. Wir geben viel Rückmeldung, die auf offene Ohren trifft. Alles in allem sind wir sehr organisiert. Das einzige, was mir ein wenig fehlt, wären ein paar praktische Übungen. Das Schwerpunktcurriculum kann ich nicht nur Onkologie-Interessierten empfehlen, sondern auch Studenten, die den Umgang mit wissenschaftlichen Texten mögen oder lernen wollen.“

 

4. Immunologie und klinische Infektiologie


Lea, 6. Semester: „Mein Schwerpunktcurriculum heißt Immunologie und klinische Infektiologie und wir treffen uns einmal die Woche mittwochs für zwei Stunden. Es ist in unterschiedliche Module geteilt, die ein Semester lang gehen, z.B. allgemeine Immunologie, Infektiologie I und II etc. Pro Termin gibt es ein Thema, dass von einem Experten betreut wird und zu dem 1-3 Studenten von diesem Experten ausgesuchte Paper vorstellen bzw. Referate halten. Nach der Vorstellung findet eine Diskussionsrunde statt. Wir sind so um die 12 bis 18 Leute, je nachdem ob auch höhere Semester das Modul mitmachen. Im Modul Infektiologie I geht es zum Beispiel die Themen „CRP als Entzündungsmarker“, „Autoimmune Enzephalitis“ oder „Sepsis“. Meistens sind die betreuenden Experten Ärzte, die interessante Fälle aus dem klinischen Alltag mitbringen. Einmal während dieser Zeit findet ein Wochenendseminar auf Schloss Rauischholzhausen statt mit gesponserter Übernachtung, Essen und Vorträgen zu aktuellen Forschungen. Die betreuenden Professoren sind Prof. Bauer (dieser hält auch die VL Immunologie) und Prof. Lohoff (dieser hält die VL Mikrobiologie). Beide sind sehr engagiert und v.a. Prof. Lohoff sorgt immer mal wieder für Besuche/Vorträge bei „befreundeten“ Professoren außerhalb der Uni Marburg. Während der Mittwochstermine besteht Anwesenheitspflicht mit Unterschriftenliste, die Wochenendtermine sind nicht verpflichtend. Wer sich das Schwerpunktcurriculum auch als Wahlpflichtfach anerkennen lassen will, sollte aber auf seine Anwesenheit achten. Generell herrscht eine entspannte Stimmung, sodass kein „Uni-Zwang/-Stress“ entsteht. Auch wenn sich die Bewerbung auf dem Infoblatt sehr kompliziert und hart anhört, sollteman sich davon nicht abschrecken lassen: alle, die sich beworben haben wurden auch genommen und teilweise wird die Bewerbungsfrist nach hinten verschoben, damit sich noch mehr Leute anmelden. Ich kann es sehr empfehlen.“

5. Pädiatrie


Johanna, 6. Semester: „Im Rahmen des Schwerpunktcurriculums „Pädiatrie“ treffen wir uns circa fünf mal im Semester. In den dreistündigen Terminen reden wir mit allen Jahrgängen und jeweils zuständigen Ärzten über vier verschiedene pädiatrische Fälle, die vorher von mehreren Teilnehmern vorbereitet wurden. Nach der Vorstellung und Diskussion über die Fälle gehen wir auf die Station. Die beiden ersten Module beschäftigen sich mit den anatomischen, physiologischen und biochemischen Grundlagen der Pädiatrie von der Fetalzeit bis zur Adoleszenz. Die Module drei bis sechs sind Organsystem-bezogen thematisch ausgerichtet. Manchmal reden wir aber auch nur über aktuelle Fälle. Da unser Schwerpunktcurriculum am Abend ist, ist es leider oft zu spät, um auf die Station zu gehen, deshalb fehlt mir manchmal der praktische Bezug. Ansonsten gibt das Schwerpunktcurriculum einen sehr vielseitigen Einblick in die Pädiatrie.“

Hier findest du die Schwerpunktcurricula in der Übersicht

Lust bekommen? Alle Informationen zu den Schwerpunktcurricula sind hier

 

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