Zurück zu Thailand
  • Bericht
  • |
  • Igor Toker
  • |
  • 23.08.2011

PJ in der Klinik der Chulalongkorn Universität

Rucksack-Tourismus in Asien: Davon war ich fasziniert und wollte es endlich selber erleben. Im Jahr 2009 war es soweit: Für mehrere Monate wurde dieser Traum in Thailand für mich wahr. Die Menschen und die Kultur faszinierten mich so sehr, dass ich mich daraufhin entschloss, dort einige Monate ein PJ-Tertial zu absolvieren.

Bewerbung

Ursprünglich wollte ich "irgendwo" am Strand arbeiten, kleinere Kliniken meldeten sich auf meine Anfrage nicht zurück. Als ich dort anrief, um mich zu bewerben, konnte plötzlich keiner mehr Englisch sprechen, deswegen beschloss ich, mich in Bangkok an der

Chulalongkorn University

zu bewerben. Es ist eine der größten und bekanntesten Universitäten Thailands. Der International Affair Officer, Ploi,

p.umavijani@gmail.com

 

sprach sehr gutes Englisch und war hilfsbereit. Nach weniger als einem halben Jahr, hatte ich alle Formalitäten erledigt. Ich kann Ploi als Kontaktperson sehr empfehlen. 

Für die Bewerbung benötigte ich einen Lebenslauf, einen Letter of motivation und einen Letter of recommendation. Ploi schickte mir die Liste mit den benötigten Unterlagen und ich konnte diese Liste direkt an meine Uni weiterleiten.

Achtung: Für ein PJ-Tertial in Thailand, muss man sich sehr frühzeitig bewerben, denn Thais sind sehr entspannte Menschen und lassen sich für vieles wirklich Zeit. Das Landesprüfungsamt sollte diesem PJ-Tertial vorher zustimmen, ansonsten gibt es Probleme bei der Zulassung zum Staatsexamen.

Liste mit allen medizinischen Hochschulen weltweit

Reisekosten

Als deutscher Staatsbürger braucht man bei einem Aufenthalt von vier Wochen kein Visum. Bei längerem Aufenthalt muss in der Botschaft ein Touristenvisum bestellt werden. Bis jetzt ist dieses Visum noch kostenlos.

Die Flugreise kostete etwa 500 Euro. Ich habe meine Reise etwa einen Monat vorher gebucht.Durch den zehnstündigen Zwischenstopp in Dubai, konnte ich den Wüstenstaat besichtigen. Empfehlenswert ist, ein bis zwei Wochen vor PJ-Beginn anzureisen und einen Mini-Urlaub im Land zu machen. So lässt sich nicht nur dem Jet-Lag Abhilfe schaffen, sondern auch die Mentalität der Menschen erkunden.

Eine Unterkunft stellt die Chulalongkorn Uni für etwa 400 Euro pro Monat. Wer eine günstigere Unterkunft möchte, muss sich frühzeitig darum bemühen. Es lohnt sich, Ploi anzuschreiben, um bei solchen organisatorischen Dingen Hilfe zu bekommen.

Krankenhaus

Etwa 30% der Ärzte im Krankenhaus sprechen Englisch und viele Fortbildungen werden auf Englisch gehalten. Ein Problem ist, dass Thais oft zu schüchtern sind, Englisch zu sprechen, sogar wenn sie es perfekt beherrschen! Die Klinik der Chulalongkorn Universitat ist eine der größten in Bangkok.

Am Anfang habe ich mich im Klinikgebäude oft verlaufen. Zum Krankenhaus fuhr ich jeden Tag mit dem Taxi für etwa ein Euro. Morgens gab es vor der Stationsarbeit eine Fortbildung mit Frühstück, die von Pharma-Unternehmen gesponsert wuren. Es gibt eine Liste von vierwöchigen Kursen, für die man sich bewerben kann. Das ganze nennt sich dort Medical Training. Diese Kurse haben einen stolzen Preis von 200 US-Dollar pro Monat.

Deutsche Studenten sind selten in Thailand, deshalb genoss ich die Aufmerksamkeit vieler Professoren. Sie luden mich oftmals nach den Fortbildungen zu interessanten Operationen ein. Leider durfte ich bei den OPs kaum assistieren, konnte aber überall zu sehen. Das Ärzteteam auf meiner Station bestand aus drei Assistenzärzten, einem Oberarzt und einem Chefarzt. Die Art der gemeinsamen Visiten erinnerte mich an die Serie "Dr. House". Wenn ich einige Tage zum Reisen oder Tauchen unterwegs war, störte das die Ärzte wenig. Man sollte aber nicht denken, dass Thais wenig arbeiten.

Als Assistenzarzt arbeitet man in Thailand deutlich mehr als in Deutschland. Ein Assistenzarzt im dritten Jahr hat das ganze Jahr Bereitschaftsdienst. Das heißt, ein Jahr lebt und arbeitet man in der Klinik - jeden Tag. Für Thais ist Medizin nicht nur ein Job, sondern ein Lebensstil.

Reisen

Ich habe in dieser Zeit nicht nur viel über Medizin gelernt, sondern hatte auch viel Freizeit zum Reisen und Entspannen. Der Süden Thailands besitz viele idyllische Inseln mit weißen Stränden und Palmen. Hier gibt es wunderschöne und preiswerte Unterkünfte.

 

Foto: I. Toker

 

Ein Bungalow kostet etwa zehn Euro pro Nacht. Allgemein heißt es, Thailand sei sehr günstig. Das hängt aber sehr davon ab, wo man sich befindet. Bangkok, zum Beispiel, ist eine hoch entwickelte Metropole mit hohen Preisen. Im Norden des Landes dagegen sind die Preise mehr als die Hälfte niedriger.

Ich habe mich während meiner Reisen sehr sicher gefühlt. Thailand ist ein sehr buddhistisch geprägtes Land und viele Bewohner sind gläubige Buddhisten. Sollte man irgendwo sein iPod vergessen, kann man sich sicher sein, dass ein Thai das Gerät hinterher bringt. Und das, obwohl der Preis eines iPods oft dem Monatsgehalt eines Thai entspricht. Die Leute glauben daran, dass man Gutes tun muss, um ein guter Mensch zu sein. Ich glaube, sie haben recht damit.

 

Fazit

Von einem PJ in Thailand sollte man nicht unbedingt erwarten, das fachliche Wissen enorm erweitern zu können. Vielmehr ist es eine Möglichkeit, eine andere Kultur und einen anderen Lebensstil kennen zu lernen. Die Medizin in Asien unterscheidet sich sehr unserer Schulmedizin in Europa.

Ich finde es sehr wertvoll, das ärztliche Handeln in Thailand erlebt zu haben. Denn ich glaube, ich werde dadurch Patienten aus Asien eher verstehen und damit auch besser behandeln können. Ich hoffe, dieses Land eines Tages wieder bereisen zu können.

Schlagworte

Mehr zum Thema

Bericht: Famulatur am Siriraj Hospital in Bangkok

Artikel: Famulatur in Chiang Mai, Thailand

Bericht: Famulatur im Chulalongkorn Hospital Bangkok