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  • Svenja Heidecke
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  • 07.09.2021

Medizinstudium im Bachelor-/ Mastersystem – ohne Staatsexamina zum Dr. med. univ.

Im Gegensatz zu den meisten Universitäten in Deutschland gingen die Universität Linz und die Medizinische Universität Graz in Österreich von Beginn an einen anderen Weg mit neuartigem praxisorientierten Studienkozept. Svenja gibt dir einen Überblick.

 

 

Exoten in der medizinischen Ausbildung 

Während die achtzehn Jahre alte Approbationsordnung in Deutschland nur wenige Universitäten zu einem neuen Studienkonzept bewegte, schlugen die Johannes Kepler Universität Linz und die Medizinische Universität Graz bereits seit ihrer Gründung einen anderen Weg ein: Inhalte werden fächerübergreifend in Modulen gelehrt und durch begleitende Tracks in verschiedensten Übungseinheiten gefestigt. Schon im ersten Semester beginnt die Vorbereitung auf Famulaturen und damit die praktische Ausbildung, sodass du nach dem ersten Studienjahr weißt, wie beispielsweise Herz und Lunge auskultiert werden, ein Blasenkatheter gelegt wird, die Blutabnahme funktioniert und lebensrettende Sofortmaßnahmen durchgeführt werden.


In Kooperation mit der Med Uni Graz bietet die JKU Linz seit 2014/15 das Studium der Humanmedizin im Bachelor-/ Mastersystem an. Ein Teil der Studierenden absolviert die vier vorklinischen Semester an der Med Uni Graz und setzt die Ausbildung im klinischen Studienabschnitt (Semester fünf bis zehn) in Linz fort. Das Studium endet nach dem klinisch-praktischen Jahr, KPJ oder PJ. Mit dem Abschluss der sechs Studienjahre erhältst du das Berufsdoktorat „Dr. (in) med. univ.“ von der Universität.


Platz für persönliche Interessen

Wie in allen anderen Bachelor-/ Masterstudiengängen werden ECTS vergeben und im dritten als auch im fünften Studienjahr jeweils eine wissenschaftliche Arbeit, die Bachelor bzw. Masterarbeit angefertigt. Als Abschlussarbeit kann man die Bachelorarbeit jedoch weniger bezeichnen, da „halbe“ Mediziner*innen noch nicht entlassen werden. Die Studieninhalte setzen sich nahtlos fort. Das Studium in Linz wird also formal und inhaltlich in unterschiedliche Zeitabschnitte gegliedert, was bei Außenstehenden häufig zu Verwirrung führt. Wirklich präsent ist viel mehr die inhaltliche Gliederung in einen vorklinischen und klinischen Studienabschnitt, sowie dem KPJ. Möchtest du in Linz beginnen, muss dir klar sein, dass hier letztendlich zwei Arbeiten geschrieben werden. Im Vergleich dazu ist an den Medizinischen Universitäten Graz, Innsbruck und Wien eine Diplomarbeit vorgesehen. 

Mehr Flexibilität und Wahlfreiheit bieten eine Reihe an freien Wahlfächern, die nach Abschluss des Bachelorstudiums nach dem dritten Studienjahr mindestens 10 ECTS umfassen müssen. Von angewandter Nuklearmedizin über Einführung in die Akupunktur bis Zyklotron-PET Tracer bietet die Med Uni Graz bereits in den vorklinischen Semestern interessante klinische Einblicke über die Pflichtveranstaltungen hinaus. Ein zweiter Punkt neben den Facharbeiten, dank dem du das Studium etwas individueller gestalten und dir persönliche Schwerpunkte setzen kannst.

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