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  • Bericht
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  • Jana Pekrul
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  • 06.03.2013

Famulatur in der Tropenmedizin

Wer die ersten großen Hürden des Medizinstudiums hinter sich gebracht hat, sucht nach neuen Herausforderungen. Und wo findet man diese besser als bei einer Auslandsfamulatur? Ein fremdes Land, eine unbekannte Sprache, eine neue Kultur, andere Maßstäbe und seltene Krankheiten erwarten Medizinstudenten in vielen Ländern der Welt. Letztere können einem allerdings auch in Deutschland begegnen!

Die Tropenmedizin ist ein kleines Fach, das auf der Liste der Weiterbildungsmöglichkeiten immer ganz unten steht. Wer Tropenmediziner werden will, muss seine Facharztausbildung, zum Beispiel als Internist, mit einer etwa zweijährigen Zusatzweiterbildung in der Tropenmedizin ergänzen. Natürlich muss man auch Erfahrungen vor Ort sammeln und zwölf Monate der Ausbildung in den Tropen verbringen. Schließlich gehört es für die Tropenmediziner zum Alltag, dass sie im Ausland arbeiten, forschen und helfen. In Deutschland gibt es nur 20 Tropeninstitute. Mich hat es nach Würzburg verschlagen, um dieses Fach in einer Famulatur näher kennenzulernen.

 

Reisemedizin „Cook it, peel it or forget it!“

Gesunde Menschen sollen gesund bleiben. Deshalb lassen sich viele Urlauber vor Reisen in ferne Länder über Impfungen, Schutzvorkehrungen und eine gute Reiseapotheke beraten. Je nach Reiseziel, Reisestil, also Pauschal- oder Individualreise, Trekking oder Kreuzfahrt und Alter werden die Patienten individuell beraten. Wer fernab der Zivilisation durch den Dschungel streifen möchte, sollte über eine Tollwutimpfung nachdenken. Andere können sich die teuren Impfungen sparen und im Notfall auf eine Postexpositionsprophylaxe zurückgreifen.
Ähnlich verhält es sich mit der Malariaprophylaxe, die je nach Region täglich eingenommen werden soll oder als Stand-by Medikation für den Fall einer Erkrankung im Gepäck ist.
Besonders wird den Patienten der Mückenschutz ans Herz gelegt. Mit sogenannten Repellents wie Autan oder Anti-Brumm sollen nackte Hautstellen eingerieben werden. Nachts bietet ein speziell imprägniertes Moskitonetz Schutz.

„Anopheles“ heißen die Mücken, die Malaria übertragen. Weitere sogenannte Vektoren sind zum Beispiel Mücken der Gattungen Culex und Aedes. Sie leben meistens in Reisfeldern, sind im Gegensatz zu Anopheles tagaktiv und übertragen die Japanische Enzephalitis auf den Menschen. Auch das Dengue-Fieber, eine Krankheit die sich immer weiter in Europa ausbreitet, wird von Mücken übertragen. Gegen diese Infektion ist die Mückenabwehr der einzige Schutz.

 

Migrantenmedizin

Ein weiterer Aufgabenbereich der Tropenmediziner in Würzburg ist die Betreuung von den Bewohnern des Asylbewerberwohnheims. Deutschland bietet den Flüchtlingen nur eine minimale Gesundheitsversorgung. Deshalb engagieren sich viele Ärzte, indem sie Sprechstunden und medizinische Hilfe anbieten. In den Gemeinschaftsunterkünften leben die Menschen auf engem Raum zusammen, sodass die Ansteckungsgefahr erhöht ist. Einige Flüchtlinge haben sich in der Vergangenheit mit bei uns seltenen Krankheiten wie zum Beispiel Lepra, Tuberkulose, HIV oder Hepatitiden infiziert und sind nun auf die Behandlung von Spezialisten angewiesen. Ein großes Problem stellen auch die seelischen Erkrankungen dar. Die Menschen wurden in ihrer Heimat verfolgt und gefoltert und haben auf ihrer Flucht schlimme Dinge erlebt. Nicht nur das Heimweh, die Sorge um zurückgebliebene Angehörige und Freunde und die Angst vor der Abschiebung spielen eine große Rolle, sondern auch die eigene Perspektivlosigkeit. Nur sehr wenige der Migranten bekommen in Deutschland eine Chance und können Fuß fassen. Besonders die engagierten jungen Menschen leiden unter dieser Situation.

 

Die spannendsten Fälle

Meistens sind es die Reiserückkehrer, die für Aufregung sorgen. Dann werden alle Studenten zusammengetrommelt und der Chefarzt fotografiert die Befunde, um sie in seine Vorlesungen einzubauen.
Unter anderem habe ich einen jungen Backpacker gesehen, der sich in Thailand mit Dengue-Fieber infiziert hat. Ein anderer junger Patient hatte sich Lepra eingefangen und eine deutsche Studentin kam nach einem Aufenthalt in Asien in die Tropenambulanz, da sie von einem Hund gebissen wurde und nun eine Postexpositionsprophylaxe gegen Tollwut erhalten musste.
Auch die verschiedensten Würmer wurden ausgiebig bewundert und fotografiert.

 

Fazit

Insgesamt ist die Tropenmedizin ein kontrastreiches Fach, in dem man sowohl die gesunden glücklichen Urlauber als auch schwerkranke Patienten behandelt. Auf jeden Fall trifft man viele interessante Menschen, die eine spannende Geschichte hinter sich oder noch vor sich haben. Für uns Studenten bietet eine Famulatur in der Tropenmedizin eine gute Möglichkeit, sich auf eine Famulatur oder einen Arbeitseinsatz in den "Tropen" oder in einem Entwicklungsland vorzubereiten.

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