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  • Bericht
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  • Julian Wenninger
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  • 24.02.2011

Grazer Auswahlverfahren 2011

Wie in alter Tradition werden auch in diesem Jahr wieder zahlreiche potentielle Studierende um einen der 360 Plätze für ein Humanmedizin oder Zahnmedizinstudium in Graz rittern.Der Auswahltest, schlicht "AWV" genannt, entscheidet hier über Schicksal und Lebensweg.

Für das Studienjahr 2011 gibt es 2903 elektronische Voranmeldungen. Im vergangenen Jahr hatten
sich insgesamt 2488 Bewerber für den Grazer Auswahltest zum Medizinstudium elektronisch
vorgemerkt, 1095 Männer und 1393 Frauen. Die überwiegende Mehrheit von 72,5% der
Interessenten entfiel dabei auf die so genannte "Österreicherquote", die 75% der
Gesamtstudienplätze beinhaltet. Von den möglichen 360 Plätzen stehen daher 270 für Bewerber
mit österreichischem Reifezeugnis zur Verfügung, 72 für EU-Bewerber und 18 Plätze für Personen
außerhalb der EU.

Dieses Jahr ist wieder ein vermehrtes Interesse aus dem deutsprachigen EU - Raum
zu erwarten. Diese Regelung wurde 2006 beschlossen, um einen unbegrenzten Zustrom über
die Kapazitätsschmerzgrenzen der Universität und auch der Lehrkrankenhäuser abzuwenden.
Des Weiteren wird befürchtet, dass aufgrund der Re-Immigration der Studierenden in ihre Heimatländer
und der Emigration der österreichischen Absolventen der heimische Bedarf an Ärzten und
Ärztinnen nicht gedeckt werden kann.

 

Neu im Jahr 2011

Neu ist im Testjahr 2011, dass österreichweit 90 Euro von jedem potentiellen Teilnehmer
erhoben werden. Dies resultiert unter anderem aus der hohen Zahl an Anmeldungen und
vergleichsweise niedriger Teilnehmerzahl am Test selbst. In Verhandlungen zwischen der
Österreichischen Hochschülerschaft und dem Rektorat der Universität wurde eine
studierendenfreundliche Lösung gefunden. Alle, die zum Auswahltest antreten, erhalten Ihre 90
Euro Kaution zurück. Diese Regelung gilt jedoch leider nur für Graz.

Der Test selbst ist 'Multiple Choice' basiert und prüft Wissen aus medizinrelevanten und
naturwissenschaftlichen Grundlagen. Daneben wird über kurze medizinische Fachtexte
Textverständnis abgeprüft. Neu war im letzten Jahr die Einführung einer Ergänzung des
Faktenwissen durch einen "Situational Judgement Test", der eigens in Graz entwickelt wurde und
zusätzlich Kommunikations- und Sozialfertigkeiten testen soll.

Die beste Vorbereitung ist, die empfohlene Literatur zu lernen und sich ein Wissen auf
Matura/Abiturniveau in Biologie, Chemie und Physik anzueignen. Um die Textaufgaben zu lösen,
können einfachere Fachtexte gelesen und durchgedacht werden. Für den "situational judgement"
Teil ist gesunder Menschenverstand nützlich. Im Gegensatz zum Eignungstest für das
Medizinstudium (EMS) der aus der Schweiz eingekauft und in Wien und Innsbruck verwendet wird,
werden im Grazer Auswahltest keine abstrakten Figuren oder Gedankenkonstrukte geprüft. Viele
der Inhalte des Auswahltestes werden in den ersten Wochen des Medizinstudiums wiederholt.

 

Tipps zum Test

Nach der guten Vorbereitung ist es wichtig, während des Tests einen kühlen Kopf zu bewahren. Die
Fragenzahl ist hoch, die Zeit mit etwa einer Minute pro Frageitem knapp bemessen. Das ist aber
ein gewünschter Effekt - trotz der Stresssituation geistige Höchstleistungen ablegen zu können und
nebenbei auch richtig anzukreuzen. Falsche Antworten bedeuten Punkteabzug!

Da das Auswahlverfahren mehrere Stunden dauert, ist auch eine entsprechende Glucoseversorgung
einzukalkulieren. Hier sind langkettige Kohlenhydrate und Proteine mit kurzkettigen Zuckern (wie etwa
in Müsliriegeln zu finden) eher ungeeignet.
Von ebenso hoher Bedeutung ist, an ausreichende Getränkeversorgung zu denken.
Nach dem Test fällt der Stress von den Bewerbern ab, sie haben nun Zeit, sich die erbrachte Leistung vor Augen zu führen.

 

Das Ergebnis

Nach etwa 4 Wochen wird die Gesamtergebnisliste auf der Homepage der MedUni veröffentlicht.
Innerhalb einiger Tage muss entschieden werden, ob ein erhaltener Platz angenommen wird oder
nicht. Dabei gilt: sollte kein Platz auf der "Bestenliste" erreicht werden, ist das kein Grund zu
verzweifeln - die Erfolgsquoten steigen mit jedem Versuch stark an.

 

Weiterführende Informationen

Universität Graz

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