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  • Randi Küster
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  • 07.12.2017

Famulatur in der Notfallmedizin in Ecuador

Randi war für eine Famulatur in Ecuador und ist begeistert von der Vielfältigkeit des Landes. Hier berichtet sie über die Arbeit in der Notaufnahme, Unterschiede zum deutschen Gesundheitssystem, Freizeitgestaltung und gibt dir wertvolle Reisetipps an die Hand.

Der Vulkan Chimborazo: Sein Gipfel hat von allen Punkten der Erdoberfläche die weiteste Entfernung zum Erdmittelpunkt! © Randi Küster

Motivation

Da ich mich sehr für die südamerikanische Kultur und die spanische Sprache interessiere, stand schnell fest, dass ich gerne eine Famulatur in Südamerika machen würde. Ecuador hat mich besonders durch seine Vielfältigkeit begeistert: Es gibt die Sierra (Andenhochland), den Oriente (Dschungel), das Meer und die Galapagos-Inseln. Auch von Freunden habe ich gehört, dass Ecuador ein wundervolles Land mit vielen tollen, sehr warmherzigen Menschen ist! Spanisch habe ich zwei Jahre in der Schule gelernt. 

Da mein Freund Kolumbianer ist, hatte ich vor dem Austausch die Gelegenheit, meine Spanischkenntnisse aus der Schule zu vertiefen. Außerdem wollte ich gerne das Gesundheitssystem in einem südamerikanischen Land kennenlernen. Ich habe mich sehr darauf gefreut, nach Ecuador zu reisen und wirklich nette, aufgeschlossene und gastfreundliche Menschen kennenzulernen. Darüber hinaus wollte ich mein Spanisch durch die Kommunikation mit den Ecuadorianern verbessern.

Bewerbung

Ich habe mich über die bvmd für den Famulantenaustausch (SCOPE) beworben. Davon erfahren habe ich an einem Info-Abend. Ich war direkt begeistert und habe mich sofort beworben. Im Bewerbungsverfahren muss man verschiedene Dokumente auf der Homepage der bvmd hochladen (im Internet gibt es eine Checkliste!), unter anderem ein Motivationsschreiben, aber auch einen Sprachnachweis. Das DAAD/bvmd-Sprachzeugnis kann man an der Universität erwerben. 

Um am Austauschprogramm teilzunehmen, benötigt man mindestens das Niveau B2 in Englisch und für die spanischsprachigen Länder das Niveau B1, bis zum Austausch sollte ein B2-Niveau erreicht werden. Die Bewerbungsphase für meinen Austausch im August endete im November des Vorjahres, es lohnt sich also, etwas mehr Zeit für die Bewerbung einzuplanen. Ich habe dann eine Zusage für eine Famulatur in der Notaufnahme in Riobamba erhalten :-).

Sprache

Spanisch ist in Ecuador ein Muss! Bevor man nach Ecuador reist, sollte man auf jeden Fall Grundkenntnisse haben und ein wenig Spanisch sprechen können, mindestens so gut, dass man Alltags-Situationen (Bus und Taxi fahren, essen gehen,…) meistern und mit den Menschen kommunizieren kann. Die Ecuadorianer sind sehr freundlich. Wenn man etwas nicht versteht, erklären sie es gern. Das wichtigste ist, dass man sich interessiert und viel nachfragt. Sprachliche Probleme hatte ich keine, auch nicht während meines Praktikums. 

Die meisten medizinischen Begriffe im Spanischen sind den lateinischen Begriffen sehr ähnlich, dies ist also ziemlich einfach. Der Akzent aus Ecuador ist „von Herzen“ mit vielen, vielen Verniedlichungen und Begriffen aus dem Quechua (der Sprache der Indigenen). Manche Patienten sprechen sogar nur Quechua und kein Spanisch. Ich habe eigentlich niemanden getroffen, der Englisch spricht, dies hängt mit der Schulbildung in Ecuador zusammen. Generell wird gesagt, dass man die Menschen, die an der Küste leben, schlechter versteht, da sie schneller und undeutlicher sprechen, dies kann ich nicht bestätigen, auch sie versteht man sehr gut.

Formalitäten (Visum, Versicherungen)

Für den Zeitraum der Famulatur benötigt man kein Visum. Lediglich bei einem Reisezeitraum von mehr als 90 Tagen muss ein Visum beantragt werden (am besten vor der Reise auf der Seite des Auswärtigen Amtes noch einmal überprüfen). Im Flugzeug musste ich dann eine „Tarjeta de Inmigración“ ausfüllen (mit Reisezeitraum und Daten über mich), diese benötigt man um den Stempel für den Reisepass am Flughafen in Ecuador zu erhalten. Es ist wichtig, einen gültigen Reisepass zu besitzen. Außerdem hatte ich die Auslandsversicherung (Krankenversicherung und Haftpflichtversicherung der DÄF) als Famulaturpaket.

Gesundheit

Ich habe mich gegen Hepatitis A (unbedingt erforderlich!), Gelbfieber (bei Aufenthalt in bestimmten Gebieten Ecuadors, beispielsweise im Dschungel erforderlich, das Risiko ist aber nicht so hoch), Tollwut (ich war sehr froh, diese Impfung gemacht zu haben, da es in Ecuador, vor allem in Riobamba, wirklich sehr (!!!) viele Straßenhunde gibt), Typhus und Meningokokken impfen lassen. Generell können in Ecuador Durchfallerkrankungen ein Problem sein, man sollte daher lieber aufpassen, dass man „sauberes“ Essen ist. Ich selbst hatte keine Probleme, habe auch das Essen an der Straße gegessen, Eis, etc. und viel probiert, aber es kann natürlich auch schief gehen :D! 

Ein weiteres Problem könnte die Höhenkrankheit sein, viele Städte in den Anden liegen sehr hoch (z.B. Quito und Riobamba). In den Städten habe ich die Höhe nicht gemerkt, Wanderungen auf den Vulkanen (4000-5000m) sind allerdings sehr anstrengend! Ein anderes potenzielles Gesundheitsproblem ist Malaria, das Risiko sich anzustecken ist aber gering. Malaria-Mücken gibt es an der Küste und im Dschungel. Ich habe mir eine Packung Malarone zur Notfall-Selbsttherapie mitgenommen, diese allerdings nicht benötigt.

Sicherheit

Ich habe mich während meiner Reise in Ecuador stets sicher gefühlt. Riobamba ist eine sehr ruhige Stadt, man kann sich dort problemlos auch alleine bewegen. In größeren Städten, z.B. Quito, sollte man im Dunkeln allerdings nicht alleine unterwegs sein. Wichtig ist, dass man nur die offiziellen Taxis an der Straße anhält (gelbe Farbe, mit Taxi-Zeichen und orangefarbenem Nummernschild). Wenn man nachts ein Taxi nehmen möchte, ist es sicherer, ein Taxi-Unternehmen anzurufen. Die meisten Taxis und Busse sind mit Kameras ausgestattet. Auch das Bus fahren innerhalb Riobambas ist sehr sicher, wie es in anderen Städten aussieht, kann ich leider nicht sagen. 

Meiner Meinung ist gut, so wenig wie möglich als Tourist aufzufallen und sich so zu verhalten wie in seinem Heimatland auch. Von diversen Tricks wie „den Rucksack nur vor dem Körper tragen, die Kamera und das Handy nicht aus der Tasche holen, etc.“ halte ich nicht so viel, es ist auch nichts passiert. Gesunden Menschenverstand und etwas natürliche Vorsicht sollte man walten lassen und dann ist in der Regel wirklich alles in Ordnung.

Seinen Koffer sollte man allerdings immer selbst tragen und sich nicht helfen lassen. Außerdem habe ich immer darauf geachtet, nicht zu viel Bargeld mitzunehmen und immer einen Teil davon besonders gut zu verstecken (für den Notfall). Generell ist Ecuador zum Reisen sehr sicher, ich bin auch öfter alleine mit den Fernbussen gefahren und viel gereist und hatte nie Probleme, man kann also auch gut alleine reisen und lernt an jedem Ort super viele, tolle Leute kennen ;-).

Geld

Ich habe ein wenig Bargeld mitgenommen, um in Riobamba erst einmal über die Runden zu kommen. Meiner Meinung nach ist es besser, nicht zu viel Bargeld mitzunehmen, falls es doch einmal gestohlen werden sollte. Mit einer Kreditkarte kann man an allen Automaten Geld abheben (besser an Automaten, die zu einer Bank gehören), mit meiner MasterCard waren die Gebühren auch nicht hoch (ca. 1-2$ pro Vorgang). Viele Leute, die ich getroffen habe, mussten gar keine Gebühren bezahlen, am besten vorher einfach einmal bei der Sparkasse/Bank informieren. Generell sind die Lebenserhaltungskosten in Ecuador viel niedriger, Busfahrten kosten z.B. nur 0,25$ und ein Mittagessen mit Suppe, Hauptgang, Nachtisch und Saft 2$-2.50$, ein Kinobesuch 2.50$-4$, etc…

Ausflug mit meiner Gastfamilie nach Guano - mit dem "letzten Eisholer (último hielero) vom Chimborazo! © Randi Küster

Mitzunehmen

Generell empfiehlt es sich, lieber nicht zu viel mitzunehmen, um noch Platz im Koffer für Mitbringsel, etc. (es gibt sooo tolle, gemütliche Alpaka-Pullis) zu lassen. Bei meinem Rückflug hatte mein Koffer das Maximalgewicht 23 kg erreicht und ich brauchte noch einen zusätzlichen Rucksack :-D. Wenn man in die verschiedenen Regionen Ecuadors reisen möchte, ist es wichtig, die passende Kleidung mitzunehmen: Im Andenhochland (Riobamba, Quito, etc.) ist es tagsüber recht warm, nachts allerdings ziemlich kalt, also benötigt man auch wärmere Sachen. 

Wenn man Ausflüge zu den Vulkanen plant, sollte man unbedingt an Handschuhe, Schal, Mütze und warme Kleidung denken! An der Küste und im Dschungel hingegen ist es warm, dort würde ich eine lange dünne Hose und T-Shirts/Tops empfehlen. Außerdem sollte man ausreichend Deo, Shampoo und Duschgel mitnehmen, da dies in Ecuador sehr teuer ist!!! Darüber hinaus hatte ich eine kleine Reiseapotheke dabei, mit Medikamenten gegen Durchfall, Reiseübelkeit (falls man sich für das Whale Watching in Puerto Lopez interessiert), Malaria, Sonnencreme und Repellents (habe ich eigentlich nicht benötigt). 

Für die Arbeit im Krankenhaus benötigt man definitiv Kittel und Stethoskop, Pupillenleuchte und Reflexhammer können  auch nicht schaden. Für meine Famulatur musste ich leider extra 25$ für die Uniform der Universität bezahlen, diese war Voraussetzung (mit dem Logo der Uni und meinem Namen drauf). Ich denke, dass dies aber nur im Hospital Provincial General Docente Riobamba der Fall ist. Außerdem hatte ich noch Gastgeschenke dabei: Postkarten mit Fotos aus dem „Pott“, einen BVB Schal, typische Süßigkeiten, etc… Darüber hat sich meine Familie sehr gefreut.

Anreise

Den Flug habe ich ca. zwei Monate vorher gebucht, die Preise variieren je nach Flugzeit und je nachdem, wie oft man umsteigen muss. Generell ist es günstiger, den Flug so früh wie möglich zu buchen. Im Endeffekt habe ich einen Direktflug von Amsterdam nach Quito gebucht (ca. 11h) und zurück über Panama (ca. 14h), der ca. 1100$ gekostet hat. Zum Glück hat mich meine Familie (mein Gastvater und -bruder) am Flughafen in Quito abgeholt, mit dem Bus vom Flughafen Quito nach Riobamba sind es noch einmal 5-6h. 

Wir sind dann in dem über 40 Jahre alten kleinen Auto der Familie nach Riobamba gefahren (ca. 3h), während der Fahrt kann man bereits die beeindruckende Landschaft genießen, man fährt z.B. am Cotopaxi vorbei - total spannend ;-)! Wir sind erst abends gegen 21 Uhr in Riobamba angekommen. Ich bin ca. 4 Tage vor dem Beginn meines Praktikums angereist. Einen Tag nach meiner Ankunft hat mir meine Gastschwester schon einmal das Krankenhaus und die Notaufnahme gezeigt.

Unterkunft

Die Unterkunft und Gastfamilie wurde über die bvmd organisiert. Von der Familie wurde ich sehr herzlich aufgenommen, als „hija temporal“ (also Tochter für diese Zeit) habe ich mich wie zuhause gefühlt, konnte viel mit der Familie über verschiedene Themen reden und habe somit viel über die Kultur, Geschichte und Küche gelernt. Zusammen gewohnt habe ich mit zwei anderen Medizinstudenten in meinem Alter (Daniel und Sarita) und deren Eltern. Außerdem waren da noch vier Hunde und zwei Katzen, die ich auch ins Herz geschlossen habe. 

Der Vater hat mir einmal erzählt, das Motto der Familie sei „mehr zu geben als man hat“. Und es stimmt, sie haben sich sehr um mich bemüht und waren sehr sehr herzlich. Auch jetzt habe ich noch viel Kontakt mit der Familie. Außerdem hat die Familie ein vegetarisches Restaurant (da ich Vegetarierin bin, hat dies perfekt gepasst!), wo ich jeden Nachmittag nach meinem Dienst im Krankenhaus essen konnte. Das Essen war wirklich köstlich und ich habe immer versucht, einiges zu lernen und ein paar Rezepte mit nach Deutschland zu nehmen. Ich hoffe wirklich sehr, dass ich meine ecuadorianische Familie noch einmal wiedersehen kann.

In der Notaufnahme. © Randi Küster

Die Famulatur

Ich habe im Hospital General Provincial Docente Riobamba in der Notaufnahme gearbeitet. Generell war meine Famulatur nicht so gut organisiert, meine Dozentin und die Ärzte wussten vorher nichts von mir und ich musste mich bei allen selbst vorstellen und erklären, was ich mache. Nachdem ich dann mit der Ärztin meine Lernziele besprochen hatte, war es in Ordnung. Die Notaufnahme ist in mehrere Bereiche unterteilt, die ich alle kennenlernen durfte: "críticos", "medicina general", "pediatría", "ginegología", "cirugía", "cirugía menor" und "observación". Im Bereich "críticos" waren Patienten in einem sehr kritischen Zustand, die nur von den Ärzten, nicht von Studenten, betreut wurden. Dort konnte ich zusehen und durch Erklärungen etwas lernen. 

"Medicina general" war ein bisschen wie eine Hausarztpraxis mit einer Allgemeinärztin. Dort durfte ich auch Patienten untersuchen (Herz, Lunge, Abdomen, etc.). Spannend war, dass diese Ärztin auch Patienten betreut, die misshandelt oder vergewaltigt wurden. Sie hat mir sehr viel dazu erklärt, Fotos gezeigt und bei den Untersuchungen und Gesprächen durfte ich auch dabei sein. "cirugía und pediatría" waren quasi eine Praxis für Chirurgie und Pädiatrie, wo ich auch Patienten untersuchen konnte. 

Darüber hinaus gab es eine Notaufnahme im Bereich Gynäkologie. Dort hat mir die Arbeit besonders viel Spaß gemacht. Die Ärzte waren total toll, ich habe mich super mit ihnen verstanden, sie haben mich nach einiger Zeit sogar zu einer Party eingeladen (mit Salsa-Tanzen). Im Bereich Gynäkologie wurde mir sehr viel erklärt, sodass ich die Anamnese, körperliche Untersuchung, Untersuchung schwangerer Frauen, vaginale Untersuchung, Doppler, Monitoring eigenständig durchführte. Hinterher habe ich das Ergebnis mit dem Arzt noch einmal besprochen. Im Bereich "observación"-Beobachtung konnte ich auch Patienten untersuchen und Blasenkatheter legen. 

Es war auch möglich, einfach Patienten anzusprechen, um Anamnese und Untersuchung zu üben. In der Kleinchirurgie ("cirugía menor") arbeiten nur Studenten. Dort konnte ich bei der Wundversorgung, körperlichen Untersuchung, Behandlung von Fremdkörpern in Ohren/Augen, Frakturen, etc. helfen. Dies war auch recht interessant. Von sich aus haben die Studenten nicht so viel erklärt, man musste also viel nachfragen. Sprachprobleme hatte ich keine, mein Spanisch hat sich durch den Kontakt zu den Patienten (Anamnese, etc.) sowie zum Personal sehr schnell verbessert. 

An einem Nachmittag war ich mit meinem Gastbruder auf der Gyn, dort habe ich eine Geburt und einen Kaiserschnitt gesehen und sowie bei der Untersuchung des Neugeborenen geholfen. Außerdem arbeitet meine Gastmutter im Hospital Andino als Naturtherapeutin, ich war oft nachmittags in diesem Krankenhaus und konnte viel über die Therapie mit Pflanzen und Massagen lernen. 

Das Krankenhaus

Bei dem Krankenhaus, in dem ich gearbeitet habe, handelt es sich um ein öffentliches Krankenhaus. Ich war wirklich schockiert, die medizinische Versorgung unterscheidet sich grundlegend von der in Deutschland. Die meisten Patienten, die sich in einem öffentlichen Krankenhaus behandeln lassen, haben keine Versicherung und sind sehr arm. Viele schwangere Mädchen sind gerade einmal 13-15 Jahre alt und haben zum Teil schon mehrere Kinder oder versuchen, selbst abzutreiben, weil die Abtreibung in Ecuador verboten ist. 

Außerdem gab es in dieser Notaufnahme kein CT und MRT (es war kaputt), sodass beispielsweise bei einem Patienten mit Kopfschmerzen z.T. Stunden beobachtet wurde, ob sich noch weitere Symptome zeigen. Patienten mit Krebs wurden nie behandelt (zu hohe Kosten, ich habe extra noch einmal nachgefragt!), Untersuchungen wie Lumbalpunktionen etc gab es nicht, auch viele Bluttests nicht (z.B. keinen Schwangerschaftstest), die dann außerhalb des Krankenhauses durchgeführt werden mussten. 

Im Großen und Ganzen fand ich die Situation wirklich traurig, die Ärzte haben sich wirklich sehr bemüht und arbeiten unglaublich viel (jeden Tag 12h), die Studenten haben sogar Schichten bis zu 36 Stunden. Aufgrund dieser Umstände habe ich eine ganz andere Medizin kennengelernt als in Deutschland und in gewisser Weise auch viel gelernt, allerdings nicht auf dem "hohen medizinischen und technischen Niveau", das in Deutschland existiert.

Vor der Laguna Quilotoa - einem wunderschönen Kratersee Nationalpark. © Randi Küster

Land, Kultur, Freizeit

Außerhalb des Krankenhauses habe ich sehr viel unternommen, zum Teil mit meiner Gastfamilie, oder auch mit den anderen Famulanten aus Quito. In Riobamba gab es noch eine andere deutsche Famulantin. An meinem ersten Wochenende stieg ich auf den Chimborazo, 5200 m hoch, es war wunderschön, aber auch sehr anstrengend. Außerdem besuchte ich Guano, ein kleiner Ort mit Ruinen und einem interessanten Museum. Dort gibt es auch viel typisches Essen (jugo de caña, Eis, cholas,...) und Handwerksarbeiten. 

An meinem zweiten Wochenende reiste ich nach Cuenca, einer tollen kleinen Stadt mit kolonialer Altstadt, einem wundervollen Blumenmarkt und beeindruckenden Kirchen. Außerdem waren wir noch im Nationalpark "El Cajas", der ca. 1h von Cuenca entfernt ist. Dort gibt es verschiedene Wanderrouten, der Park sieht geheimnisvoll und verwunschen aus, ein Besuch lohnt sich wirklich! An einem anderen Wochenende machte ich mich auf den Weg nach Baños, das nur ca. 2h von Riobamba entfernt ist. Highlights waren eine Fahrradtour zum Pailon del Diablo (einem gigantischen, beeindruckenden Wasserfall), Rafting und „la casa del árbol“. In Baños gibt es verschiedenste Extremsport-Angebote, z.B. Canopy, Canoying, Rafting, Puenting,...

Vier Tage lang entdeckte ich den Amazonas - Dschungel (Cuyabeno Nationalpark). Dies haben wir über die Organisation HappyGringo gebucht und ist wirklich zu empfehlen. Eine Erfahrung fürs Leben :-). Im Dschungel konnte ich zahlreiche Tiere beobachten, z.B. Spinnen, Schlangen, Tucane, Papageien, Affen, pinke Süßwasserdelfine, Faultiere, Caimane... Außerdem hat man viel über die Kultur gelernt, da man einen Ausflug in ein traditionelles Dorf macht, wo pan de yuca hergestellt wird. Total spannend waren die Wanderungen im Regenwald, vor allem die Nachtwanderung. 

Natürlich durften auch ein Ausflug zum Quilotoa (laguna verde, ein wunderschöner Kratersee, der seine Farbe je nach Sonnenlicht ändert) und zum Cotopaxi nicht fehlen. Auf dem Cotopaxi führte uns eine Wanderung zur 1. Schutzhütte Refugio José Ribas, die ca. 4900 m hoch liegt. Der Cotopaxi ist besonders beeindruckend, es gibt Vulkan-Gestein in vielen, vielen Farben und auch das Museum im Park ist sehr interessant und empfehlenswert. Nach meinem Praktikum bin ich weiter gereist nach Las Tunas (ein kleines Dorf an der Küste). Dort habe ich im Hostel Viejamar ein paar Tage entspannt. Das Hostel liegt direkt am Strand, ist mit viel Liebe zum Detail gestaltet und einfach nur traumhaft: Ein außergewöhnlicher Ort, um viele nette Leute aus der ganzen Welt kennenzulernen. 

An einem Abend haben wir auch einen Ausflug in die Party-Stadt Montañita gemacht. Anschließend verbrachte ich noch eine knappe Woche in Puerto Lopez. Von dort aus habe ich Ausflüge zu Agua Blanca, Los Frailes, zur Playa Piqueros sowie das Whale Watching gemacht. Beim Whale Watching kann man Buckelwale beobachten, soo nah und beeindruckend. Dies habe ich verbunden mit einem Ausflug zur Isla de la Plata ("Galapagos für Arme"), dort gibt es auch Schildkröten und viele Vögel wie z.B. Blaufußtölpel. 

In Puerto Lopez habe ich unglaublich viele interessante Leute kennengelernt und viel über die Kultur und Geschichte Ecuadors erfahren, über verschiedene Regierungen und Korruption im Land, die Beziehung Ecuadors zu Amerika, darüber, dass der Amazonas zur Erdölgewinnung zerstört werden sollte sowie über Probleme des Bildungssystems und mit Drogen. In Puerto Lopez gab es tatsächlich sehr viele Mensche mit Drogen- und Alkoholproblemen. Diese Woche war für mich wirklich wichtig und hat mich zum Nachdenken angeregt. 

Viel Spaß hatten wir auch auf der besten Salsa-Party in Ecuador (im Hotel Victor Hugo), dort habe ich sämtliche Tänze gelernt, u.a. Salsa, Merengue, Bachata,.. Abschließend reiste ich noch eine Woche nach Quito. Dort ist die Altstadt (Kirchen, z.B. Iglesia San Francisco, Basilica) und ein Besuch im Regierungspalast empfehlenswert. Außerdem kann man mit dem Teleférico auf den Pichincha hochfahren, dort kann man super wandern und hat einen Ausblick über ganz Quito! Auch zu empfehlen ist "El Panecillo" (Marienstatue auf einem Hügel), es ist sicherer, dort mit dem Taxi hinzufahren. 

Von der Statue aus hat man einen super Ausblick über Quito und die Altstadt mit allen Plätzen und Kirchen... Sehr beeindruckend ist das Museum von Guayasamin (einem indigenen Künstler), es heißt "Capilla del Hombre", für ca. 3-4$ kann man ein Taxi nehmen. Die Kunstwerke haben mich tief berührt, wenn man Glück hat, kann man an einer Führung teilnehmen. An einem Abend waren wir bei einem Salsa-Kurs an der Plaza Foch/Amazonas, was sehr lustig war. Wenn man in Quito ausgehen/feiern möchte, bietet sich die Neustadt an ! :-) An meinem letzten Samstag besuchte ich Otavalo, dort gibt es einen sehr großen, indigenen Markt (auch auf den Märkten muss man immer handeln!!). Otavalo ist allerdings ziemlich touristisch.

Sonnenuntergang im Nationalpark Cuyabeno, im Amazonas-Dschungel. © Randi Küster

Fazit

Sowohl die Famulatur als auch das Reisen in Ecuador ist sehr zu empfehlen. Ich habe soo viele interessante und tolle Menschen kennengelernt, zu denen ich auch jetzt noch Kontakt habe . Ich hoffe, einige von ihnen bald wiederzusehen. Vielleicht werde ich noch einmal zurückkommen nach Ecuador. Bei der Famulatur in einem öffentlichen Krankenhaus sollte man sich allerdings darüber im Klaren sein, dass die gesundheitliche Versorgung nicht der in Deutschland entspricht. Dies hat mich sehr zum Nachdenken angeregt und die Reise meine persönliche Weiterentwicklung in jeder Hinsicht unterstützt.

 

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