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  • Alisha Qamar
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  • 05.06.2024

Skills Labs der Ruhr Universität Bochum – Training Skills and Senses

Im Medizinstudium kommt die Praxis oft viel zu kurz. Die Skills Labs möchten das mit ihren Praxiskursen für Medizinstudierende ändern. Lokalredakteurin Alisha erzählt, welche Kurse in Bochum angeboten werden und was dich erwartet.

Das Medizinstudium ist bekannt für das viele auswendig lernen, die vielen Vorlesungen und die dicksten Textbücher – leider kommt bei all dem die praktische Anwendung viel zu kurz. Und das, obwohl bereits in den ersten Famulaturen und spätestens im Praktischen Jahr erwartet wird, dass man bestimmte Fertigkeiten einfach „kann“, muss man sich selbst darum kümmern Praxiserfahrung zu sammeln – sei es in Form eines Nebenjobs im Krankenhaus als Blutentnahmedienst oder selbstständig organisierter Seminare und Kurse wie es der Berufsverband der Deutscher Chirurgen e.V. anbietet. Um dem entgegenzuwirken und den Studierenden die Möglichkeit zu bieten, praktische Fähigkeiten zu lernen und zu üben, gibt es die Skills Labs

Wenn dir während eines Praktikums bei der Aussage „Nimm mal Blut ab“ oder „Kannst du schon nähen?“ schwarz vor den Augen wurde und dir die Schweißperlen von der Stirn fallen, bist du bei den SkillsLabs genau richtig. Wir sind insgesamt ein Team von ca. 30 Medizinstudierenden und wachsen stetig. 

Es gibt drei große Bereiche innerhalb der Skills Labs:

Technische Tutorien

Das Ziel der technischen Tutorien ist es, dir anhand von Modellen (bei Einwilligung ggf. auch aneinander) praktische Abläufe wie das Blutabnehmen oder auch das Legen einer peripheren Verweilkanüle („Viggo“) beizubringen. Dieser Kurs eignet sich auch schon für Vorkliniker*innen, um bei der ersten allgemeinmedizinischen Rotation oder im Pflegepraktikum Vorkenntnisse zu haben. Die Tutorien bestehen immer aus einem theoretischen Anteil, indem gemeinsam versucht wird, die Thematik, Indikationen sowie Kontraindikationen zu erarbeiten, bevor es dann an das praktische Üben geht.

 


Foto: An Modellen, wie hier an einem Arm, lernen die Teilnehmenden das Blutabnehmen. Die Teilnehmenden bereiten sich in einer Nierenschale ihre Materialien vor und simulieren das Blutabnehmen am Modellarm. 


Des Weiteren wird auch ein Auskultationskurs angeboten, um die Geräusche, die du mit dem Stethoskop hörst, auch einordnen zu können und dir mehr unter den Begriffen spindelförmiges Systolikum, feinblasiges Atemgeräusch usw. vorstellen zu können. Anhand eines elektronischen Stethoskops ist es möglich, verschiedene Pathologien einzustellen und sich damit die unterschiedlichen Atem- und Herzgeräusche anzuhören und voneinander abzugrenzen. Besonders hier ist es hilfreich, vorher einmal die Pathologien besprochen zu haben und diesen dann ein entsprechendes Geräusch zuordnen zu können. Außerdem lernst du in dem Kurs, wie du den Befund richtig beschreibst und dokumentierst.

Im Chirurgie Kurs liegt der Fokus auf dem Nähen und Knoten an Modellen sowie dem sterilen Anziehen und dem grundsätzlichen Auftreten im OP. Nach einer theoretischen Einführung über die Wundversorgung werden drei verschiedene Nahttechniken gezeigt, die du als Teilnehmer*in dann an Modellen nachmachen darfst. Auch das Knoten wird vorgemacht und dann an Seilen und einem Knotentrainer geübt. Danach geht es um das sterile Anziehen, in dem sich die Teilnehmenden in die Rolle der Assistenz sowie in die Rolle des zu steril einkleidenden begeben und so lernen, nicht nur sich selbst anzukleiden, sondern ggf. auch anderen im OP beim Anziehen zu helfen.

 

Foto: Die Tutor*innen zeigen die Knoten und Nahttechniken zuerst vor und erläutern die Schritte an dem Nahtmodell. 
 

Foto: Die Teilnehmenden bekommen jeweils ein eigenes Nahtmodell, an dem sie im Kurs üben können. 
 

Foto: Ein weiterer Bestandteil des Kurses ist das sterile Anziehen. Hierbei spielt eine Person den Arzt/die Ärztin und die andere Person hilft beim Ankleiden. So bist du für beide Fälle gut vorbereitet und kannst in deiner Famulatur glänzen!


Des Weiteren gibt es einen Verbandswechselkurs, in dem du einen Rundumblick um aseptische Verbandstechnick, Red Flags der Wundversorgung sowie den Umgang mit Wunddrainagen erhältst.

Dazu gibt es Kurse über minimal invasive Chirurgie, bei dem du an Lübecker Toolboxen das laparoskopische Handling übst und anhand verschiedener Aufgaben deine Hand-Augen Koordination stärkst und das Instrumentenhandling lernst.
 

Foto: An den Lübecker Toolboxen lernst du das Arbeiten mit laparoskopischen Instrumenten und siehst, wie die Operateur*innen auch, all deine Schritte an einem Bildschirm. Hier kannst du spielerisch erste Erfahrungen sammeln.


Falls du eine Famulatur in der Neurologie planst, eignet sich der Lumbalpunktionskurs für dich! Zunächst wird der theoretische Hintergrund, Indikationen sowie Kontraindikationen besprochen – danach geht es um die unterschiedlichen Spinalkanülen und dann an den praktischen Teil! An Modellen übst du die Reihenfolge und das Handling beim Durchführen einer Lumbalpunktion. Da dieser Kurs eben einen neurologischen Fokus hat, werden auch noch Parameter besprochen, die man im Liquor untersuchen kann. 
 

Foto: Im ZVK Kurs lernst du an einer Modellpuppe, wie du einen zentralen Venenkatheter legst und kannst alle Schritte, wie sie im realen Ablauf auch stattfinden, simulieren. Im Bild sucht die Person per Ultraschall die Vene auf.


Notfalltutorien

Die Notfalltutorien werden von Studierenden mit notfallmedizinischer Ausbildung geleitet. Das Ziel der Notfalltutorien ist es zu wissen, wie man am ehesten im Notfall strukturiert und effizient vorgeht. Für notfallmedizinisch interessierte Studierende bieten die N-Tutorien eine große Bandbreite an Tutorien an!
So lernst du beispielsweise im Erste Hilfe Kurs in zwei Tagen wie du in Notfällen systematisch handelst – auch hier werden vor bzw. auch zwischen den praktischen Einheiten theoretische Aspekte besprochen und Fragen geklärt. Diesen Kurs kannst du dir auch im Rahmen der Physikumsanmeldung vom Landesprüfungsamt in Düsseldorf anerkennen lassen.
Außerdem gibt es einen erste Hilfe Kurs mit einem pädiatrischen Fokus. Kinder sind eben keine „kleinen Erwachsenen“, sondern müssen ihren anatomischen und physiologischen Gegebenheiten entsprechend anders behandelt werden. Im Rahmen dieses Tutoriums werden eben diese Unterschiede beleuchtet und das Vorgehen einer pädiatrischen erste Hilfe trainiert.

Solltest du eine Famulatur in der Anästhesie planen, eignet sich der Airway-Kurs für dich! Hier erlernst du alles rundum die Sicherung des Atemweges und darfst am Modell die Beutel-Masken Beatmung bis zur endotrachealen Intubation üben! Auch hierbei werden neben dem praktischen Hands-On Teil anatomische und physiologische Grundlagen wiederholt und erläutert.

Anschließend an den Airway Kurs kannst du auch den Kurs zum intraossären Zugang besuchen. Ist es in einer Notfallsituation nicht möglich, einen Zugang intravenös zu legen, so bleibt der intraossäre Zugang deine letzte Möglichkeit. In dem Kurs übst du ebenfalls an Modellen, wie man diesen Zugang legt und welche anatomischen Landmarken es gibt. 

Im Kurs „Reanimation am Krankenbett“ erlernst du anhand einer Simulationspuppe wie du im Ernstfall eine Reanimation leistest und übst wichtige Aspekte der Kommunikation, Aufgabenverteilung im Team sowie den Umgang mit Stresssituationen. 

 

Untersuchungstutorien

Für Studierenden des klinischen Abschnitts eignen sich die Untersuchungstutorien als Vorbereitung auf den klinischen Untersuchungskurs und den Unterricht am Krankenbett ab dem 5. Semester, Famulaturen sowie auf das dritte Staatsexamen. In den Modulen Anamnese, psychiatrische Befunderhebung, Herz, Lunge, Abdomen, Neurostatus, Bewegungsapparat werden die entsprechenden Anamnese- und Untersuchungstechniken aneinander geübt. Dieser Kurs ist meiner Meinung nach besonders wichtig, da man sich für die körperliche Untersuchung eines Patienten immer ein Schema aufbauen sollte, um Wichtiges nicht zu vergessen und auch um 3 Uhr morgens eine umfassende körperliche Untersuchung mit den wichtigsten Befunden durchführen und dokumentieren zu können. Diesen Kurs kannst du dir durch den Abschluss mit einer mündlich-praktischen Prüfung als Wahlfach anerkennen lassen.


Kurzinterviews mit drei Tutor*innen der Skills Labs:

Warum bist du bei den Skills Labs als Tutor*in aktiv? 
Ole: „Ich arbeite als Tutor bei den Skills, da ich sehr gerne akquiriertes Wissen vermittle und das Konzept von Kleingruppen, die sich freiwillig weiterbilden, als äußerst sinnvoll erachte, und deshalb der Überzeugung bin, dass man als Tutor einen wirklichen Mehrwert für die Studierenden leisten kann. Zudem macht es großen Spaß, seinen Erfahrungshorizont mit den Studierenden zu teilen, und auch die Expertise einer Kollegin/eines Kollegen mit einfließen zu lassen.“
Caro: „Ich mag das Zusammenkommen mit verschiedenen Menschen, habe früher Jugendarbeit gemacht und stehe gerne vor Gruppen, tausche mich aus und lerne dazu.“
Ann-Kathrin: „Ich bin Tutorin, weil es mir sehr viel Spaß macht anderen mein Wissen weiterzugeben. Bereits in der Schule habe ich Nachhilfe gegeben und dann an der Uni eine SHK Stelle als Chemie Tutorin gehabt. Bei den Skills gefällt mir, dass man praktische Fertigkeiten vermitteln und so auch ständig selbst üben kann. Außerdem lernt man hier immer etwas Neues aus den Erfahrungen anderer Studierender.“

Was ist euer Lieblingskurs, den ich gebt?
Ole: „Mein Lieblingskurs ist es Chirurgiekurs, da dieser eine wirklich gute Grundlage für die Praxisanteile in allen chirurgischen Fächern bietet. Außerdem sind die Studierenden in diesem Bereich besonders interessiert, und haben eine sehr große Bereitschaft, neue Skills und neues Wissen zu erwerben.“
Caro: „Bei den Skills mag ich die Praktischen Kurse am meisten, Chirurgie oder auch ein Basic Kurs wie die Blutabnahme.“
Ann-Kathrin: „Mein Lieblingskurs ist der Chirurgie Kurs. Ich selbst will Chirurgin werden, weshalb es mir besonders Spaß macht zu nähen und zu knoten. Aber auch der Blutentnahme/pVK Kurs gehört zu meinen Favoriten. Das ist eine Fähigkeit, die von allen Studierenden erwartet, aber einem eigentlich nie wirklich erklärt wird. Ich finde es toll, dass wir einen Teil dazu beitragen können.“ 

Was mögt ihr am liebsten an eurer Arbeit?
Ole: „Am meisten Spaß macht mir an der Arbeit als Tutor, dass man mit vielen verschiedenen Studierenden interagiert, die ein ganz unterschiedliches Spektrum an Wissen und Kompetenzen, sowie Interessen mitbringen. Jeder Kursteilnehmer hat unterschiedliche Erwartungen bezüglich dessen, was im Kurs vermittelt wird, und was er oder sie mit nach Hause, beziehungsweise in Famulaturen oder das PJ nimmt. Zudem macht es sehr viel Spaß, sich mit den anderen Tutoren auszutauschen, und ich bin der Meinung, dass man selbst von diesen Neues lernen kann, selbst wenn man auf einer gemeinsamen Ebene zusammen den Kurs gestaltet.“
Caro: „Ich mag den Kontakt mit anderen Studierenden, Zeit zu haben ins Gespräch über fachliche Themen zu kommen, zu merken, dass die Mitstudierenden Spaß haben und was gelernt haben.“
Ann-Kathrin: „Wie eigentlich schon oben aufgeführt, vor allem das miteinander und voneinander lernen. Einen Teil zur Ausbildung unserer zukünftigen Ärzte und Ärztinnen beitragen zu können, macht Spaß und auch etwas stolz.“


Ich bin selbst auch seit etwas über einem Jahr bei den Skills Labs als technische Tutorin aktiv und finde es sehr spannend, dass man sich je nach Teilnehmer*in auf andere Niveaus einstellen muss und versuchen muss, alle Teilnehmenden dort abzuholen, wo sie stehen und zum selben Ziel zu bringen. Mir gefällt es außerdem, dass man Kontakte knüpfen kann, sowohl zu den anderen Tutor*innen, als auch zu den Studierenden in den unterschiedlichsten Semestern. Man kann viel voneinander lernen und lernt auch viel über sich selbst.

Mehr Informationen zu den SkillsLabs findest du hier. Die Kurstermine werden frühzeitig auf dem Schwarzen Brett der Universität bekanntgegeben, die Buchung erfolgt über die SkillsLabs Website.
 

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