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  • Diana Fechner
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  • 10.02.2022

Das erste Semester Medizinstudium: Synapsen, Sonografien und Segen

Für Diana ist der Traum vom Medizinstudium Wirklichkeit geworden.

 

 

Die morgendliche Wolkendecke ist hellgrau, die Tage kurz, die Nächte lang: Ein neues Jahr hat begonnen.

Mittlerweile ist es drei Monate her, als ich das erste Mal in einem Hörsaal saß; drei Monate, seitdem ich zum ersten Mal im Labor die Pipettierhilfe unter Anleitung der Praktikumsdozentin zückte; drei Monate, seitdem ich erstmals den Satz “Ich studiere Medizin in Berlin” verbalisieren durfte.

Das Medizinstudium stellt sich für mich als eine ganz neue Erfahrung auf vielen Ebenen heraus: Freundschaften werden geschlossen (einige fester als andere); der finanzielle Aspekt vom Bücherkauf nimmt bisher unbekannte Größe an (wer hätte gedacht, dass ein kleines Taschenbuch 70€ kosten könnte?); die Bibliothek ist nicht mehr der Feind (ganz nach dem Motto Zuhause lernt’s sich am besten - und hygienischsten), sondern wird zur zwingenden Notwendigkeit.

Auch an Unterrichtsformaten mangelt es an der Charité nicht - ich und meine 349 Kommiliton*innen besitzen das Privileg, neben Vorlesungen und Seminaren verschiedenste Formen der Lehre zu erfahren, wie den “Untersuchungskurs “(oder kurz genannt: U-Kurs), wo wir verschiedenste Formen der körperlichen Untersuchung wie die Auskultation des Herzens oder die Sonografie des Abdomens erlernen dürfen, oder “Kommunikation, Interaktion, Teamarbeit” (kurz: KIT), wo die Grundlagen der Kommunikation mit späteren Patient*innen und die ärztliche Gesprächsführung vermittelt werden. Somit gestaltet sich das Studium keineswegs trocken oder gar öde, sondern bleibt in regelmäßigen Abständen ziemlich interessant.

Natürlich gibt es auch Abstriche - das Lernpensum ist enorm, man sagt selbst den strahlendsten Abiturient*innen mit der geringsten Frustrationsintoleranz nach, schon das ein oder andere Tränchen verdrückt zu haben, noch dazu ist Berlin im Winter selten schön anzusehen. Die Infektionszahlen im eigenen Freundeskreis steigen ab und an erschreckend an, sinken wieder, nur, um in der kommenden Woche wieder ein Hoch zu erreichen; der innerfreundschaftliche Stress steigt exponentiell, je näher die Semesterklausur rückt (”Sag’ mal, hast du das Synapsenzeug schon erarbeitet? Ich hänge immer noch drei Wochen hinterher”) und auch der Druck seitens der Eltern wächst (”Ich habe damals immer drei Monate vor der Klausur begonnen, zu lernen!”).

Das Studium ist trotz aller Tücken für viele meiner Kommiliton*innen und mich ein wahr gewordener Traum - die erste Hürde der Zulassung geschafft, warten noch viele weitere auf uns. Und obgleich der Weg zur Uni keine endlose Odyssee - immer begleitet von der Frage, ob ich lieber vom Hauptbahnhof oder von der Friedrichstraße laufen soll - mehr ist, ist doch jeder Schritt auf den charitéischen Campus ein Schritt, den ich gerne, freudig, erwartungsvoll gehe. Das Studium der Medizin ist auf der einen Seite fordernd und anspruchsvoll, auf der anderen Seite aber auch interessant, abwechslungsreich und unglaublich fesselnd. Zeit mit Kommiliton*innen zu verbringen, zusammen im “U-Kurs” aus dem Bettenhochhaus auf die Dächer Berlins zu schauen und sich mit Hexadecahydrocyclopentaphenanthren auseinanderzusetzen - unabhängig von den Umständen erfreue ich mich an der Gegenwart und freue mich auf die Zukunft, das Studium, die nächsten sechs Jahre. Enchanté!

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