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- Marisa Kaspar
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- 30.11.2011
Vorklinik: Anatomie in Jena
Wenn es endlich mit dem Medizinstudium losgeht, erwartet die Erstsemester viel Neues. An der Uni werden nicht wie in der Schule Mathe, Deutsch und Englisch gelehrt, sondern vor allem Anatomie, Biochemie und Physiologie. Doch was passiert in diesen Fächern überhaupt? Diese Fragen werde ich hier, beginnend mit Anatomie, beantworten.
Die Institute
Die Lehre der Anatomie wird in Jena von den Instituten für Anatomie I und II durchgeführt. In Anatomie I wird die makroskopische Anatomie behandelt, also alles, was mit dem bloßen Auge sichtbar ist. Anatomie II kümmert sich um die mikroskopische Anatomie.
Inhalt und Aufbau der Veranstaltungen
Anatomie ist in Jena in den ersten drei Semestern des Medizinstudiums DER Studienschwerpunkt schlechthin.
In der Vorlesung referieren verschiedene Dozenten über Themen wie Allgemeine Anatomie (Muskelaufbau, Knochenaufbau...), Allgemeine Histologie (der mikroskopische Aufbau von Geweben) und Allgemeine Embryologie (Entwicklung vom Fetus zum "fertigen" Menschen). Außerdem gibt es die seminarbegleitende Vorlesung "Topographische Anatomie" zum Bewegungsapparat. Im zweiten Semester dreht sich dann alles um die inneren Organe und im dritten werden Sinnesorgane und Zentrales Nervensystem behandelt.
Im Seminar werden diese Themen dann in kleineren Gruppen von ca. 20 Personen pro Dozent vertieft. Alle drei bis vier Wochen steht ein mündliches Testat über den zuletzt behandelten Stoff an. Allerdings reicht es zum Bestehen nicht, nur die Vorlesung und das Seminar zu besuchen - auch zu Hause muss kräftig gelernt werden. Die Prüfung findet mit drei Studenten pro Prüfer an einer Leiche statt. Hier wird dann sowohl theoretisches als auch praktisches Wissen an der bereits präparierten Leiche abgefragt. Es empfiehlt sich also, schon vor der Prüfung im Präpariersaal zu üben und die Repititorien ("Rep's") zu besuchen, die von Studierenden aus höheren Semstern geleitet werden.
Präppen und Mikroskopieren
Das Highlight der ersten Semester ist wohl der Präparierkurs. Hierbei wird jedem Studenten ein Teil des Bewegungsapparates im ersten, im zweiten Seemster ein inneres Organ zugeteilt, mit dem er unter Anleitung des Kursleiters arbeitet. Am Ende des Präparierens findet das sogenannte Arbeitstestat statt, in dem jeder Student dem Rest des Kurses und dem Kursleiter sein präpariertes Teilgebiet vorstellt. Im dritten Semester haben Studenten auch die Wahl, ob sie einen Teil des Gehirns präparieren wollen.
Für den Kurs benötigt jeder Student einen weißen Kittel, Handschuhe und ein Präparierset. Diese kann man günstig bei der Fachschaft Medizin kaufen:
Neben Seminar und Präparierkurs, die vom Institut für Anatomie I organisiert werden, gibt es auch den Histologiekurs, kurz Histokurs. Dieser wird vom Institut für Anatomie II durchgeführt. Ziel des Kurses ist es, verschiedene Gewebe oder Organe unter dem Mikroskop zu erkennen. Seit diesem Jahr ist in Jena der Ablauf des Histologiekurses auf den der Anatomievorlesungen abgestimmt. Wenn also in Anatomie das Thema beispielsweise gerade das Herz ist, werden auch die verschiedenen Teile des Herzens unter das Mikroskop gelegt.
Von beiden Instituten werden außerdem fakultative Veranstaltungen wie Anatomie am Lebenden, Regionale Leitungsanästhesie und Neuroendokrinologie angeboten.
Die Klausuren
In der Woche vor den Semesterferien findet eine schriftliche Klausur im Multiple-Choice-Modus über den Stoff des gesamten Semesters statt. Hierfür ist es nützlich, zum Üben Fragen der Orangenen Reihe von Ratiopharm, den gesammelten Physikumsfragen der letzten Jahre, oder Altklausuren zu kreuzen.
Ebenfalls zum Semesterende gibt es in Histologie eine Prüfung, in der Studenten Färbungen von Präparaten oder Präparate selbst erkennen müssen. Zum Üben gibt es in Jena das kostenlose, von Studenten gefertigte Computerprogramm "Histo interaktiv", bei dem man sich die verschiedenen Präparate ansehen kann. Außerdem wird auch hier ein Repititorium angeboten.