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- Andrea Fiedlschuster
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- 18.02.2015
Jobsuche für Mediziner
Ärzte haben es nicht schlecht. Im Gegensatz zu anderen Berufen sind sie auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt. Trotzdem gilt es bei der Stellensuche und Bewerbung einiges zu beachten.
Wenn der Job besiegelt ist, kann man sich auf eine spannende Weiterbildung freuen. Foto: Adam Radosavljevic – Fotolia.com
"Herzlichen Glückwunsch! Sie sind jetzt Arzt/Ärztin!" Dieser Satz von den Prüfern zu hören, ist nach 13 Semestern Medizinstudium einfach unfassbar schön. Unter das Glück, dass sich nun endlich alle Mühen gelohnt haben, mischt sich oft ein leicht flaues Gefühl. Denn das Bestehen der ärztlichen Prüfung ist auch gleichzusetzten mit dem Ende des Studiums. Das studentische Lotterleben ist damit endgültig vorbei und man muss sich einen Job suchen. Doch wie geht man dabei am schnellsten vor?
Welche Fachrichtung?
Zunächst muss man sich klar darüber werden, welche Fachrichtung man einschlagen möchte. Wer Internist werden möchte, wird aller Wahrscheinlichkeit nach eher weniger Schwierigkeiten bei der Stellensuche haben. Der geborene Rechtsmediziner wird es da vielleicht etwas schwerer haben.
Wichtig zu wissen, wenn du deine Traumstelle nicht sofort ergatterst: Oft ist eine gewisse Zeit, die man in einem anderen Fach verbringt, für die Facharztzeit anrechnungsfähig! Hierzu einfach in die Weiterbildungsordnung für den gewünschten Facharzt reingucken.
Wo finde ich offene Stellen?
Der zweite Schritt ist das Auskundschaften offener Assistenzarztstellen im gewünschten Fach.
An folgenden Orten lohnt es sich, nach offenen Stellen zu fahnden:
- Das Via medici Jobboard bietet aktuelle Stellenangebote an
- Das Ärzteblatt und seine regionalen Ableger beinhalten meist eine beachtliche Seitenanzahl mit offenen Stellen. Tipp: Auf den Internetseiten findet man eine kostenlose PDF- Version der aktuellen Ausgabe.
- Die Internetplattform Doccheck bietet eine eigene Stellenbörse. Auch sonst lohnt es sich, falls noch nicht geschehen, bei Doccheck Mitglied zu werden. Es winkt zum Beispiel freier Zugang zur "Roten Liste".
- Du kannst https://www.praktischArzt.de und andere Portale durchforsten.
- Die Gesellschaften der gewünschten Fachrichtung, wie zum Beispiel die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. haben auf ihren Internetauftritten oft eine Rubrik "Stellenangebote".
- Der Unterpunkt "Karriere" auf sehr vielen Klinikhomepages kann auch zielführend sein. Falls eine Suchmaske vorhanden ist, sollte man zumindest eine Eingrenzung für Assistenzarztstellen vornehmen. Das spart wirklich oft viel Zeit.
Solltest du nirgends eine passende Stellenausschreibung finden und blieb auch die Suche über eine Internetsuchmaschine erfolglos, lohnt es sich eine Initiativbewerbung zu verfassen. Manche Kliniken können ihren Bedarf an Bewerbern allein durch diese Bewerbungsform decken und müssen so keine Stellen ausschreiben.
Das Bewerbungsschreiben
Dann geht es ans Bewerbungschreiben! Wichtig ist, dass man sich klar über seine Wünsche und Fähigkeiten ist. Schließlich geht es in der Bewerbung um die Werbung für sich. Es ist für viele ungewohnt, sich selbst anzupreisen. Trotzdem muss nun genau das getan werden!
Bestandteile einer Bewerbung sind:
- Anschreiben: Hierin verfasst man freundlich, wie man auf die ausgeschriebene Stelle aufmerksam geworden ist und warum gerade man selbst die perfekte Wahl zur Besetzung der Stelle ist. Initiativbewerbungsanschreiben erfordern ein deutlich höheres Maß an Kreativität. Schließlich muss man dem Gegenüber nicht nur verkaufen, dass man das perfekte "Produkt" ist, sondern auch noch den Bedarf klarmachen. Wenn man es dann noch schafft, die Einzigartigkeit der Gelegenheit zu verdeutlichen, einen so grandiosen Bewerber, wie man es eben ist, für die Klinik zu gewinnen, hat man schon fast gewonnen! Achso, das alles sollte nach Möglichkeit in 5 bis 10 Sätzen passieren und eine DinA4-Seite nicht überschreiten.
- Lebenslauf: Das Kernstück der Bewerbung sollte möglichst aussagekräftig sein. Was qualifiziert genau dich für die Stelle? Hast du vorherige Ausbildungen, ein Ehrenamt oder vielleicht sogar ein Stipendium – immer rein damit! Wichtig ist, dass man nichts weglassen darf. Allerdings hat auch niemand etwas davon gesagt, dass man nicht besonders deutlich auf Dinge hinweisen darf. Natürlich muss auch Name, Adresse, Familienstand usw. mit auf das gute Stück, aber das versteht sich ja von selbst!
- Bewerbungsfoto: Schwarz-Weiß oder farbig, bleibt Geschmackssache. Wichtig ist, dass das Bild für die gewünschte Stelle "passend" erscheint. Ein Medizinhistoriker wird sicher ein anderes Bewerbungsfoto wählen als ein Kinderarzt. Beim Fotografen sollte man deshalb genau beschreiben, wofür man sich bewirbt!
- Was jetzt noch fehlt: Anlagen. Hierunter fallen möglichst alle Abschlusszeugnisse, Arbeitszeugnisse, Approbation und Bescheinigungen aller Art, die deine besondere Qualifikation für die Arbeitsstelle hervorheben.
Ganz wichtig: NIE Originale versenden! Zum einen kann man sich nie sicher sein, das auf dem Postweg nichts verloren geht. Zum anderen schicken auch nicht alle Unternehmen die Unterlagen zurück. Außerdem: Meist bewirbt man sich ja bei mehr als nur einem Unternehmen.
So, wenn nun alle Schriftstücke beisammen sind, müssen sie entweder per E-Mail oder per Post verschickt werden. Wie die einzelnen Arbeitgeber das lieber haben, oder ob du gar einen online-Bewerbungsbogen ausfüllen müsst, steht meist in der Stellenausschreibung.
Achtung: Nichts ist peinlicher, als ein nicht ausreichend frankiertes Bewerbungsschreiben.
Und jetzt?
Nun bleibt nur noch warten! Drei mögliche Antworten können folgen:
- Keine Antwort: Man wartet Woche um Woche und wenn es nur ist, um seine mühevoll zusammengetragenen und mit viel Liebe formulierten Unterlagen wieder zu bekommen. Letztlich die denkbar schlechteste Reaktion – schließlich weiß man selbst noch nicht einmal, ob die Bewerbung bei der Post verloren gegangen ist. Einzige Möglichkeit ist hier nachfragen! Wie viel Zeit man lässt, bleibt letztlich die Entscheidung eines jeden einzelnen. Spätestens nach drei Wochen scheint es gerechtfertigt, nach dem Stand der Bewerbung zu fragen. Natürlich nur, wenn nicht andere Informationen vorliegen, zum Beispiel ein Einsendeschluss, der noch in der Zukunft liegt.
- Absage: Dann nur nicht den Mut verlieren und einfach weiterbewerben!
- Einladung zum Bewerbungsgespräch: Die erste Hürde ist geschafft! Letztlich ist das gleichbedeutend mit „Anhand Ihrer Bewerbung glauben wir, dass Sie für die Stelle geeignet sind!“
Das Bewerbungsgespräch
Ob man es als weitere Prüfung sieht oder es tatsächlich als gegenseitiges Kennenlernen wahrnehmen kann, ist von Person zu Person unterschiedlich. Es stellt sich die Frage nach passender Kleidung und schließlich auch nach dem, was einen erwarten wird.
Zumindest bei der Kleidung macht man mit „chique“, ähnlich wie bei der mündlichen Prüfung sicher nichts falsch. Vielleicht kann man so den Anzug oder den bisher nur einmal getragenen Blazer gleich noch einmal verwenden.
Anders verhält es sich mit der Frage, was einen konkret bei dem Gespräch erwarten wird. Von lockerer Vorstellung der späteren Tätigkeitsräume und einem Werben mit allen Vorzügen, die das Klinikum oder die Praxis zu bieten hat, bis zu einer gegebenenfalls unangenehmen Prüfungssituation ist alles möglich. Da hilft nur abwarten und einfach man selbst sein.
Was kommt nun noch?
Vielleicht hat man Glück und der Entscheider äußert sich gleich begeistert – herzlichen Glückwunsch! Das Bewerben hat nun – fürs Erste – ein Ende. Endlich Arzt und das nicht nur auf dem Papier sondern auch praktizierend! Vielleicht muss man aber auch noch auf eine Antwort warten. Am Ende steht hoffentlich auch hier der Arbeitsvertrag.
Die meisten junge Ärzte haben leider noch sehr wenig Erfahrungen, was alles im Arbeitsvertrag stehen sollte. Was ist wichtig, was eher nicht?
Tipp: Der Hartmannbund bietet seinen Mitgliedern relativ unkompliziert einen Check des Arbeitsvertrages an: Entweder man ruft einfach beim Hartmannbund an oder klickt sich durch deren Homepage. In beiden Fällen steht am Ende eine E-Mail, an die man seinen Vertrag senden darf.
Und dann?
Dann kommt irgendwann der erste Arbeitstag! Ich wünsche dir nun einen grandiosen Start ins Ärzteleben!