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  • Interview
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  • Sandra Hoffmann
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  • 01.08.2011

Medizin für die Wissenschaft

Beweggründe, ein langes und anstrengendes Medizinstudium zu beginnen, gibt es viele. Die meisten Bewerber geben an "Menschen helfen" zu wollen. Einige möchten aber auch aus wissenschaftlichen Gründen Medizin studieren, weil sie später einmal in der medizinischen Forschung arbeiten möchten. Für solche Bewerber werden 3% der Medizinstudienplätze reserviert. Medizinstudentin und Via medici-Autorin Sandra Hoffmann sprach mit Frank R*, der sich aus wissenschaftlichen Gründen auf einen Medizinstudienplatz beworben hat.

Frank R.*, 26, studiert Molekularmedizin, schreibt gerade an seiner Bachelorarbeit und bewirbt sich um ein Medizinstudium.

 

Foto: Fotolia - Alexander Raths

> Was hat dich dazu motiviert, zunächst Molekularmedizin zu studieren?

Ich war in der Schule ganz gut in Naturwissenschaften, vor allem in Chemie und Physik. Die Fächer fand ich interessant, und sie haben mir Spaß gemacht; Biologie weniger, weil ich mich für Pflanzen nie sehr interessiert habe.
Nach meinem Zweier-Abitur stand ich zwar vor einer großen Auswahl an Studienfächern im naturwissenschaftlichen Bereich, aber für ein Medizinstudium reichte mein Abi-Durchschnitt leider nicht. Durch Zufall bin ich auf das Studienfach Molekularmedizin gestoßen, für das es damals noch keinen Numerus Clausus gab.

> Warum möchtest du nach deiner Bachelorarbeit in Molekularmedizin noch Medizin studieren?

Mein Interesse für die Medizin war immer schon sehr groß. Währnd der Schulzeit war ich beim Schulsanitätsdienst und habe dort Erfahrungen in Erster Hilfe gesammelt. Da mir aber der Notarzt immer wie die oberste Instanz vorkam, der alle wichtigen Entscheidungen zu treffen hat, konnte ich mir damals nicht vorstellen Arzt zu werden. Ich habe eben von Haus aus einen eher introvertierten Charakter.
Das Medizinstudium lehrt sehr umfassend und bietet den Studenten eine breite Allgemeinbildung in allen möglichen Bereichen, von klassischen klinischen Disziplinen wie Innerer Medizin bis hin zur medizinischen Statistik.
Im Studiengang Molekularmedizin werden hauptsächlich forschungsorientierte Inhalte und viele Labortechniken gelehrt. Die Studenten haben zwar ein Jahr lang naturwissenschaftliche Grundlagen, ein Jahr Vorklinik, also Anatomie, Physiologie und Biochemie, und ein weiteres Jahr klinische Fächer,
aber sie werden eher zum Vermittler zwischen den Disziplinen als zum Fachmann ausgebildet. Das stört mich und ich möchte daher durch das Medizinstudium noch einen Überblick über alles bekommen.

> Momentan stebst Du aber eine berufliche Laufbahn in der Forschung an?

Vorerst ja. Aber vielleicht stimmt mich das Medizinstudium ja noch um, und ich werde praktizierende Arzt. Gerade gefallen mir jedoch die Aufgaben und Fragestellungen in der Forschung besser. Ich arbeite zurzeit an meiner Bachelorarbeit in der Neurophysiologie über Reaktionen von Nervenzellen auf bestimmte Reize.
Das macht mir großen Spaß.
Später habe ich einmal die Möglichkeit in der Pharmaindustrie oder in der klinischen Forschung zu arbeiten. Wobei ich die klinische Forschung bevorzuge, selbst wenn der Verdienst dort geringer ist als in der industriellen Forschung.

Vielen Dank für das Interview. Ich drücke dir die Daumen, dass du einen Medizinstudienplatz bekommst.

Forschung in der Medizin

Medizinische Forschung umfasst alle Formen der Erforschung von Ursachen, Entstehung und Verlauf von Krankheiten sowie die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit ihrer Prävention, Erkennung und Behandlung, einschließlich der patientenorientierten klinischen Forschung.

Molekulare Medizin

Das typische Arbeitgebiet eines Molekularmediziners ist die Forschung. Mit der Krankenversorgung und der Patientenbetreuung hat er direkt nichts zu tun. Er interessiert sich für die Ebene der Zellen und Gene, für Blutanalysen und Enzymaktivitäten. Im Labor kommt er Krankheiten auf die Spur und untersucht Heilungsmöglichkeiten. Zum Beispiel kann er mit Methoden der Molekularbiologie und der Genomik untersuchen, wie Krebs entsteht, AIDS bekämpft und Alzheimer aufgehalten werden kann.

Der Studiengang Molekulare Medizin (BSc) wird an folgenden deutschen Universitäten angeboten:

Doppelabschluss als Dr. med. und Dr. rer. nat. an der Uni Heidelberg

Die Universität Heidelberg bietet ein MD/PhD Programm an, das medizinisch-klinische Forschung mit molekularbiologischen, zellbiologischen, biochemischen und physikalisch-chemischen Vorgehensweisen und Methoden verzahnt.

Dieses Programm der Medizinische Fakultät Heidelberg und der Fakultät für Biowissenschaften wendet sich an naturwissenschaftlich interessierte und besonders begabte Studierende der Medizin und ermöglicht ihnen eine biologisch-naturwissenschaftliche Zusatzausbildung, die sie auf anspruchsvolle Tätigkeiten in der medizinischen Forschung vorbereiten soll.

Der Abschluss des MD/PhD Programms besteht aus der Verleihung des Doktortitels Dr. med. durch die Medizinische Fakultät und des Doktortitels Dr. rer. nat. durch die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Gesamtfakultät.

Das MD/PhD-Programm gliedert sich in drei aufeinander folgende Abschnitte:

a) ein naturwissenschaftliches Vorbereitungsstudium, welches parallel zum Studium der Humanmedizin/Zahnmedizin absolviert werden muss

(b) eine experimentelle Forschungstätigkeit mit dem Abschluss einer Promotion zum Dr. med. bzw. Dr. med. dent.

(c) und daran anschließend eine experimentelle Forschungstätigkeit mit dem Abschluss einer Promotion zum Dr. rer. nat. Die beiden Dissertationen können aufeinander aufbauen, dürfen sich aber inhaltlich nicht überschneiden

Bewerbungen zum MD/PhD-Programm werden jährlich zum Ende des Wintersemesters ausgeschrieben.

Weitere Informationen unter www.medizinische-fakultaet-hd.uni-heidelberg.de

*Name von der Redaktion geändert.

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