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- Kirstin Ludwig
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- 05.03.2013
Präpkurs in Mainz: Abschlussgottesdienst
Ein Semester lang haben die Mainzer Zweit- und Drittsemester an "ihren" Leichen gelernt und präpariert - nun ist es Zeit, in einem Gottesdienst Abschied zu nehmen.
Der Präpkurs ist vorbei. Ein Semester lang haben die Zweit- und Drittsemester in Mainz Anatomie gelernt. 27 Praktikumstermine, 47 Vorlesungen und viele zusätzliche Stunden im Präpsaal haben sie voll beschäftigt. Der Präpkurs war nicht nur wegen des immensen Lernstoffs anstrengend. Die Arbeit an Leichen fordert auch die Psyche.Nun ist das Semester um, die Studenten verabschieden sich in die vorlesungsfreie Zeit. Dafür, dass sie sich wirklich verabschieden können, den Präpkurs mit all seinen Erfahrungen hinter sich lassen können, sorgt der Abschlussgottesdienst.
Ökumenischer Gottesdienst
Der Abschlussgottesdienst wird von der Seelsorge der Universitätsmedizin gestaltet. Hier arbeiten evangelische und katholische Kirche zusammen. Zum Gottesdienst sind aber nicht nur Christen eingeladen, sondern auch Studenten, die anderen Religionen oder auch keiner Religion angehören. Die Auswahl der Lieder und die Themen des Gottesdienstes sind allerdings eher christlich geprägt.
Abschluss nur für Studenten
Am Abschlussgottesdienst nehmen außer den Studenten, die den Präpkurs in diesem Semester absolviert haben, nur die Dozenten teil. Aus diesem Grund stehen die Studenten im Mittelpunkt. Es geht darum, den Präpkurs hinter sich zu lassen und mit dieser Zeit abzuschließen. Der Gottesdienst hat also nicht den Charakter eines Trauergottesdienstes für die Leichen.
Was loswerden können
Viele Studenten möchten "ihren" Leichen noch etwas mit auf den Weg geben, etwas loswerden oder sich bei den Körperspendern bedanken. Um diesem Bedürfnis nachzukommen, bekommt jeder Student eine Karteikarte, auf der er seine Gedanken zu Papier bringen kann. Anschließend werden die Karten vorgelesen. Und die Studenten merken, dass viele andere ähnliche Gedanken während des Kurses hatten.
Beisetzung der Leichen
Die Beisetzung der Präpsaal-Leichen findet separat statt. Bei dieser Gelegenheit können sich die Angehörigen von ihren Verstorbenen verabschieden. Die Studenten sind bei der Beisetzung nicht dabei. Aus diesem Grund erfahren die Studenten weder Namen noch Alter "ihrer" Leichen. Auch die Angehörigen lernen sie nicht kennen - so bleibt es bei Mutmaßungen über Alter, Leben und Motivation dieser Menschen, sich nach dem Tod als Präparat für Medizinstudenten zur Verfügung zu stellen.