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  • Interview
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  • Patricia Paul
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  • 16.09.2016

Die Dosis bringt den Erfolg - Notfallmedizin lernen mit Podcasts

Notfallmedizin to go: Mit den Podcasts des Notfallzentrums der Universität Jena kann man sich neuerdings beim Autofahren, in der Bahn, im Flugzeug, am Strand oder wo immer man möchte notfallmedizinisch fortbilden. Seit Februar 2016 steht die deutsche Version der Notfallmedizin-Podcasts zum Download zur Verfügung.

Oberarzt Dr. Tobias Becker beim Erstellen des neuen Podcasts

EM:RAP – was ist das?

Die Abkürzung „EM:RAP“ steht für Emergency Medicine Reviews and Perspectives. Das beinhaltet monatliche Audio-Podcasts für alle an der Notfallmedizin Interessierten. Aktuelle, notfallmedizinisch relevante Themen werden mit verschiedenen Experten aus aller Welt erörtert. Die Podcasts sind in der Originalversion auf Englisch. Die Oberärzte des Notfallzentrums der Friedrich-Schiller-Universität Jena - Dr. med. Tobias Becker und PD Dr. med. Christian Hohenstein - haben es sich zur Aufgabe gemacht, jeden Monat die deutsche Version vorzubereiten und herauszugeben. Auch Dr. Thomas Fleischmann vom Westküstenklinikum Heide ist regelmäßig mit Stimme und Knowhow am Start. Bisher gab es die Podcasts neben der englischen Originalarbeit nur in französischer und spanischer Übersetzung.

Oberarzt Dr. med. Tobias Becker erzählt im Interview über die Entstehung eines Podcasts bis hin zur fertigen „hörbaren“ Ausgabe:

Einen Podcast zu erstellen ist schon mit einigem Arbeitsaufwand verbunden. Am Anfang des Monats erhalten wir die Rohfassung der englischen Podcast-Ausgabe des Folgemonats inklusive einer schriftlichen Zusammenfassung, beispielsweise Anfang August die Rohfassung für den September. Jeder von uns gestaltet eine Ausarbeitung zu einem gewissen Thema, das wir vorher absprechen und aufteilen. Wenn die Ausarbeitung fertig erstellt ist, treffen wir uns - eigentlich aktuell immer über Skype - und nehmen den Podcast auf. 

Je nach Themengebiet agieren wir spontaner ohne Notizen oder bei selteneren Themen wie zum Beispiel in den kleineren Fächern HNO, Augenheilkunde, Gynäkologie etc. arbeiten wir bei der Podcast-Aufnahme mit unseren Notizen und halten uns näher an die von uns verfassten Texte. Unser Ziel ist es, das gesamte Spektrum des Patientenguts aus der Notaufnahme in Deutschland aufzugreifen, um unserem Zielpublikum eine breite Palette bieten zu können. Hierzu zählen neben den chirurgischen und internistischen Notfällen auch die kleineren Fächer, wir orientieren uns diesbezüglich am europäischen Curriculum für Notfallmedizin.

Der Arbeitsaufwand ist nicht unerheblich. Wir hören uns die englische Aufnahme an, dies kann bis zu 5 Stunden dauern. Dann arbeitet jeder von uns seine Themen durch und erstellt einen Plan, welche Fragen im Podcast besprochen werden sollen. Je nach Thema kann das einige Stunden dauern. Die Aufnahme selbst geht relativ schnell vonstatten, hierfür benötigen wir 2-3 Stunden. Die Nachbearbeitung umfasst dann noch einmal 2-3 Stunden, je nachdem, wie flüssig wir während der Aufnahme gesprochen haben, also wie viele Pausen und „Ähms“ mal dazwischen geraten sind.

Uns ist es wichtig, die Themen aus der englischen Monatsfolge in einer deutschen Version zusammenzufassen, aber gleichzeitig auch eigene Beiträge mit Experten beizusteuern, um dem Alltagsgeschehen in einer deutschen Notaufnahme gerecht zu werden. So haben wir beispielsweise einen Beitrag zur Postexpositionsprophylaxe mit Infektiologen aus Jena besprochen. Jeder, der schon einmal im englischsprachigen Ausland famuliert oder gearbeitet hat, wird schnell bemerkt haben, dass das dortige System vom deutschen abweicht. Keine Notärzte, andere Strukturen und eine andere Arbeitsverteilung sind nur einige Punkte, die sich unterscheiden.

> An wen richten sich die EM:RAP-Podcasts?

Unsere Zielgruppe umfasst alle an der Notfallmedizin-Interessierten. Hierzu zählen natürlich Studenten genauso wie Fachärzte, Assistenzärzte, Schwestern und Pfleger in der Notaufnahme, Rettungsdienstpersonal und natürlich Notärzte. Uns ist bewusst, dass die präklinische Notfallmedizin thematisch nicht deckungsgleich mit der innerklinischen Notfallmedizin sein kann, jedoch haben wir bisher diesbezüglich nur positives Feedback erfahren.

> Wie entstand eigentlich die Idee eines deutschsprachigen Podcasts?

In den letzten Jahren gab es immer wieder anderssprachige Ausgaben bei EM:RAP. Dann hat sich mir irgendwann die Frage gestellt, ob ich das nicht auch in Deutsch machen wolle. Dafür spricht natürlich der Coolheitsfaktor – so etwas gab es ja bisher nicht in Deutschland. Dagegen spricht ganz klar der Aufwand. PD Dr. Hohenstein hat mir zu Beginn des Projektes ganz klar seine Unterstützung signalisiert und war sofort Feuer und Flamme. So trat ich mit dem Initiator der Notfall-Podcasts - Mel Herbert- in Kontakt. Er stammt selbst aus Australien und konnte so über meinen alten Arbeitsgeber aus Australien Referenzen checken. Seitdem läuft das Projekt auch in Deutschland.

> Wo können sich Interessierte eure Podcasts anhören?

Die Podcasts sind bisher über unsere ZNA-Website abrufbar, ihr könnt auch in der Google-Suchmaschine die Stichwörter „ZNA" und „EMRAP" eingeben, so gelangt ihr direkt auf die Website von uns. Dort gibt es die ersten Episoden kostenlos zum Kennenlernen. Einige englische Versionen sind zum Reinhören kostenlos mit dabei. Die erste deutsche Ausgabe erschien im Februar 2016, seitdem gibt es aus jedem Monat eine Folge. Damit ihr das Ganze auch mal ohne funktionierende Internetverbindung hören könnt wie beispielsweise im Zug oder im Flugzeug, könnt ihr es von der ZNA-Website herunterladen.
Hier der direkte Link


Das EM:RAP-Team und die Lokalredaktion Jena wünschen euch viel Spaß beim Reinhören :)

 

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