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  • Hanna Hohenthal
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  • 16.10.2010

Von Anfängen und Abschieden

Man ist sich bewusst, die richtige Ausfahrt verpasst zu haben, und fährt doch weiter. Rechts sieht man noch einen Augenblick diejenigen, die rechtzeitig abgebogen sind. Man möchte hinterher, doch schnell verdecken Büsche und Bäume die andere Straße und das Tempo ist sowieso viel zu hoch, um lange darüber nachzudenken.

 

Autobahn oder Landstraße? Nach einigen Kilometern kommt man zu dem beruhigenden Schluss, dass diese Autobahn, auf der man gerade fährt, ja doch ohnehin viel breiter, schneller und übersichtlicher ist, als die Landstraße, die man gerade links liegen gelassen hat. Und man vergisst, dass die Landstraße zwar länger dauert, aber eben auch viel schöner und lehrreicher ist. So ungefähr ging es mir mit dem Entschluss, Medizin zu studieren.

 

Zu meiner Person

Ich bin 26 Jahre alt und wohne in Berlin. Nein, ich komme nicht aus Berlin, sondern es hat mich vor einigen Jahren hierher verschlagen - und nicht mehr weggelassen.

Ich bin das, was man allgemein Physiotherapeutin nennt. Physiotherapeutin geworden bin ich in Holland. Dort absolvierte ich die Ausbildung an einer Fachhochschule und darf mich seitdem Bachelor of Physiotherapy nennen.

Ja, ich liebe meinen Beruf. Punkt. Aber die Arbeitsbedingungen in diesem Bereich in Deutschland haben dazu geführt, dass ich erstens ein Jahr lang in der Schweiz gearbeitet habe und zweitens mir dabei klar geworden ist, dass ich entweder dauerhaft auswandere, oder noch etwas anderes lerne.

 

Kampf der Gedanken 

Der Gedanke, Medizin zu studieren, schwirrte mir schon lange im Kopf rum, wurde aber immer wieder auf später vertröstet oder gleich ganz mundtot gemacht: "Jetzt doch nicht mehr! - Und was willst du damit erreichen? - Also, als Arzt sind die Arbeitsbedingungen aber auch nicht rosig. - Familie kann ich dann aber vergessen." Mit solchen und ähnlichen Sätzen bombardierte ich meine Gedanken an ein Medizinstudium. Dank einer wunderbar Freundin, die mich immer wieder ermutigte, ist es letztendlich doch wahr geworden:
Ich bin immatrikuliert für Humanmedizin an der Carl Gustav Carus Fakultät in Dresden.

Das klingt so schön, dass ich es mir gleich noch mal durchlesen muss!

Das andere setzte erst später ein: die Ängste, das Lernpensum nicht zu packen und finanziell nicht klar zu kommen. Der Unwille schon wieder umzuziehen und neue soziale Netzte aufzubauen. Der Missmut: "Kannst du nicht einfach mit dem zufrieden sein, was du jetzt bist?" Und immer wieder die Antwort: "Nein, anscheinend nicht."

 

Die Ungewissheit bleibt - die Spannung naht

Ob dieser Weg tatsächlich zu mehr beruflicher und persönlicher Zufriedenheit führt? Keine Ahnung. Wird sich so mein jahrelanger Kirmeskopf etwas klären, die Verwirrung über meine beruflichen Wünsche? Das will ich doch schwer hoffen! Es ist den Versuch wert, und ich merke erstaunt, dass die Nörgler und Zweifler im Hirn mit der Zeit immer leiser werden. Als witterten sie, dass etwas richtig Spannendes naht. Ich freue mich auf Dresden! 

Um es mit Mickey Heart zu sagen, dem Schlagzeuger von Grateful Dead: Das Abenteuer beginnt erst, wenn du den Wald betrittst. Dieser erste Schritt ist ein Akt des Vertrauens.

In diesem Sinne wünsche ich allen, die mutig genug waren zu vertrauen, einen wundervollen Start ins Studium!

Weitere Infos für Medizinstudenen aus Dresden

 

 

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