- Interview
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- Patricia Paul
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- 26.05.2011
Studieren ohne NC von 1.0?
Du hast keinen Abi-Durchschnitt von 1.0, möchtest aber Medizin studieren? Mit einem Studium an der Semmelweis-Universität in Budapest ist das möglich. Voraussetzung ist die Teilnahme an einem Vorbereitungsjahr, durch das man bei gutem Abschluss die Abi-Note aufbessern kann. Die Medizinstudenten Janine Schnödt und Matthias Heidt berichten im Interview von ihren Erfahrungen.
Für Janine Schnödt und Matthias Heidt, beide Medizinstudenten der Semmelweis-Universität, ist der Traum vom Medizinstudium ohne einen Abi-Durchschnitt von 1,0 wahr geworden. Zwar mussten die zwei einen Umweg über das Vorbereitungsjahr des College International gehen, um ihr Ziel zu erreichen, aber aus ihrer Sicht hat es keinesfalls geschadet.
In einer Vorlesungspause hat die Medizinstudentin und Budapester Lokalredakteurin Patricia Paul mit Janine und Matthias über ihr Vorbereitungsjahr gesprochen.
> Janine und Matthias, aus welchen Gründen habt ihr euch für ein Vorbereitungsjahr entschieden?
Matthias: Aufgrund der hohen Bewerberzahlen mit exzellenten Abiturnoten hat die Semmelweis-Uni mich nicht gleich aufgenommen. Um meinen Abi-Durchschnitt zu verbessern, habe ich dann an dem Vorbereitungsjahr teilgenommen. Ich habe sehr profitiert, weil im Vorbereitungsjahr die Kenntnisse der Fächer Physik, Chemie und Biologie gut vermittelt werden. Das kann sehr vorteilhaft sein, wenn man in der Schule die naturwissenschaftlichen Fächer frühzeitig abgewählt und dadurch wenige Kenntnisse in diesen Bereichen hat. Die Semmelweis-Universität setzt aber Grundkenntnisse in den Naturwissenschaften im ersten Semester voraus. Die Teilnahme an dem Vorbereitungsjahr bietet außerdem die Möglichkeit, seine Abi-Note aufzuwerten, sofern die Noten im Vorbereitungsjahr über einem definierten Durchschnitt liegen.
Janine: Da ich erst recht kurzfristig entschieden habe, Medizin zu studieren, habe ich die Anmeldefrist für die Semmelweis-Uni verpasst. Um kein weiteres Jahr zu verlieren, dachte ich: Ein bisschen Vorbereitung für die ersten Semester kann nicht schaden!
> Wie teuer ist das Vorbereitungsjahr durchschnittlich?
Matthias: Das Vorbereitungsjahr selbst kostete zu meiner Zeit 6.670 Euro; der Preis liegt heute etwas höher. In den Studiengebühren sind, anders als an der normalen Uni, die Bücher, die man für diese Zeit braucht, schon inbegriffen.
Janine: Neben den Gebühren für das Vorbereitungsjahr fallen natürlich die normalen Kosten für Wohnung und Lebenshaltung an. Wer als Neuling in Budapest eine Wohnung sucht, sollte darauf achten, dass er sich nicht abzocken lässt. Grundsätzlich gilt: Eine möblierte Einzimmerwohnung sollte maximal 400 Euro kosten. Bei diesem Mietpreis muss die Wohnung aber in einem sehr guten Zustand sein. Durchschnittlich liegt die Miete einer normal eingerichteten Einzimmerwohnung bei 200 bis 300 Euro. Was an monatlichen Lebenshaltungskosten noch hinzu kommt, hängt natürlich ganz von den individuellen Bedürfnissen und Möglichkeiten ab.
> Welche Fächer werden im Vorbereitungsjahr unterrichtet?
Matthias: Unterrichtet werden die Fächer Physik - mit mathematischem Schwerpunkt, Biologie, Chemie und Ungarisch. Die Vorlesungen werden oft von Universitätsprofessoren aus der Semmelweis-Universität gehalten. Dies ist schon deshalb von Vorteil, weil man dadurch nach dem Vorbereitungsjahr an der Uni auf viele bekannte Gesichter trifft. In den Praktika unterrichten zum Teil auch Dozenten anderer Institute. Das ist aber eher selten der Fall.
> Wie viele Interessenten an einem Medizinstudium in Ungarn nehmen durchschnittlich an dem Vorbereitungsjahr teil?
Janine: Es werden deutsche und englische Kurse angeboten. Bei uns im deutschen Kurs waren ungefähr 150 Studenten angemeldet. Meistens sind es nach dem 2. Halbjahr nur noch 100, da einige Teilnehmer doch einen Studienplatz in Deutschland bekommen oder ihren Plan, Medizin zu studieren, aufgegeben haben. In den Praktika arbeiten in der Regel 15 bis 20 Studenten zusammen.
> Hat euch das Vorbereitungsjahr in Bezug auf das Studium etwas gebracht?
Matthias: Ja, mir persönlich hat es sehr dabei geholfen, die naturwissenschaftlichen Grundlagen zu erlernen. Ich hatte die entsprechenden Fächer schon in der Oberstufe abgewählt, deshalb hatte ich nicht viel Vorwissen. Darüber hinaus konnte ich mich an das Lernen auf Uni-Niveau gewöhnen. Als sehr hilfreich empfand sich auch die Möglichkeit, Probleme, die sich beim Lernen ergaben, mit den Professoren ausführlicher zu besprechen.
Janine: Mir hat besonders das erste Semester des Vorbereitungsjahres sehr geholfen. Ein großer Pluspunkt: Die Professoren im Vorbereitungsjahr können wesentlich besser auf die einzelnen Studenten mit ihren ganz individuellen Problemen eingehen. An der Uni muss man sich größtenteils selbst durch die Lerninhalte kämpfen. Zwar können die Studenten auch an der Uni die Professoren um Hilfe bitten, aber natürlich ist es für die Dozenten bei der großen Menge an Studierenden nicht möglich, gezielt auf jeden einzelnen einzugehen.
Matthias: Ich empfand es auch als angenehm, dass im Vorbereitungsjahr ein sehr geregelter Tagesablauf herrscht: Von 8 bis 14 Uhr haben die Studenten Unterricht, darauf können sie sich verlassen. An der Uni kann es hingegen vorkommen, dass man zwischen einzelnen Veranstaltungen unterschiedliche Zeiträume - mal 15 Minuten oder auch mal zwei Stunden - frei hat. Außerdem sind an der Uni zum Teil auch die Abendstunden fest für Praktika und sonstige Veranstaltungen eingeplant.
> An wen können sich Studieninteressierte wenden, wenn sie das Vorbereitungsjahr in Anspruch nehmen möchten?
Janine: Auf der Homepage des College International finden Interessierte sämtliche Informationen über Studium und Vorbereitungsjahr. Auch das Anmeldeformular ist auf der Homepage abrufbar.
Gerne dürfen sich Interessierte an Janine und Matthias wenden. Bitte schickt eure Fragen Patricia. Sie wird Ihre Fragen dann an Janine und Matthias weiterleiten.