Augenheilkunde-Famulatur in Besancon

Besancon ist eine beinahe in Vergessenheit geratene Region in Frankreich. Anke hat das charmante Städtchen erkundet und erklärt dir, warum sich eine Famulatur dort lohnt.

Blick über Besancon. Foto: Anke Schläger

 

Persönliche Motivation für eine Auslandsfamulatur

Ein begeisterter Frankreich-Fan war ich schon immer. Anstatt dort Urlaub zu machen, wollte ich diesmal in das französische Arbeitsleben hineinschnuppern. Da bietet sich eine Auslandsfamulatur während dem Medizinstudium perfekt an. Schließlich ist eine Famulatur auch dazu da, sich ein Bild vom ärztlichen Arbeitsalltag im Ausland zu machen. Für mich gehört dazu auch, Erfahrungen mit dem Gesundheitssystem zu machen und es zu hinterfragen.

 

Bewerbung

Ansprechpartner der medizinischen Fakultät des Universitätsklinikums in Besancon ist M. Bataille. Er ist für internationale Studenten in Austauschprogrammen zuständig und kümmert sich auch um die Einteilung für Praktika in der Klinik. Bei ihm kannst du dich direkt per E-Mail bewerben (emmanuel.bataille@univ-fcomte.fr). Für eine Famulatur reicht es in der Regel aus, wenn du dich zwei bis drei Monate vorher bewirbst.

 

Formalitäten

Für eine mehrwöchige Famulatur in Frankreich benötigst du weder ein Visum noch eine Aufenthaltsgenehmigung. Allerdings brauchst du eine Bescheinigung deiner Auslandsrankenversicherung.

 

Studiengebühren und Vergütungen

Die gute Nachricht: Als Famulant muss man in Frankreich keine Studiengebühren bezahlen. Die schlechte: Man selbst wird für das Praktikum auch nicht bezahlt.

 

Anreise

Ich bin mit dem Auto angereist. Alternativ ist auch die Anreise per Zug problemlos möglich. Hier ist gut zu wissen, dass es in Besancon zwei Bahnhöfe gibt. Etwas außerhalb befindet sich der TGV-Bahnhof Besancon Franche-Comté. In der Stadt ist der Bahnhof Gare Viotte. Letzterer ist der eigentliche Zielbahnhof. Zwischen beiden Bahnhöfen verkehrt in regelmäßigen Abständen ein Zug, der 15 Minuten Fahrzeit benötigt.

Größe und Abteilungen des Krankenhauses

Die Klinik in Besancon ist eine Uniklinik mit 1.400 Betten und 6.600 medizinischen Mitarbeitern. Sie ist das größte Klinikum der ländlich geprägten Region Franche-Comté.

 

Unterkunftsmöglichkeiten

Das Uniklinikum hat zwar ein Personalwohnheim, allerdings gibt es selten freie Zimmer. Eine weitere Wohnmöglichkeit ist das Studentenwohnheim, das mit dem Bus ca. 15 Minuten von der Uniklinik entfernt liegt (http://www.crous-besancon.fr/). Hier gibt es Zimmer für 245 Euro/Monat. Alternativ kannst du versuchen, über www.boncoin.fr ein (WG-) Zimmer zur Zwischenmiete zu finden.

Universitätsklinik Besancon. Foto: Anke Schläger

Verpflegung und Kleidung im Krankenhaus

Ein Arztkittel wird von der Klinik gestellt, deinen eigenen kannst du also getrost zuhause lassen. In der Kantine kannst du für etwa vier Euro pro Tag essen gehen. Oder du nimmst dir selbst etwas mit.

 

Erforderliche Sprachkenntnisse

Wenn man von der Famulatur profitieren möchte, sollte man zumindest die Basics der französischen Sprache beherrschen. Es schadet nicht, wenn man sich verständlich machen kann und auch nicht allzu große Verständnisprobleme hat. Einen Sprachnachweis muss man jedoch nicht vorlegen. Für medizinisches Fachvokabular gibt es verschiedene Wörterbücher. Ich hatte das „Wörterbuch für Mediziner“ von PONS. Das passt auch gut in die Kitteltasche. Darüber hinaus empfiehlt es sich, eine Wörterbuch-App auf dem Smartphone zu installieren.

 

Inhalt der Famulatur

Ich war in der Augenheilkunde und habe die meiste Zeit in der Ambulanz verbracht. Dort ist die Aufgabe der externes (französische Medizinstudenten im Praktikum), mit Patienten einen Sehtest zu machen und maschinell den Augeninnendruck zu messen. Danach werden die Patienten meist von einem interne (vergleichbar mit einem Assistenzarzt) untersucht. Wenn die Zeit es zulässt, können die Studenten mit dabei sein. Bei mir war das leider selten der Fall.

 

Parallel dazu gibt es Sprechstunden (consultations) der Oberärzte, die sich auf einen Bereich der Augenheilkunde spezialisiert haben. Als Famulant kann man an den Sprechstunden teilnehmen. Dafür sprichst du am besten die Oberärzte direkt an. Empfehlenswert ist hier u.a. mittwochs die Kinder-Sprechstunde von Mme. Schwartz. Auch im Augen-OP war ich zweimal. Viele Augen-Operationen werden auf einen Bildschirm übertragen und dann kann man einfach zusehen. Selber assistieren durfte ich nicht.

 

Land, Kultur und Freizeit

Besancon ist die Hauptstadt der Region Franche-Comté, die im Osten Frankreichs liegt und an das Schweizer Jura grenzt. Die Region ist ländlich und bietet im östlichen Teil mit dem Hoch-Jura eine bergige Gegend, in der man wunderbar wandern, fahrradfahren und skifahren kann. Besancon selbst hat ca. 120 000 Einwohner. Ein großer Teil davon sind Studenten. Besancon liegt am Doubs, der in einer Schleife um das Centre ville fließt.

 

Das Stadtbild des Centre ville ist einheitlich und hübsch. Es gibt schöne Cafés, Geschäfte und Museen wie beispielsweise das Geburtshaus von Victor Hugo. Über der Innenstadt erhebt sich die Citadelle, eine Festung aus dem 17.Jahrhundert, in der sich heute neben dem Zoo von Besancon einige Museen befinden. Die Stadt ist von mehreren Hügeln umgeben, von denen aus man einen schönen Ausblick auf die Stadt und die Umgebung hat.

 

Ich hatte mein Fahrrad dabei und habe die Gegend um Besancon erradelt. Es gibt viele kleine Straßen, die sich dafür gut eignen und die Umgebung ist hübsch. Außerdem gibt es einen Fahrradweg am Doubs entlang, der gut ausgebaut ist. Kulinarisch hat Franche-Comté vor allem Käse zu bieten. Neben Käsereien findet man z.B. einige gemütliche Käserestaurants, in denen es Käsefondue, Raclette und Mont D´Or-Käse gibt.

 

In Besancon gibt es ein gut ausgebautes Busnetz und zusätzlich zwei Tramlinien. Vom Campus aus ist man je nach Buslinie in 10 bis 20 Minuten in der Innenstadt (3, 15) und in einer Viertelstunde an der medizinischen Fakultät (14).

 

Weitere wichtige oder interessante Informationen und (Internet-) Adressen

Uniklinik Besancon:

http://www.chu-besancon.fr/
2 boulevard Fleming
25030 Besançon
Telefon: 0033 3 81 66 81 66

SNCF (Bahn):
www.sncf.fr

Besancon:
www.besancon.fr