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  • Bericht
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  • Franziska Ippen
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  • 06.06.2012

Das Teddybärkrankenhaus

Im Mai fand auf dem Universitätsplatz der Heidelberger Altstadt das 13. Teddybärkrankenhaus statt. Zu diesem Anlass wurden wieder etwa 800 Kinder aus Kindergärten der Region erwartet, die ihre kranken und verletzten Kuscheltiere der professionellen Behandlung der Heidelberger Teddydocs anvertrauten.

Ziel des Teddybärkrankenhauses ist es, Kindern auf spielerische Art und Weise die Angst vor Arzt- und Krankenhausbesuchen zu nehmen. Dabei befinden sich nicht die Kinder, sondern deren Kuscheltiere direkt in der Krankenrolle. Die Kinder denken sich dabei für ihr Kuscheltier vorab eine Krankengeschichte aus, woraufhin das Tier von den Teddydocs genauer untersucht wird. So erfahren die Kinder den Arztbesuch nicht direkt am eigenen Leib und unter Stress, sondern können mit ihrem Kuscheltier die Etappen der ärztlichen Behandlung mitverfolgen und nachvollziehen. Alle Schritte werden dabei genau erklärt, beispielsweise, warum der Teddy geröntgt oder in den Operationssaal gebracht werden muss.

 

Teddykrankenhaus Heidelberg - Foto: F. Ippen

 

Die Idee des Teddybärkrankenhaus stammt ursprünglich aus der schwedischen Stadt Uppsala und wurde dort im Jahr 1990 zum ersten Mal umgesetzt. Das Projekt stieß auf große Resonanz und wurde bald weltweit von Medizinstudenten übernommen. Schließlich fand im Jahr 1999 das erste deutsche Teddybärkrankenhaus in Heidelberg statt.

 

Die Stationen des Teddybärkrankenhaus

Generell ist das Teddybärkrankenhaus aufgebaut wie ein normales Krankenhaus:
Alles beginnt mit der Anmeldung, an der die Kinder den Teddydocs berichten, was ihrem Kuscheltier fehlt. Dann geht es wie meist im richtigen Leben erst einmal ins Wartezimmer. Dort können die Kinder an einem Malwettbewerb teilnehmen. Die schönsten Bilder werden dabei mit neuen Spielsachen für den teilnehmenden Kindergarten prämiert.
Danach geht es weiter ins Behandlungszimmer, wo die Kuscheltiere körperlich untersucht werden. Die Kinder helfen den Teddydocs, indem sie ihre Kuscheltiere beruhigen und dürfen ihren Teddys auch selbst auf Herz und Lunge hören.

Je nach Verletzung und Krankengeschichte wird der Teddy im Anschluss geröntgt. Dabei werden die Kuscheltiere in einen kleinen Holzkasten gesetzt, der - dank Handytechnik - eine kurze Melodie beim Röntgen von sich gibt. Auf den "Röntgenbilden" ist auch für die Kinder deutlich zu sehen, dass sich der Verdacht eines gebrochenen Arms oder Beins bestätigt hat. Daraufhin dürfen die Kinder mit ihrem Kuscheltier in den Teddy-OP. Hier können sie, sofern sie möchten, auch grüne OP-Kleidung inklusive Haube und Mundschutz anziehen und dem Teddy-Chirurgen assistieren. Ein Anästhesist ist natürlich auch dabei, der den Teddy mit "Zauberluft" einschlafen lässt, bevor die Operation losgeht.

 

Teddykrankenhaus Heidelberg - Foto: F. Ippen

Teddy im OP

 

Jetzt wird der Teddy entsprechend verarztet - Wunden werden genäht und die gebrochenen Arme und Beine werden mit bunten Verbänden gestützt.
Schließlich wird für Teddy und Kind noch ein Rezept ausgefüllt, das in der Teddybärapotheke eingelöst werden kann. Dort erhält das Kind Gummibärchen, Obst, ein Getränk sowie eine Tapferkeitsurkunde dafür, dass es sein Kuscheltier mit so viel Mut im Teddybärkrankenhaus begleitet und unterstützt hat.

Seit diesem Jahr gibt es zudem noch eine neue Station: Den Zahnarztbereich für Kuscheltiere, wo die Mundhygiene des Teddys fachgerecht überprüft wird und die Kinder auch somit über dieses Gebiet etwas lernen können.

 

Die Ausbildung zum "Dr. ted."

Zu Beginn eines jeden Teddybärkrankenhauses steht immer die Fortbildung der Studenten zum "Dr. ted.". Dies schließt ein Seminar über den Umgang mit den Kindern und ihren Kuscheltieren sowie die erfolgreiche Arbeit im Teddybärkrankenhaus ein.

Das Seminar wurde dieses Jahr von Dr. med. Sören Huwendiek, dem Lehrverantwortlichen des Zentrums für Kinder-und Jugendmedizin in Heidelberg geleitet. Ziel dieser Veranstaltung ist es, die Studenten auf die Zusammenarbeit mit Kindern im Teddybärkrankenhaus vorzubereiten, um auf deren Ängste vor dem Arztbesuch besser eingehen zu können.

Auch dieses Engagement der Studenten wird belohnt: Die Absolventen dieses Seminars, die ihr praktisches Können im Teddybärkrankenhaus unter Beweis gestellt haben, erhalten als Erinnerungsstück eine Urkunde mit der offiziellen Verleihung des Titels: "Dr. ted.".

 

Fazit

Das Teddybärkrankenhaus war auch in diesem Jahr ein voller Erfolg. Viele Kinder hatten die Möglichkeit, mit ihren Kuscheltieren durch sämtliche Stationen des Krankenhauses zu gehen, um ohne Hektik und Angst etwas über den Arztbesuch zu lernen. Aber auch für die Studenten ist das Teddybärkrankenhaus eine gute Gelegenheit, mit den Ängsten von Kindern in dieser Situation besser umgehen zu können und Vertrauen zu schaffen. Nicht zuletzt stehen natürlich Spaß und Motivation an erster Stelle, mit Kindern und ihren Kuscheltieren den Arztbesuch einmal nahezu lebensecht nachspielen zu können.

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