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  • Jessica Splett
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  • 15.03.2022

Endlich Ersti – Mein Start ins Medizinstudium in Magdeburg

Unruhiges Getuschel, herzhaftes Lachen, wildes Hin- und Herrücken. So beschreibt Jessica die Situation im Hörsaal, als 200 Erstis aufgeregt und neugierig in ihr erstes Semester des Medizinstudiums gestartet sind. Schon seit einem Jahr wusste Jessica, dass es im Wintersemester 2021/22 auch für sie losgehen wird. Lange wirkte das Studium noch weit entfernt, doch jetzt ist es real. Hier teilt sie ihre Erfahrungen und gibt Tipps gegen Anspannung und Unsicherheiten.

 

 

Vor den Einführungstagen war ich ziemlich aufgeregt: viele neue Eindrücke, neue Kontakte, eine neue Stadt und Ungewissheit, wann ich wo für welche Veranstaltung sein muss. Etwas entspannter konnte ich in die Einführungstage starten, weil ich schon einige meiner Kommilitonen und Kommilitoninnen vor den offiziellen Veranstaltungen kennenlernen konnte. Dank moderner Kommunikationsmöglichkeiten sprachen wir uns zu einem Treffen ab und saßen gemütlich an der Elbe. Schon zu dem Zeitpunkt merkte ich, dass viele liebe Leute mit mir in den neuen Lebensabschnitt starten werden.

Während der Schulzeit hörte ich die Lehrer*innen oft sagen, dass es an der Uni mit einem anderen Tempo im Lernstoff zugehen wird. Was sie meinten, kann ich jetzt erst verstehen. Denn ja – es geht gleich mit Vollgas los. Schneller als ich all die Eindrücke der Einführungstage, in denen uns die Fächer, Institutionen, unser Fachschaftsrat und der Uniablauf vorgestellt wurde, verarbeiten konnte, saß ich schon in der ersten Anatomievorlesung und stand im nächsten Moment im Präpkurs. Außerdem sah ich das erste mündliche Anatomietestat in gut vier Wochen auf mich zurasen. 

Super motiviert, aber auch aus Angst, etwas Wichtiges zu verpassen, besuchte ich zu Beginn emsig alle Vorlesungen. Ganz ehrlich – ich fühlte mich überwältigt und wusste nicht, wie ich mit den Informationen und der Freiheit, die das Unileben mit sich bringt, umgehen sollte. Theoretisch waren alle Veranstaltungen bei uns in Präsenz. Aber man konnte auch immer online an den Vorlesungen teilnehmen. Schnell merkte ich, dass mir die Vorlesungen keinen wirklichen Mehrwert lieferten, weshalb ich kaum noch eine besuchte. Hier musst du selbst für dich schauen, was dir etwas bringt. Und verleiche dich nicht mit anderen, dasselbe gilt für Klausurergebnisse. Bitte nimm dir hier den Druck raus! Du machst das für dich und gibst ganz sicher stets dein Bestes.

Zum Glück bekamen wir seitens der Uni für unsere Seminargruppen jeweils zwei Tutoren höherer Semester. Sie haben uns an die Hand genommen, durch die Anatomie begleitet und standen jederzeit für unsere Fragen bereit. Außerdem gaben sie uns den ein oder anderen Insider-Tipp, die das Unileben wirklich erleichtern. Unsere Seminargruppen bestehen je aus ca. 20 Studierenden. Mit der Gruppe haben wir unsere Seminare, Praktika und auch weitere verpflichtende Veranstaltungen. Außerdem bilden sie einen guten Rahmen für den Start und man hat Ankerpunkte. Doch auch außerhalb der Seminargruppe kann man super Kommilitonen und Kommilitoninnen kennenlernen. So lernte ich zum Beispiel eine mir sehr ans Herz gewachsene Freundin zufällig beim Verleih des Präparierbestecks kennen. Auch wenn die Hürde teils groß ist, zu Treffen oder Veranstaltungen zu gehen – es lohnt sich, allein um Anschluss zu finden.

 

 

Welche Fächer hatte ich im ersten Semester? Fangen wir beim größten Fach an: Anatomie. Hier hatten wir nicht nur Vorlesungen und Seminare, sondern auch den berühmten Präpkurs, in dem man praktisch die Anatomie erlernt und der mehr oder weniger auch eine Vorbereitung auf die Testate ist. Die Histologie stellte den mikroskopischen Teil der Anatomie dar. Anfangs sah ich einfach nur bunte Bilder, doch wirklich etwas erkennen konnte ich nicht. Ich kam bei dem ganzen neuen Stoff aller Fächer schnell nicht mehr wirklich hinterher. Sobald ich mich aber für die Histologie-Prüfungen mehr damit beschäftigte, war vieles leichter zu erkennen und es machte tatsächlich auch Spaß, hinter dem Mikroskop zu sitzen.

Die ersten zwei Monate hatten wir auch einen Crashkurs in Terminologie. Ich persönlich hatte kein Latein in der Schule, weswegen es mir nicht so leicht fiel. Doch die Prüfung ist bestanden und die wichtigsten Infos, die das Wortverständnis für Anatomie doch schon deutlich erleichtern, habe ich mitnehmen können. Die ersten zwei Jahre Vorklinik im Regelstudiengang bedeuten viele naturwissenschaftliche Grundlagenfächer: Physik, Biologie und Chemie standen auf dem Stundenplan, wobei dieses Semester nur die ersten beiden klausurrelevant waren. Chemie fiel dadurch bei mir persönlich hinten runter.

In der Oberstufe hatte ich Biologie im Leistungskurs belegt, wodurch mir die Grundlagen bekannt waren. Jedoch kamen noch viele neue Informationen hinzu. Enzyme über Enzyme und gefühlt heißen alle ähnlich – gar nicht so leicht, da nicht durcheinanderzukommen. Etwas schwerer war für mich und viele andere Physik. Doch auch das ist mit etwas Übung machbar.  Außerdem hatten wir Soziologie und Berufsfelderkundung. Für mein Empfinden ging es schon ziemlich zur Sache und die ganze Zeit schwang die Sorge mit, etwas Wichtiges zu verpassen, den Stoff nicht bis zum Tag X zu können oder mich zu verzetteln. Über das Semester hinweg hatten wir insgesamt 11 Prüfungen – mündlich und schriftlich.

Und hier die positive Nachricht: Ich habe es geschafft und bin stolz auf mich. Sicher kann ich jetzt sagen, dass ich die Inhalte bisher gerne gelernt habe, manche mehr, andere weniger. Doch kann ich mir immer wieder vor Augen führen, wofür ich das mache: mein Weg zum Arztberuf, den ich mir derzeit als meinen großen Herzenserfüller vorstellen kann. Ich habe jetzt schon lernen dürfen, dass man Abstriche beim Lernen machen muss. Das, was man immer liest und gesagt bekommt, stimmt in vielen Punkten: Die Medizin ist ein Fass ohne Boden.

 

 

Das Studium ist zum Lernen da, und auch zum Lernen, wie man richtig lernt. Ich lerne nicht nur inhaltliche Aspekte, sondern auch mehr über mich. Jeden Tag 120% geben, nicht auf mich achten und nur für die Uni zu leben, das geht nicht. Achten wir nicht auf uns selbst, sind wir ganz schnell nicht die Ärzte und Ärztinnen von morgen, sondern liegen oder sitzen auf der anderen Seite. 

Das erste Semester ging unfassbar schnell vorbei. Bisher bin ich mit den Aufgaben gewachsen und gehe daher möglichst optimistisch auch an die kommenden Aufgaben heran. Es bringt nichts, sich jetzt schon verrückt zu machen. Beispielsweise habe ich noch nicht DIE wirkliche Lernmethode für mich gefunden. Für jedes der vier Anatomietestate habe ich anders gelernt. Aber ich denke, dass ich auch hier liebevoll und geduldig mit mir sein darf. Ich gehe meinen Weg, genauso wie alle anderen.

Mein Tipp für dich ist, die Aufgaben und Termine Schritt für Schritt anzugehen. Natürlich darf ein gewisser Weitblick nicht fehlen, doch fallen dir die Inhalte und kommenden Punkte leichter, wenn du dir Etappenziele setzt.
Es muss auch nicht alles perfekt sein. Auch wenn viele unter uns Bestnoten aus der Schule gewohnt waren, musst du nicht enttäuscht sein, wenn es jetzt nicht mehr so ist. Für mich war es schon ein großer Erfolg, alles in meinem Tempo und mit der mir zur Verfügung stehenden Kraft geschafft zu haben. Du bist in einer neuen Situation, einem neuen Lebensumfeld und es werden so viele neue Anforderungen an dich gestellt.

Du darfst Fehler machen, aus ihnen lernen und deine Kraft aufteilen. Auch hier gilt: Du lernst viel über dich und deine Ressourcen. Tausche dich mit anderen aus und du wirst merken, dass du nie alleine bist mit den Themen, die dich beschäftigen. Außerdem hat es für mich super geklappt, auf Online-Lernplattformen zurückzugreifen und erstmal keine Bücher zu kaufen. Die Bibliothek hat viele Bücher im Angebot, die ich mir ausgeliehen habe und so dann anschließend herausfinden konnte, welches ich wirklich gerne zum Lernen nutze. Das schont auch den studentischen Geldbeutel. ;)  ViaMedici war mein allzeit bester Begleiter. 

Zu guter Letzt noch ein Lerntipp: Ich bin absolut keine Stresslernerin, die alles auf den letzten Drücker und täglich für mehr als sechs Stunden lernt. Setz dir auch hier auf lange Sicht Lernziele, fange früh genug an und frage höhere Semester nach deren Erfahrungen – rechts und links schauen lohnt sich. :) Sicher bleibt so auch mehr hängen, aber ganz ehrlich: Ich will nicht wissen, wieviel ich schon wieder vergessen habe, einfach weil die Menge so riesengroß war. Aber das wird!

Ich glaube an mich und genauso glaube in an dich! Mit etwas Fleiß, Freude und Durchhaltevermögen ist alles machbar. Ich könnte noch so viel mehr über das erste Semester schreiben. Auch auf Instagram poste ich immer wieder Informationen. Folge mir hier liebend gern unter @_jessiswelt.

Schreibe mir, falls du Fragen oder Anregungen hast. Ich freue mich, von dir zu lesen. Und wer weiß, vielleicht sehen wir uns ja schon bald auf dem Campus. 
 

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