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  • Bericht
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  • Larissa Schuchardt
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  • 15.01.2013

Tag der Neurologie

Die Segeberger Kliniken hatten zum "Tag der Neurologie" in ihrem Neurologischen Zentrum eingeladen. Larissa war dort und berichtet von einer Wohlfühlatmosphäre für Patienten und Studenten, Sonographien am eigenen Leib und davon, warum andere Kliniken gerne auch solche Schnupperveranstaltungen anbieten dürften.

Die Sache mit dem Studentenverteiler

Ich steckte noch bis über beide Ohren in Physiologiebüchern, als mir die Mail im Studentenaccount auffiel. Normalerweise sind diese Mails größtenteils Schwachsinn, es ist alles dabei von Leuten, die ihr ranziges Blümchensofa verkaufen wollen bis hin zu verlorenen Porscheschlüsseln, doch diese klang interessant! Das Neurologische Zentrum veranstaltete eine Aktion für Studenten aus Lübeck, Hamburg und Kiel, um ihnen die Neurologie etwas näher zu bringen, und bot dafür 15 Plätze an. Ich zögerte nicht lange und bewarb mich dafür, spannend ist so eine Aktion ja allemal, und was weiß ich denn schon von der Neurologie?

So kommt es, dass ich mit einer Freundin aus Lübeck und einigen weiteren Studenten an diesem Freitagmorgen in einem Seminarraum in Bad Segeberg sitze. Ein großes Frühstücksbuffet und heiße Getränke stehen bereit, und der Chefarzt des Zentrums, Professor Valdueza, heißt uns persönlich willkommen. Zu Beginn berichtet er von seinem recht verschlungenen Weg zur Neurologie und spricht von der Faszination des Fachs; und die Studenten lauschen gebannt. Wer von uns, egal welches Semester, weiß denn schon, wo er später einmal landen wird?

 

Und wie es hinein schallt …

Wenig später werden wir in Zweiergruppen aufgeteilt und rotieren durch verschiedene Stationen. Als erstes, ich kann mein Glück kaum fassen, nimmt uns Professor Valdueza höchstpersönlich mit und gibt uns eine Einführung in die Sonographie des Gehirns. Kurze Zeit später halte ich den Schallkopf an Hals und Schläfe meiner Freundin und Professor Valdueza führt meine Hand, während ich den Circulus Willisii, die Carotisgabel und die A.vertebralis suche. IMPP-gedrillt, wie man nach der Physikumslernerei nun mal ist, können meine Freundin und ich noch sämtliche Zuflüsse und Abgänge herunterrattern: Der Professor ist hocherfreut, und wir glühen vor Begeisterung. Wann genießt man während der Uni schon mal diese Form von Betreuung?

 

90 Sekunden Zeit zum Kreuzen? Hier ist eine schnelle Diagnose wichtig!

Weiter geht's auf die Station, wo uns der zuständige Oberarzt abholt. Wir werden zwei verschiedenen Patienten vorgestellt, die uns ihre Krankheitsgeschichte erzählen, und wir dürfen auch gleich selbst Hand anlegen. Tatsächlich, ein Parkinson-gelähmter Arm lässt sich viel schwerer beugen! Anschließend besprechen wir die Fälle auf dem Flur und dürfen den Oberarzt mit Fragen löchern. Und auch hier ist die Stunde wie im Fluge vorbei! Schon werden wir vom Oberarzt der Neurointensiv abgeholt, der uns auf seine Station mitnimmt. Auch hier kriegen wir eine "Fallanalyse": eine Patientin, die mit vernichtendem Kopfschmerz die Notaufnahme aufsucht. "Aneurysma" rufen wir wie aus einem Munde; das klingt wie ein typischer IMPP-Fall! Wir besprechen auch hier den Krankheitsverlauf und besuchen zwei verschiedene Patientinnen, beide mit geplatztem Aneurysma - die eine komatös mit schweren Hirnschäden, die andere gestentet und kurz vor der Entlassung. Es kommt also bei der korrekten Diagnose auf Sekunden an! Vielleicht sind IMPP-Fragen doch gar nicht so verkehrt.

 

Segeberger Kliniken Gruppe - Foto: Segeberger Kliniken Gruppe

Verwöhnung für Patienten und Studenten

Dann ist Mittagspause, und wir fahren mit Taxis zur Kantine, die mit ihrer Glasfront über dem Großen Segeberger See thront. Zusammen mit Oberärzten und Chefarzt speisen wir und werden kurz darauf in Dreiergruppen eingeteilt. Als solche machen wir uns auf den Weg zur komplett neu eingerichteten und renovierten Stroke Unit und bekommen dort auch gleich einen Reflexhammer in die Hand gedrückt. Eine Patientin mit 8 Tage altem Schlaganfall hat sich bereit erklärt, uns Anfängern als Versuchskaninchen zu dienen, und wir dürfen im Seitenvergleich die Reflexe testen. Auch hier gucken uns die Profis - hier der Oberarzt der Stroke Unit - über die Schulter und geben Tipps, wie man den Hammer in perfekter Haltung aus dem Handgelenk heraus locker auf verschiedene Sehnen sausen lassen kann. Und es funktioniert!

Als letztes suchen wir die MS-Station auf - befindlich im Vitalia Seehotel, und spätestens hier sind wir endgültig beeindruckt. Wir schreiten über flauschige Teppiche, alles ist holzgetäfelt und gedämpftes Licht sorgt für gemütliche Atmosphäre. Auch hier erhalten wir eine Führung über die Station und ein persönliches Gespräch mit der Oberärztin, und dann müssen wir uns auch schon beeilen, wenn wir nicht das Abschlusskaffeetrinken im Café Spindel verpassen wollen! Hier gibt es nämlich die berühmte "Spindeltorte", ein Kunstwerk aus Baiser, Mandeln und Himbeeren - und selbst für den absoluten Neurologie-Verächter dürfte sich ein Ausflug nach Segeberg spätestens jetzt gelohnt haben. Wir schwelgen in Torte und Kaffee, während wir gemütlich mit den Ärzten plaudern, und fragen uns, wie man schnellstmöglich das nächste Semester an dieses Krankenhaus verlegen kann.

 

Ein voller Erfolg!

Nicht nur wir Studenten haben diesen Tag als unglaublich spannend und lehrreich empfunden, auch der Chefarzt war sehr zufrieden: "Wir haben den Tag in der Neurologie sehr positiv erlebt, so dass wir das Angebot auch in den nächsten Jahren fortsetzen werden. Die Planungen für eine Wiederholung Anfang 2013 haben daher bereits begonnen". Also, Leute, nutzt die Gelegenheit, dort mitzumachen! Andere Kliniken sollen sich gerne ein Beispiel nehmen - durch solche Aktionen lässt sich die Faszination des Medizinstudiums ganz schnell wieder in den grauen Uni-Alltag zurückholen.

Ein kurzes Video über den Tag der Neurologie findet ihr hier:

Tag der Neurologie bei Youtube

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