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  • Bericht
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  • Annika Simon
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  • 11.02.2015

Von EKG bis Herzkatheter – Blockpraktikum an der MHH

Übung macht den Meister! Da sind sich Medizinstudenten und Professoren schon lange einig. Und um diesem Leitsatz im klinischen Abschnitt gerecht zu werden, gibt es ein besonderes Blockpraktikum an der Medizinischen Hoch-schule Hannover (MHH).

 

Stethoskop - Foto: Kirsten Oborny

Das Markenzeichen aller Mediziner: das Stethoskop Foto: Kirsten Oborny

 

Blockpraktikum im klinischen Abschnitt

Das Blockpraktikum MHH ist ein zweiwöchiges Modul im klinischen Abschnitt des Modellstudiengangs Humanmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Es sollte im Laufe des 5. Jahres absolviert werden und umfasst eine ganztä-gige Teilnahme am Klinikalltag sowie den Besuch des Seminars „Arztbriefe schrei-ben“. Weitere Details aus der Studienordnung findet ihr auf der entsprechenden Uni-Homepage (siehe Link). Da das Blockpraktikum MHH entweder im Freitertial oder in der vorlesungsfreien Zeit durchlaufen werden kann, müssen Studierende rechtzeitig (!!!) selbst aktiv werden, sich online für das Seminar anmelden und sich eine Station aussuchen.

Die Qual der Wahl

In welchem Fach das Praktikum abgeleistet wird, bleibt den Studierenden zunächst einmal selbst überlassen. Allerdings gibt es regelmäßig neue Listen, auf denen ein-zelne MHH-Stationen und die Anzahl freier Plätze für bestimmte Zeiträume ausge-schrieben sind. Hat man sich dann ein paar Wunschfächer und –stationen ausge-sucht, erfolgt die Anmeldung bequem via Email an das Studentendekanat. Auch wenn mir die Wahl bei vielen interessanten Fachrichtungen wie Pädiatrie, Neurologie oder Unfallchirurgie nicht ganz leicht fiel, entschied ich mich dann doch für die Innere Medizin und bekam meinen Wunschplatz in der Klinik für Kardiologie und Angiologie zugeteilt.

Erster Tag: Praxisschock

Nachdem ich in den letzten Monaten vor dem Blockpraktikum hauptsächlich meine Bücher gewälzt und die letzten Klausuren geschrieben hatte, war der erste Tag auf Station ein regelrechter „Praxisschock“. Und damit meine ich nicht nur das viel zu frühe Aufstehen! Im Anschluss an die morgendliche Frühbesprechung folgte ich den Assistenzärztinnen meiner Station ins Ärztezimmer, wo wir die Oberarztvisite vorbereiteten und die Tagesaufgaben (Wer schreibt welchen Arztbrief? Wie viele Aufnahmen stehen an?) verteilten. Der nächste Gang führte ins Schwesternzimmer, wo wir die EKGs der telemetrisch überwachten Patienten auf Rythmusstörungen hin überprüften. Was sich fast trocken anhört, entwickelte sich im Laufe der zwei Wochen für mich zu einem echten Highlight. Denn obgleich ich erst kürzlich ein Lehrbuch über das Beschreiben und Interpretieren von EKGs gelesen hatte, lernte ich durch die tollen Erklärungen der Stationsärztin eine Menge dazu und konnte schließlich den ein oder anderen Schenkelblock auf den zweiten Blick erkennen, der mir früher garantiert entgangen wäre. Später am Tage, nach der Visite und der Entlassung von Patienten, beobachtete ich einige Aufnahmegespräche und Erstuntersuchungen und konnte später auch selbst ausgewählte Patienten übernehmen. Fühlte ich mich zunächst noch etwas unsicher, wurde es mit jedem Gespräch schnell besser und ich musste zuletzt gar nicht mehr auf meinen Anamnese-Spickzettel schauen. Ein weiterer Höhepunkt meines Blockpraktikums in der Kardiologie war weiterhin die Beobachtung von interventionellen Eingriffen im Herzkatheterlabor. Es war ziemlich beeindruckend, bei einem schlagen Herzen auf dem Bildschirm zu sehen, wie sich die Herz-krankgefäße nach Injektion des Kontrastmittels darstellten – oder im Falle einer Ver-engung bzw. Stenose eben auch nicht. Lag letzteres vor, konnte der Kardiologie bei geeigneten Stellen die Stenose durch einen sogenannten Stent wieder weiten und damit den Patienten vor einem Herzinfarkt bewahren.

Patientenvorstellungen und lange Arztbriefe

Parallel zu meinen praktischen Tätigkeiten auf Station und dem Beobachten der Interventionen, hatte ich die Aufgabe, zwei Arztbriefe eigenständig zu verfassen und dem Stationsarzt insgesamt drei Patienten im Rahmen einer Visite vorzustellen. Diese Leistungen wurden dann bewertet und bildeten zusammen mit einem Laufzettel für die tägliche Anwesenheit und dem Besuch des Seminars die Grundlage für die Benotung des Moduls. Da meine Stationsärztin wirklich ausgesprochen nett war, liefen die Vorstellungen ganz gut und auch mit den Briefen hatte ich Dank des zuvor besuchten Seminars keine Probleme.

Fazit: Teamarbeit lässt Herzen höher schlagen!

Auch wenn es anfangs noch ein bisschen schwierig war, mit den vielen neuen Ein-drücken und teils schweren Patientenschicksalen klarzukommen, habe ich in diesen zwei Wochen eine Menge erlebt und gelernt. Darüber hinaus ist mir einmal mehr klar geworden, dass eine gute stationäre Versorgung in einem großen Uniklinikum nur mit tatkräftiger Teamarbeit möglich ist. Das Blockpraktikum ist damit eine echte Change, seinen klinischen Horizont zu erweitern und zwischen all den Klausuren und dicken Lehrbüchern den Kontext zum realen Arztberuf nicht zu verlieren!

 

Linktipps:

Homepage der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie mit aktuellen Leitlinien

• Informationen zum Blockpraktikum MHH

 

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