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  • Bericht
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  • Toki-Anna Bolt
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  • 04.09.2013

Famulatur in der Pädiatrie

Toki-Anna wollte schon immer den afrikanischen Kontinent kennenlernen. Mit ihrer Famulatur im Korle Bu Teaching Hospital in Accra erfüllte sie sich diesen Traum.

Motivation

Da ich schon immer den afrikanischen Kontinent kennen lernen und dies mit einer sinnvollen Tätigkeit verbinden wollte, hat sich eine Famulatur als beste Kombination erwiesen. Ghana genießt unter den afrikanischen Staaten einen äußerst guten Ruf mit einer stabilen Wirtschaft und einem demokratischen Rechtsstaat. Da ich in der Schule kein Französisch belegt hatte, kam für mich auch nur ein englischsprachiges Land in Frage. Des Weiteren klangen die Erfahrungsberichte der bvmdler über Ghana recht positiv, wodurch meine Neugierde umso mehr geweckt wurde. Konkrete Erwartungen an die Unterkunft oder Famulatur habe ich nicht gestellt, da ich durch eine vergangene Reise durch Indien schon einige Unterkünfte gesehen hatte, die mit dem deutschen Standard beileibe nicht zu vergleichen waren.

 

 

Straßenszene in Ghana - Foto: T.-A. Bolt

 

Vorbereitung

Zu allererst empfiehlt es sich die Erfahrungsberichte der ehemaligen Austauschstudenten zu lesen. Die meisten Tipps sind immer noch gültig und haben sich vor Ort als hilfreich herausgestellt. Bezüglich der Bewerbung durchläuft man das übliche unkomplizierte Prozedere der bvmd. Man sollte sich darauf einstellen, dass die Zusage der Ghanaer verhältnismäßig spät eintrifft, was das Buchen von günstigen Flügen erschwert. Da man jedoch von der bvmd einen beachtlichen finanziellen Zuschuss für das Flugticket erhält, bezahlt man in der Regel keine hohe Summe, insbesondere wenn man nicht auf einen Direktflug besteht. Nun zu den praktischen Tipps: Ich konnte aus zeitlichen Gründen kein Moskitonetz mehr kaufen, was aber nicht tragisch war, da die Betten im Zimmer der Austauschstudenten sowieso mit Moskitonetzen ausgestattet waren. Trotz alledem sollte man sich nicht darauf verlassen. Ansonsten sollte man sich nach Bettwäsche erkundigen, damit es nicht zu bösen Überraschungen kommt.

 

Visum

Für Ghana ist ein Visum mit einer bestätigten Gelbfieberimpfung verpflichtend. Das Visum ist problemlos auf postalischem Wege zu beantragen und wird üblicherweise mit ca. 70 Euro berechnet. Für die Beschaffung sollte man ca. drei Wochen einkalkulieren.

 

Gesundheit  

Bezüglich der Impfungen für Westafrika kann man sich von der Impfambulanz der Uniklinik beraten lassen, da die Beratung für Studenten dort kostenlos ist. Wenige Wochen vor Abflug habe ich mich lediglich für eine Meningokokkenimpfung entschieden, da die anderen Impfungen bereits im Rahmen vergangener Reisen durchgeführt worden waren. Man sollte mit einer Malariaprophylaxe beginnen, da laut der Studenten vor Ort früher oder später jeder an Malaria erkrankt. Die meisten Austauschstudenten haben sich für Malarone oder Lariam entschieden, was mir persönlich zu teuer war. Meine Prophylaxe nannte sich Paludrine und hat nur ein Bruchteil der anderen Tabletten gekostet. Mein Medikament hat jedoch im Vergleich zu den anderen Prophylaxen einen weniger guten Schutz geboten, wobei man bedenken muss, dass keine Tabletten zu 100% eine Malaria verhindern kann. Das Risiko wird selbstverständlich mit langärmliger Kleidung und Moskitosprays reduziert. Ansonsten kann man auch viele Medikamente in den örtlichen Apotheken erhalten, weswegen man sich bezüglich der Mitnahme von anderen Medikamenten in Deutschland nicht großartig den Kopf zerbrechen braucht. Wichtig sind ein kleines Händedesinfektionsmittel und Pflaster, da die afrikanische Qualität der Pflaster nicht sehr überzeugend ist.

Kleiner Passagier - Foto: T.-A. Bolt

 

Sicherheit

In Ghana habe ich mich sicherer gefühlt als bei mir zu Hause in Frankfurt. Auch wenn die Ghanaer teilweise sehr aufdringlich sein können, wird man nie bedroht. Natürlich sollte man nachts nicht alleine in den dunkelsten Gassen spazieren gehen, aber selbst dann würde eher selten etwas passieren. Im Wohnheim konnten wir unsere Tür abschließen aber  auch ohne Probleme die Tür offen lassen. Ein Vorhängeschloss mitzubringen wäre jedoch nicht verkehrt, da man des Öfteren am Wochenende verreist und sich dort ein Hostelzimmer mit anderen Gästen teilen könnte.

 

Geld

In Ghana stehen zahlreiche Bankautomaten, an denen man problemlos Geld abheben kann. Am Flughafen befindet sich eine Wechselstube, die bei Ankunft zu einem fairen Preis Euros in Cedis umtauscht. Nichts desto trotz sollte man sich im Vorfeld nach dem aktuellen Wechselkurs erkundigen, um mit ruhigem Gewissen das Geld wechseln zu können. Meine Sparcard von der Postbank, mit der man zehn Mal kostenlos im Ausland Geld abheben kann, wurde jedoch nur von wenigen Bankautomaten akzeptiert. Ghana ist durchaus ein günstiges Land, wobei man selbstverständlich auch viel Geld in Restaurants ausgeben kann, die sich nach den europäischen Preisen richten. Hinsichtlich des Essens bekommt man von der Organisation Essensmarken, die für ca. drei Wochen reichen. Auch Bus- und Taxifahrten, Hostelübernachtungen oder Eintrittspreise sind grundsätzlich nicht teuer, weswegen man ohne Geldsorgen kreuz und quer durch das Land fahren kann.

 

Sprache

In Ghana wird überall Englisch gesprochen, insgesamt existieren jedoch über vierzig verschiedene Sprachen. Natürlich freuen sich die Einheimischen, wenn man ein paar Floskeln Twi oder Ewe beherrscht, und sie freundlich begrüßt. Jedoch sollte man nicht allzu enttäuscht sein, falls sie einen doch nicht verstehen und stattdessen auslachen. Die Ärzte und Medizinstudenten unterhalten sich ausschließlich auf Englisch, da auch viele von ihnen nicht aus Ghana sondern aus Nigeria stammen. Bei Patienten und Angehörigen, die kein Englisch sprachen, stand jedes Mal ein ghanaischer Medizinstudent mit Rat und Tat beiseite.

 

Foto: T.-A. Bolt

Verkehrsverbindungen

Man kann das Krankenhaus vom Studentenwohnheim aus innerhalb von zehn Minuten gut zu Fuß erreichen. Nachmittags oder abends fährt man oft mit den lokalen Bussen oder nimmt sich ein Taxi, die sich überall zu Genüge finden lassen oder lautstark auf sich aufmerksam machen. Bisher existieren keine Züge oder Straßenbahnen, welche jedoch durch unzählige Busse problemlos ersetzt werden.

 

Kommunikation

Sehr empfehlenswert ist eine sim-Karte für das Handy, da man sich ständig mit anderen Studenten verabredet oder neue Einheimische kennenlernt. SMS oder Telefonate sind erstaunlich günstig, weswegen man auch ohne Umschweife mal nach Deutschland anrufen kann ohne auf die Internetverbindung angewiesen zu sein, die manchmal zu wünschen lässt. Im Wohnheim befindet sich ein Computerraum mit Internetanschluss, wodurch die Mitnahme eines Laptops nicht erforderlich ist. Jedoch ist es dort nicht möglich zu skypen, sodass der Kontakt nach Deutschland überwiegend per e-mail oder facebook hergestellt wird.

 

Unterkunft

Gewohnt habe ich im Studentenwohnheim der Medizinstudenten nahe dem Krankenhaus. Man sollte nicht allzu viel von der Unterkunft erwarten, da diese selten gepflegt wird und auch die Ghanaer eine andere Auffassung von Sauberkeit haben. Man teilt sich das Zimmer der Austauschstudenten mit einer weiteren Person. Auf dem Gang befinden sich Duschen und Toiletten, die teilweise durch Wassereinsparungen nicht funktioniert haben. Man sollte sich auf jeden Fall auf Duschen aus Eimern einstellen. Die Wäsche muss entweder mit der Hand gewaschen oder dem Laundry Service vorbeigebracht werden. Die Küche sollte man aus hygienischen Gründen nicht benutzen und sich stattdessen sein Essen an den Ständen oder Schnellrestaurants holen.  

 

Literatur

Als Reiseführer ist der Bradt’s sehr zu empfehlen, da er kompakt und mit guten Ratschlägen gespickt ist. Man sollte sich diesen jedoch im Internet bestellen, da er auf Englisch verfasst ist und in den meisten Buchläden nicht angeboten wird.

 

Mitzunehmen

Als Geschenke eignen sich Bier (Ghana ist überwiegend christlich und nicht muslimisch geprägt) und Gummibärchen. Desweiteren sollte man vielleicht noch einen Block mitnehmen, weil die Medizinstudenten auf der Station fleißig alles mitschreiben. Ein Adapter wäre auch nicht verkehrt, da die Steckdosen in Ghana eine andere Form besitzen.

 

Reise und Ankunft

Die Anreise mit Abholung verlief ohne Schwierigkeiten. Man sollte trotz alledem im Vorfeld klären, ob jemand für einen pick up zur Verfügung steht, da es wohl bei vergangenen Famulaturen oft zu Missverständnissen gekommen ist. Nach Ankunft und vor dem Praktikum hatte ich noch einen Tag Zeit, um die Gegend rund um das Studentenwohnheim zu erkunden und die anderen Studenten kennenzulernen.

 

Tätigkeitsbeschreibung und fachliche Eindrücke

Man registriert sich am ersten Tag im Administration Center und bekommt eine Bestätigung über das Praktikum, mit der man auf die Station geschickt wird. Ich habe mich für die Pädiatrie entschieden, welche wärmstens zu empfehlen ist. Die Pädiatrie bestand aus drei Hauptbereichen: der onkologischen Station, der Frühchen Station und aus der Infektiologie. Ich habe meine Famulatur überwiegend auf der Infektio absolviert und viele Kinder mit Malaria, Fieber, Durchfall und Erbrechen gesehen.

Die Kinder lagen teilweise zu zwölft in einem Zimmer und waren immer in Begleitung ihrer Eltern, sodass es einen Mangel an Stühlen gab und sich die Studenten oft auf einen Tisch gesetzt haben. Auch Desinfektionsmittel hatten in Ghana einen anderen Stellwert. Auf der gesamten Station stand nur eine Flasche pro forma zur Verfügung, die jedoch von der Mehrheit des Personals ignoriert wurde.

Alle Patienten haben sich eine Toilette geteilt und auf der Personaltoilette waren weder Seife noch Toilettenpapier vorhanden. Vor allem auf den Stationen war es aufgrund fehlender Ventilatoren und Klimaanlagen unglaublich heiß, sodass selbst die Ghanaer ins Schwitzen gekommen sind. Vergesst nicht insbesondere am Anfang viel zu Trinken, ich bin am ersten Tag auf der Station bewusstlos geworden und habe mir den Kopf auf dem Fußboden angeschlagen.

Insgesamt rotierten in dem Zeitraum zehn Medizinstudenten aus Ghana auf jeder Station, was sich nicht nur für weitere soziale Kontakte als großer Vorteil erwiesen hat. Durch die Menge an Studenten fanden  in regelmäßigen Abständen qualitativ hochwertige Bedsideteachings statt, von denen ich sehr profitiert habe. Jedem Studenten wurden eigene Patienten zugeteilt, die man kontinuierlich betreuen, untersuchen und den anderen Ärzten vorstellen sollte. Den Studenten wurden viele Fragen nicht nur über Pädiatrie sondern auch zur Anatomie und Physiologie gestellt. Auch ich habe eigene Patienten bekommen, deren Verlauf ich beobachten und präsentieren sollte.

Insgesamt haben sich die Ärzte viel Zeit für die Studenten genommen und auch nach der Visite bzw. Bedsideteaching Seminare über die wichtigsten Krankheitsbilder gegeben. Die anderen Studenten hatten nach ihrem Praktikum eine Prüfung, an der ich nicht teilgenommen habe. Insgesamt habe ich in den 30 Tagen unglaublich viel gelernt und hatte sehr viel Spaß. Als Exchange Student kann man zusätzlich seine Arbeitszeit selber bestimmen und entweder an den Seminaren, die nachmittags stattfinden, teilnehmen oder stattdessen seine Freizeit genießen. Meine persönlichen Famulaturzeiten waren von 9:30 Uhr bis 13:00 Uhr, die Seminare habe ich ab und zu nach dem Mittagessen besucht. Ein Highlight war ein Follow up Projekt der Studenten, die die Patienten nach ihrer Genesung zu Hause besuchen sollten. Wir sind in entfernte Viertel gefahren und haben evaluiert ob die Umgebung der ehemaligen Patienten maßgeblich zur Krankheitsentstehung beiträgt.

 

Land und Leute

Ghanaer sind insgesamt sehr offen und man fühlt sich nie alleine. So wird man so gut wie immer im Bus angesprochen oder wird auf der Straße von neugierigen Kindern belagert. Man sollte sich darauf einstellen, dass man auch in der Hauptstadt immer noch als absoluter Exot gilt, was in Kapstadt z.B. nicht der Fall wäre. Durch das Wohnheim hat man automatisch viele Leute in unserem Alter kennengelernt. Leider mussten die ghanaischen Studenten viel lernen und konnten sich eher selten um uns kümmern. Nichtsdestotrotz waren sie immer hilfsbereit. Abends haben sich die Aus oft in unterschiedlichen Bars oder Restaurants getroffen und am Wochenende viele Ausflüge unternommen.

Durch die Wochenendausflüge und der viertägigen Reise in den Mole Park denke ich jedoch nicht, da,m ammenfassung Chemos  Fallzahlf ph Organenne gelegt wird. efall von lKiernlcher das mediane Überleben verschlechtern. um (14,8ss man viel Zeit nach der Famulatur für weitere Ausflüge einplanen sollte. Ghana ist aufgrund der Menschen interessant und die Sehenswürdigkeiten kann man auch in der Freizeit während der Famulatur kennenlernen. Es wurde nie langweilig, obwohl dies immer von der Anzahl anderer Austauschstudenten abhängig ist.

 

Fazit

Der Austausch war mit allen seinen Höhen und Tiefen sehr gelungen. Für das nächste Mal „Afrika“ würde ich jedoch lieber ein anderes afrikanische Land kennenlernen wollen, um dieses mit Ghana vergleichen zu können. Man lernt viele Dinge in Deutschland mit anderen Augen zu sehen und zu schätzen, wenn man ein paar Wochen in Ghana verbracht hat. Schon allein dafür hat sich die Famulatur gelohnt!

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