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  • Bericht
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  • Irina Kozarez
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  • 13.11.2007

Famulatur Herzchirugie in Salzburg

Nachdem ich das Physikum bestanden hatte und endlich mit dem lange erträumten klinischen Teil des Studiums beginnen konnte, habe ich über die Möglichkeiten nachgedacht, eine Famulatur im Ausland zu absolvieren.

Alle Fotos von Irina Kozarez

 

Mit dem Herzen dabei

Ich habe meine erste Famulatur im Leipziger Herzzentrum absolviert, was nahe lag, da ich in Leipzig studiere. Nach diesem Praktikum hat die Kardiologie mein Herz erobert und ich habe mich entschieden, das nächste Praktikum in der Herzchirurgie zu absolvieren, um alle Aspekte der Therapie von Herzkrankheiten kennen zulernen.

Und, wie gesagt: Ich wollte ins Ausland!

 

Bewerbung um einen Famulaturplatz

Da Deutsch für mich schon eine Fremdsprache ist - ich komme ursprünglich aus Russland - habe ich an die deutschsprachige Länder gedacht, also an Österreich oder an die Schweiz. Es ist bekannt, dass die Plätze in der Schweiz sehr begehrt sind. Deshalb habe ich bereits ein Jahr vor der geplanten Famulatur begonnen mich zu bewerben. Ich habe einfach bei Google "Kliniken in der Schweiz/Österreich " angegeben und dann einige Krankenhäusern mit einer Abteilung für Herzchirurgie formlos per Email angeschrieben.

Aus der Schweiz kamen sehr schnell Absagen, weil die Krankenhäuser schon ausgebucht waren, dafür kam aber aus Österreich etwa drei Wochen später die erste Zusage aus Salzburg. Diesen Platz habe ich dann sofort angenommen. So würde ich also meine Famulatur in den Landeskliniken Salzburg in der Abteilung Herzchirurge unter der Leitung von Professor F. Unger absolvieren.

In der Email stand gleich die Beschreibung, wie ich das Krankenhaus finden kann, um wie viel Uhr und wo ich mich melden sollte, außerdem die Telefonnummer von der Hausmeisterin vom Wohnheim, in dem ich wohnen konnte. Ich habe gleich beim Wohnheim angerufen und mir dort ein Zimmer gebucht. Das Wohnheim bietet Einzel- und Doppelzimmer an, eine Gemeinschaftsküche und die Dusche auf der Etage plus Bettwäsche. Das Einzelzimmer kostet 100€ pro Monat.

 

 

Als die Wohnungsfrage geklärt war, konnte ich mich entspannen, weil bis zur Famulatur selbst noch fast ein Jahr Zeit war.

 

Anreise und Ankunft

Und dann war es so weit. Ich bin mit dem Zug nach Salzburg gefahren. Von Leipzig aus fährt man etwa sechs Stunden und muss in München einmal umsteigen. Ich habe eine Bahncard 50 und musste für mein Bahnticket etwa 50 Euro bezahlen.

Ich wusste , dass mein Wohnheim sich auf dem Territorium der Doppler-Klinik befindet. Es war nicht allzu kompliziert dorthin zu kommen, da eine Buslinie direkt dort vorbei führt. Ich wurde von der nette Hausmeisterin begrüßt, die mich in mein Zimmer begleitete und mir alles zeigte.

Anfangs war ich ein wenig enttäuscht, da ich das Gefühl hatte, irgendwo am Rande von Salzburg gelandet zu sein. Nur Döner-Läden und alte Blockhäuser habe ich zu Anfang gesehen. Das Wohnheim selbst ist auch sehr alt, alte Möbel, uralte Dusche, alles war irgendwie unfreundlich…

Ich habe meine Sachen ausgepackt und bin zuerst auf die Suche nach meinem Klinikum gegangen. Es war etwa 20 Minuten Fußweg von meinem Wohnheim entfernt. Bei diesem Spaziergang habe ich aber auch nichts von der Stadt gesehen, nur die Wohngebiete. So habe ich sogar schon geweifelt, ob es die richtige Entscheidung war, den Famulaturplatz in Salzburg anzunehmen.

Ein bisschen verwirrt bin ich schließlich in mein trostloses Zimmer zum Schlafen gegangen.

 

Der erste Tag auf Station

Am nächsten Tag, Morgen ging ich zunächst ins Sekretariat. Dort wurde mir der Schlüssel zu einem Spind, Arbeitskleidung, die übrigens sehr hübsch ist, und eine Karte für kostenloses Mittagessen gegeben. So ging ich dann schließlich auf die Station.

Als ich auf der Station ankam, fand ich alle Ärzte auf einmal vor, weil gerade die Visite stattfand. Alle waren sehr freundlich zu mir und haben mir im Anschluss an die Visite alles gezeigt, was für mich wichtig sein könnte. Anschließend ist die Hälfte der Ärzte in den OP gegangen. Ich bin zunächst auf der Station geblieben.

Und dann ging es gleich los: Blut abnehmen, Flexülen legen, Blasenkatheter legen, Klammer entfernen, Drainagen ziehen und vieles mehr - und natürlich Aufnahmen. Die erste zwei Tage ist immer ein Arzt mitgegangen, doch dann durfte ich die Aufnahmen auch alleine durchführen. Jeder Arzt der Abteilung hat ein Telefon dabei, auch ich habe ein mobiles Telefon erhalten. Aus diesem Grund war ich immer erreichbar, wenn etwas Interessantes zu beobachten war.

Ich muss sagen, dass ich mich in der Abteilung sofort sehr wohl gefühlt habe, weil alle sehr nett zu mir waren. Auch das Pflegepersonal war extrem hilfsbereit und behandelt mich respektvoll. Ich habe schnell bemerkt, dass durch die dichte Personaldecke alle sehr entspannt sind, kein Stress, keine Hektik, die einzige hektische Person war wahrscheinlich ich.

 

Das erste Mal im OP

Nach einigen Tagen durfte ich endlich in den OP. Zuvor hatte ich noch nie einen OP-Saal betreten, aus diesem Grund war ich sehr aufgeregt, gerade auch beim Waschen.

Es handelte sich um eine Bypass-OP. Ich stand direkt am Patienten und konnte dementsprechend alles sehr gut sehen. Die Ärzte haben mir wirklich jeden einzelnen Schritt erklärt.

Bei der ersten OP war ich nur Zuschauer, aber bei den folgenden durfte ich vor der OP den Patienten Blasenkatheter legen. Während der OP durfte ich dann das Herz halten, während der Oberarzt die Bypässe annähte. Schließlich durfte ich sogar am Bein, von dem die Vene für die Bypässe entnommen wurde, die Wunde nähen.

 

Freizeit in Salzburg

Die Famulatur war insgesamt sehr interessant, lehrreich, gleichzeitig nicht zu stressig: Ich konnte immer pünktlich nach Hause gehen. Das Beste war aber, dass ich mich wirklich als Teil des Teams gefühlt habe, so gut und freundlich haben mich die Ärzte und Pfleger aufgenommen.

Als die Ärzte erfuhren, dass ich niemanden in Salzburg kenne, boten Sie mir an, mir am Wochenende die Stadt zu zeigen. Eine Ärztin hat mir einen Stadtführer mitgebracht, damit ich zuerst selbst die Stadt entdecke. Am Wochenende haben wir uns dann getroffen und sie hat einen tollen Stadtrundgang mit mir gemacht.

Alle negativen Ersteindrücke, die ich von der Stadt gewonnen hatte, waren plötzlich vergessen. Salzburg ist eine zauberhafte Stadt, man spürt eine besondere Atmosphäre, jede Gasse ist etwas Besonderes, jedes Cafe, jede Brücke. Im Jahr 2006 war Mozarts 250. Geburtstag, deshalb waren in der Stadt sehr viele Ausstellungen und Konzerte.

Es war auch die Zeit der Festspiele. Deshalb konnte ich jeden Abend im Zentrum Frauen in langen Abendkleidern und Männer in Smokings beobachten. Für diejenigen, die keine Karten für die Festspiele ergattert hatten, wurde auf dem Domplatz eine große Leinwand aufgebaut und Stühle aufgestellt. So konnten wir draußen in schöner Atmosphäre die Oper oder das Ballet genießen.

In meinem Wohnheim habe ich ein Mädchen aus Mazedonien kennen gelernt, das auch für ein Praktikum in Salzburg war. Wir haben sehr viel gemeinsam unternommen. Salzburg ist relativ kleine Stadt. Deshalb haben wir uns keine Fahrkarte gekauft, sondern sind jeden Tag stundenlang spazieren gegangen. Nach 30 Tagen kannte ich jede Ecke der Stadt und alle Museen. Trotzdem war es uns nie langweilig. Es ist einfach immer schön in Salzburg.

Ich hatte fast an jedem Wochenende Besuch, was kein Problem darstellte, weil die Hausmeisterin für Besucher kostenlos ein separates Zimmer vergibt.

 

Fazit

Die 30 Tage sind viel zu schnell vergangen. Am letzten Abend schlenderten wir gemeinsam in die Stadt, um in einem Cafe sitzend noch ein letztes Mal Salzburg zu genießen.

 

 

Ich kann Salzburg nur empfehlen, es ist eine sehenswerte Stadt. An die Abteilung für Herzchirurgie habe ich nur die besten Erinnerungen und möchte mich bei dem gesamten Team für eine wunderbare Zeit bedanken.

 

Tipp

Folgt diesem Link und wählt dann einfach die gewünschte Abteilung! Eure Bewerbung müsst Ihr an das jeweilige Chefsekretariat richten.

http://www.salk.at

 

 

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