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  • Franziska Müller
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  • 23.03.2015

Tipps für den Präpkurs

Beim Auswendiglernen von Muskeln, Nerven, Organen und Co. ist letztlich jeder auf sich allein gestellt. Trotzdem gibt es einige hilfreiche Tipps und Tricks, um das Anatomiesemester zu meistern!

 

Illustration "Liebe zur Anatomie", Quelle: imagesource

Die richtige Gruppe suchen

Das Wichtigste regelst du am besten schon Monate vor Beginn des Kurses, denn wie im restlichen Leben gilt auch hier die Devise:: Mit den richtigen Menschen an deiner Seite ist alles nur halb so schlimm. Wenn man dreimal die Woche vier Stunden aufeinander hockt und gegen den Formalin-Gestank ankämpfen muss, ist es besser, zusammen darüber lachen zu können, als sich über andere Gruppenmitglieder aufzuregen.

 

Am besten überlegt man auch vorher gemeinsam, wer gerne an welchem Gebiet präppen möchte. Vorgesehen sind jeweils zwei Studenten am Kopf, an der Brust bzw. den Armen, am Bauch und an den Beinen. Man kann natürlich nach jedem Testat tauschen. Klärt man die Zuteilung vorab, vermeidet man unnötige Diskussionen am Präptisch.

 

 

Individuell Vorlesungen aussuchen

Im Anatomie-Semester stehen verschiedene Vorlesungen auf dem Stundenplan. Die sind für jeden unterschiedlich sinnvoll. Sehr zu empfehlen ist die Topographie-Vorlesung, die immer direkt vor dem eigentlichen Präppen stattfindet. Hier zeigt Prof. Scaal nochmal mit Bildern und knappen Erklärungen, was am jeweiligen Tag erledigt werden muss. So hat man einen guten Überblick über seine Aufgaben, selbst wenn mal keine Zeit zum Vorbereiten war.

 

Dreimal pro Woche gibt es außerdem eine Eingeweide-Vorlesung, die den Thorax und die Bauchorgane abdeckt. Diese sind allerdings erst Thema des zweiten Testats. Wer sich also zunächst auf das erste Testat konzentrieren möchte oder sowieso lieber zu Hause in Ruhe lernt, kann diese Vorlesung getrost weglassen. Ähnliches gilt für die Veranstaltungen zum Thema „Bewegungsapparat“. Die „Embryologie“-Vorlesung dagegen kann je nach Thema hilfreich sein - sie wird auch immer wieder im Testat abgefragt.

 

Generell gilt: Ein- bis Zweimal hingehen und schauen, ob es einem weiterhilft oder nicht. Dann kann man immernoch entscheiden, ob man sich weiterhin morgens in die Uni quält, zu Hause lernt oder vielleicht doch lieber noch ein Stündchen im Bett liegen bleibt.

 

 

Prometheus, Sobotta & Co

Natürlich geht nichts ohne Bücher, vor allem nicht ohne Anatomieatlas. Wie immer gibt es mehrere Varianten von verschiedenen Verlagen. Die beste Strategie ist auch hier: ausprobieren! Geh in die Buchhandlung oder Bibliothek, suche dir ein Thema aus und vergleiche die verschiedenen Atlanten. Und dann kauf das, womit du am besten klarkommst. Die Anschaffung ist nicht billig und gebrauchte Atlanten findest du auf Bücherflohmärkten an der Uni relativ selten – nach drei Monaten gemeinsamer Höhen und Tiefen hängt jeder Student an seinem Exemplar. Außerdem braucht man ihn für das Physikum nochmal.

 

Schon in der ersten Woche bekommt man von den Professoren mehrmals zu hören, dass ein reiner Atlas mit seinen Bildern und knappen Texten nicht reicht. Da sitzt der Schock erstmal tief: Drei dicke Atlanten für über 150€, die man kaum tragen kann und zudem komplett auswendig lernen soll? Und das reicht nichtmal? Ohje..

 

Keine Sorge, man kommt auch nur mit den Atlanten zurecht. Hier kann sich jeder selbst die Frage stellen, wie groß das persönliche Interesse an der Anatomie ist und was für ein Lerntyp man ist. Kannst du dir Bilder gut einprägen? Dann reicht wahrscheinlich ein Atlas. Liest du aber gerne nochmal nach und verinnerlichst so besser, kann ein Lehrbuch sehr hilfreich sein. Auch hier gibt es wieder tausend Varianten, sowohl preislich als auch im Umfang. Gleiche Regel wie oben: ausprobieren!

 

Praktisch ist, wenn man im Präpkurs einen oder mehrere Atlanten pro Tisch hat – es ist sogar fast ein Muss. Sonst steht man zu oft dort, hat mit der Pinzette ein kleines weißes längliches Etwas gefunden und weiß nicht, ob es sich um einen Nerv, eine Arterie, eine Sehne oder doch was anderes handelt … Entweder legst du mit deiner Gruppe zusammen und ihr kauft euch einen alten Atlas oder leiht euch einen etwas Älteren in der Bibliothek aus.

 

Das Präppen

Anfangs ist es wirklich gewöhnungsbedürftig. Da stehen a Leute um eine Leiche und schneiden an ihr herum. Zu alledem kommt noch der Formalin-Geruch . Hat man die vier Stunden dann endlich hinter sich gebracht, will man sich eigentlich nur noch mit einer Fertigpizza aufs Sofa setzen. Aber nein, man muss den nächsten Präp-Tag vorbereiten und für das Testat lernen … Willkommen im Alltag des Anatomie-Semesters!

 

Im Saal hält man sich schön brav an das Motto: „Was du heute kannst entfernen musst du morgen nicht mehr lernen!“ Dies gilt vor allem, wenn man nicht genau weiß, was man da vor sich hat … Denn nach einigen Wochen ist der Körper ziemlich ausgetrocknet. Dann kann Bindegewebe schonmal schnell aussehen wie eine Arterie oder ein Nerv. Nicht genau identifizierbar? Auch der Präpassistent und der Tischdozent können nicht helfen? Weg damit!

 

Und für den entgegengesetzten Fall: Eine Tube Sekundenkleber kann Wunder wirken, hat man plötzlich statt Bindegewebe den Harnleiter durchtrennt. Mit etwas Glück hat man zur Unterstützung ein engagiertes Team um sich herum. Je ein Präpassistent und ein Tischdozent betreuen zusammen zwischen zwei und vier Tischen.
Die Präpassistenten sind Studenten höheren Semesters, die bei Fragen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Sie haben oft hilfreiche Tipps für Testate parat und können aus eigener Erfahrung sagen, wo man beim Lernen Schwerpunkte setzen sollte. Oft machen sie auch Probetestate mit dir.

 

Schließlich hat man auch noch einen Tischdozenten, der wie der Assistent für mehrere Tische verantwortlich ist. Ärzte, Biologen, Forscher, von allem ist was dabei. Sie halten ein- bis zwei Seminare und bereiten dich so auf die Testate vor.

 

 

Testate – 4, 3, 2, 1 … Der Schein ist deins!!

Um den Kurs erfolgreich abzulegen, muss man vier Testate bestehen. Dabei handelt es sich um mündliche Prüfungen an der Leiche, entweder als Gruppe oder alleine. Das entscheidet jeder Prüfer individuell. Pro Student dauert die Prüfung selten länger als zehn Minuten. Doch trotzdem hat sie es in sich, denn man muss auf alle Themen in der Präpanleitung vorbereitet sein.

 

Hilfreich ist, dass ca. eine Woche vor jedem Testat eine Liste aushängt, auf der man nachschauen kann, welcher Dozent den eigenen Tisch prüft. Weiß man das, kann man sich bei Studenten höheren Semesters entsprechende Tipps zu Lieblingsfragen und bevorzugten Themen holen. Und noch viel besser: Zu den meisten Prüfern gibt es Altprotokolle, die du im Skriptenzimmer kaufen kannst!

 

Oft lässt sich so der „Last-Minute-Lernstoff“ eingrenzen oder zumindest auf die Themen lenken, zu denen der Prüfer gerne Fragen stellt. Auch empfehlenswert sind die wöchentlichen Seminare eures Prüfers. Wenn er dort dreimal die Frage stellt, welche Nerven durch das Zwerchfell ziehen, solltest du dir dieses Thema fürs Testat unbedingt anschauen!

 

Hier geht's zum Präpkurs-Erfahrungsbericht.

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