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  • Melissa Schmucker
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  • 10.01.2023

Mein liebstes Vorklinikfach - Anatomie am Lebenden

„Augen zu und durch!“ - für viele Medizinstudierende das Motto der Vorklinik. Die Vorklinik wird meist als notwendiges Übel wahrgenommen, um das berufliche Ziel zu verwirklichen. In Heidelberg erwartet dich jedoch neben Anatomie, Biochemie und Physiologie auch noch die Veranstaltung der Allgemeinmedizin, die sogenannten AaL Tutorien. Lokalredakteurin Melissa findet das Programm sehr bereichernd und stellt es dir im Artikel genauer vor.

 

 

Das erste Anamnesegespräch? Die erste KU (körperliche Untersuchung)? Das erste Mal Blutabnehmen? Für viele Studierende, einschließlich mich, finden alle diese ersten Male im AaL Unterricht statt. AaL steht für Anatomie am Lebenden und besteht aus 3-4 nah beieinander liegenden Terminen pro Semester. Dabei baut das Curriculum auf fünf Säulen auf: Online absolviert man kurze Online-Lektionen zu den Tutorien. In den Tutorien selbst werden dann Anamnese, POL, KUs und klinisch-praktische Fertigkeiten geübt.

Die Tutorien werden von höhersemestrigen Studierenden gehalten. Deshalb und durch die kleinen Gruppengrößen von nur 10 Leuten entsteht eine sehr angenehme Lernatmosphäre. Obwohl die Tutorien abends stattfinden, habe ich mich auf die Termine gefreut, denn endlich habe ich etwas Praktisches gelernt! 
Ein Termin pro Semester fokussiert sich ganz auf die Anamnese: Dazu kommen Schauspielpatientinnen und -patienten, mit denen die Studierenden eine Anamnese erheben sollen. Obwohl ich zunächst durch den Umstand, dass die Anamnese vor der Gruppe erfolgt, eingeschüchtert war, habe ich schnell gemerkt, dass diese Sorge unbegründet ist. Einerseits wird gutes Feedback bei AaL großgeschrieben, andererseits haben die studentischen Tutorinnen und Tutoren sehr motiviert. Vor approbierten Lehrenden wäre ich vermutlich nervöser gewesen. 

Auch KUs durchzuführen macht viel Spaß. Einige grundlegende KUs, wie Abdomen oder Rücken, werden geübt. Auch hier profitiert das Lehrformat vom familiären Rahmen. Nie hatte ich das Gefühl, eine Frage nicht stellen zu können, weil sie eventuell „blöd“ ist. Neben KUs und Anamnesegesprächen stellt POL eine weitere Komponente von AaL dar. POL - kurz für Problem-orientiertes Lernen - ist ein Lehrformat, in dem eine Fragestellung (das Problem) in der Gruppe gemeinsam analysiert und diskutiert wird. Zwar kann POL ein wenig trocken wirken, ist aber für den klinischen Studienabschnitt sehr relevant, da dieses Format hier fast wöchentlich angewendet wird. 

Mein persönliches Highlight war zu lernen, wie man venös Blut abnimmt. Das im 1. Semester stattfindende Seminar teilt sich in das Üben am Modell (am Gummiarm) und anschließend an den Kommilitoninnen und Kommilitonen. Obwohl ich vorher bereits einmal Blut abgenommen hatte, war das Gefühl, es einmal von vorne bis hinten richtig gemacht zu haben, wirklich toll!

Das AaL Programm erstreckt sich über die gesamte Vorklinik und gipfelt dann in einem OSCE am Ende des 4. Semesters. Ein OSCE ist eine praktische Prüfung, in der du klinische Fertigkeiten demonstrieren sollst. Der AaL OSCE besteht aus vier Stationen: Anamnesegespräch, Blutentnahme und zwei zufällige KUs. Doch keine Sorge! Der OSCE wird einerseits nicht benotet und du kannst auch nicht durchfallen, andererseits wird er ebenfalls von studentischen Tutorinnen und Tutoren betreut. Ich persönlich fand es sehr gut, ohne Druck an ein in der Klinik häufig genutztes Prüfungsformat herangeführt zu werden. Der OSCE dient alleine zum Kennenlernen des Ablaufs.

Für mich war der AaL Unterricht ein richtiges Highlight in der Vorklinik! Mir hat es sogar so gut gefallen, dass ich mich selbst als Tutorin beworben habe und nun selbst Tutorien in der Vorklinik halte - was mindestens genauso viel Spaß macht, wie an ihnen teilzunehmen!
 

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