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  • Bericht
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  • Jenny-Lou Navarra
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  • 18.12.2014

Famulatur in der Hochgebirgsklinik Davos

Berge, Seen, Medizin – eine Famulatur in Davos bietet alles, was das Herz begehrt.

Meine erste Assoziation mit der Hochgebirgsklinik Davos war die sinnvolle Verbindung von Pflichtfamulatur und abwechslungsreicher Freizeit in der Natur.

Weil ich während meiner Famulatur im Ausland möglichst viel lernen wollte, ohne dabei einem Sprachhindernis ausgesetzt zu sein, entschied ich mich für die Hochgebirgsklinik Davos in der deutschsprachigen Schweiz.
Die Famulatur war bereits meine dritte, sodass ich schon relativ sicher in der Anamnese, in den Grundzügen der körperlichen Untersuchung, im Umgang mit dem Legen von Venenverweilkathetern und im Blutabnehmen war.

 

Blick auf den Davoser See

Blick auf den Davoser See

 

Ein weiterer Vorteil war, dass ich auch schon einige klinische Fächer belegt hatte und demnach über mehr Hintergrundwissen verfügte, als wenn ich gleich die erste Famulatur im Ausland absolviert hätte.

 

Die Bewerbung

Beworben habe ich mich mit Anschreiben und Lebenslauf mehr als ein Jahr vorher. Die Adresse hatte ich mich ganz problemlos über die Personalabteilung per Mail.
Eine Antwort der Klinik bekam ich rasch, sodass ich nur noch eine Kopie meines Ausweises und einen Personalfragebogen ausfüllen und per Post an die Klinik schicken musste.
Eine Unterkunft auf dem Klinikgelände bekam ich ebenfalls gestellt. Das Zimmer war mit Waschbecken, Etagendusche, Etagentoilette und Waschmaschine (gegen geringen Aufpreis) im Keller. Die Verpflegung mit drei Mal täglich Buffet für 50 CHF pro Woche, war inklusive.

 

 

Hochgebirgsklinik Davos, Patientenzimmer, links Haupteingang

 

Weder ein Visum noch eine Aufenthaltsgenehmigung sind für den Aufenthalt von einem Monat notwendig. Eine Vergütung gab es nicht.
Angereist bin ich mit der Bahn für 69 Euro aus der Mitte Deutschlands; aufgrund eines Streiks gab es sogar die Hälfte des Geldes zurück. Die Bahnstation ist in Fußgehdistanz zur Klinik gelegen.

 

Die Klinik

Die Hochgebirgsklinik ist Fachkrankenhaus und Rehabilitationsklinik zugleich, das Spektrum reicht von Allergiebehandlungen, Behandlungen der Atemwege und der Lunge sowie der Haut und der Augen. Ärzte, Schwestern, Physiotherapeuten, Psychologen und Sporttherapeuten arbeiten interdisziplinär zusammen. In der dermatologischen Reha befinden sich über 80% deutsche Patienten.

 

 

Edelweiss

 

Für Patienten aus der Schweiz gibt es darüber hinaus Behandlungsmöglichkeiten in der geriatrische Reha für Personen älter als 70 Jahre, Langzeitpflege, internistisch – onkologische Rehabilitation, psychosomatische Rehabilitation und kardiovaskuläre Rehabilitation.
Es gibt 192 Betten für Erwachsene und 165 Betten für Kinder.

 

Der Stationsalltag

Der Stationsalltag weicht etwas von dem einer deutschen Universitätsklinik ab, was die Arbeitszeiten betrifft. Als Famulantin arbeitete ich von Montag bis Freitag jeweils von 8.00 bis 12.00 Uhr und von 16.00 bis ca. 18.30 Uhr.

 

Schwarzsee bei Davos  - Foto: J. Navarra

Schwarzsee bei Davos

 

Als Arbeitskleidung reichte ein weißer Kittel aus; Jeans und T-Shirt dazu waren völlig angemessen.
Ich war auf der Dermatologie zusammen mit einer anderen Famulantin. Neben uns gab es als Praktikanten auf den anderen Stationen zwei bis drei andere Famulanten, eine PJ-Studentin, Pflegepraktikanten, Physiotherapeuten und Sporttherapeuten.

Zu unseren Aufgaben zählte die Aufnahme der Patienten, die Dokumentation während der Visite (für mich ungewohnt, da man alles direkt in den Laptop eingab und kaum etwas handschriftlich notierte), Assistenz während der ambulanten Sprechstunde und bei Entlassungsgesprächen. Selten durften wir bei kleineren chirurgischen Engriffen an der Haut assistieren, was aber auch daran lag, dass kaum Eingriffe gemacht wurden. Denn das Patientenspektrum bestand vor allem aus Patienten mit Psoriasis, Neurodermitis; selten Vitilogo- und Ichthyosis-Patienten.

 

Aufgang zu den Jöriseen  - Foto: J. Navarra

Aufgang zu den Jöriseen

 

Da die Patienten auf der dermatologischen Station vornehmlich aus Deutschland stammten, gab es keine Sprachschwierigkeiten. Nur in der Ambulanz hatten wir des Öfteren mit Schweizern zu tun, sodass man dort ein paar Fetzen Schweitzerdeutsch aufschnappen konnte.
Eigenständiges Arbeiten stand im Vordergrund; insbesondere bei Aufnahmen waren wir uns selbst überlassen und konnten danach den Patienten dem diensthabenden Arzt vorstellen.
Das Blutabnehmen war gänzlich den Laborschwestern überlassen, sodass es dazu für mich nur einmal zufällig Gelegenheit gab.

 

Freizeit in den Bergen

Die lange Mittagspause und die Wochenenden eigneten sich gut für Freizeitaktivitäten. Kontakt zu anderen Praktikanten gab es nicht nur beim gemeinsamen Speisen im Personalaufenthaltsraum, sondern auch beim Sport, beim Wandern, beim „Am-See-Sitzen“, Kaffee trinken ...
Als Angestellte einer Rehaklinik ist dem Personal zu bestimmten Zeiten der Eintritt ins Schwimmbad, in die Sauna, die Volleyballhalle und in den Kraftraum möglich.

 

Davoser See abends - Foto: J. Navarra

Davoser See abends

 

Die Umgebung rund um Davos ist bei entsprechendem Wetter herrlich zum Mountainbiken, Wandern, Schwimmen, Gleitfliegen, Skifahren und Langlaufen. Ich war im Spätsommer dort, sodass ich hauptsächlich gewandert bin. Sehr empfehlenswert ist eine Wanderung zu den wunderschönen Jöriseen und zum Schwarzhorn. Wer dabei die Augen offen hält, kann das ein oder andere Murmeltier sehen.

Es lohnt sich, ein Busticket für einen Monat zu kaufen, wenn man zum Beispiel in der Stadt shoppen oder abends ausgehen möchte. Wer gerne auch zu entfernteren Zielen Ausflüge machten möchte, sollte am besten mit dem Auto kommen.

 

Jörisee - Foto: J. Navarra

Jöriseen

 

Davos ist mit 1600m über NN die höchste Stadt Europas und bietet zahlreiche kleinere Cafés, einige Sport- und Kleidungsgeschäfte, Clubs und Bars, wobei letztere gerade im Winter den größten Zulauf finden.

Insgesamt war es eine sehr lehrreiche Famulatur in einer tollen Gegend mit hohem Freizeitwert, bei der ich interessante dermatologische Krankheitsbilder und viele nette Leute kennenlernen durfte.

 


Kontakt:
Ansprechpartherin vor Ort:
Judith Quenstedt judith.quenstedt@hgk.ch
Sekretariat Ärztlicher Direktor
Herman-Burchard-Strasse 1

CH-7265 Davos Wolfgang
Tel.: +41 81 417 3313
Fax: +41 81 417 3034

Homepage: www.hochgebirgsklinik.ch

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