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  • Bericht
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  • Kirstin Ludwig
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  • 04.11.2013

Medi-Netz: Medizin für alle

"Jeder Mensch hat ein Recht auf medizinische Versorgung". Nach diesem Leitspruch handeln die engagierten Medizinstudenten von Medi-Netz Mainz. Lokalredakteurin Kirstin hat sie besucht und sich angeschaut, was die Studenten täglich leisten.

 

Wenn wir krank sind, gehen wir zum Arzt. Auch wenn wir Schmerzen haben. Viele Menschen in Deutschland trauen sich das nicht. Sie haben keine Aufenthaltsgenehmigung. Sobald sie zum Sozialamt gehen und um Übernahme ihrer Krankheitskosten bitten, werden Name und Adresse an die entsprechenden Behörden weiter geleitet. Diese Menschen werden dann wahrscheinlich abgeschoben. Für viele das Schlimmste, was passieren kann. Dann lieber doch nicht zum Arzt.

 

Medi-Netz

Medi-Netz ist eine Gruppe von Studierenden aus circa zwanzig aktiven Mitgliedern. Der gemeinnützige Verein Medi-Netz möchte allen Menschen in Deutschland Zugang zu medizinischer Versorgung verschaffen. Warum diese Menschen nicht einfach so zu einem Arzt können, ob die Patienten nun Migranten oder Flüchtlinge ohne Aufenthaltsgenehmigung sind, spielt keine Rolle. Nachdem die Patienten in der Sprechstunde ihre Beschwerden geschildert haben, werden sie von Medi-Netz an einen Arzt vermittelt und dort behandelt. Auch wenn sie kein Geld haben die Kosten für die Behandlung alleine zu übernehmen.

 

Mitarbeiter

Bei Medi-Netz engagieren sich vor allem Medizinstudenten. Aber auch Studenten anderer Fachrichtungen oder Menschen, die überhaupt nicht studieren. Jeder ist herzlich willkommen. Neben medizinischem Know-how sind auch rechtliche Kenntnisse, Fremdsprachen und Organisationstalent gefragt.

 

Drei Arbeitsbereiche

Die Arbeit bei Medi-Netz gliedert sich in drei Säulen. Neben der direkten Arbeit mit den Patienten gibt es die Öffentlichkeitsarbeit und die politische Arbeit. Die meisten Ehrenamtlichen engagieren sich in mehreren Bereichen gleichzeitig.

 

Sprechstunden

Jeden Montag findet die Sprechstunde von Medi-Netz im Caritas Zentrum statt. Flüchtlinge und Migrant/innen ohne Aufenthaltsstatus bekommen hier medizinische Hilfe vermittelt. Viele Patienten haben sich schon vorher telefonisch angemeldet, andere kommen einfach so vorbei. Die Sprechstunde leiten immer zwei Ehrenamtliche gemeinsam. Bei einem Beratungsgespräch erheben sie eine Anamnese. Anschließend geben sie dem Patienten, wenn erforderlich, eine Überweisung zu einem kooperierenden Arzt.

 

Öffentlichkeitsarbeit

Regelmäßig organisiert Medi-Netz Veranstaltungen, um Menschen auf die Problematik aufmerksam zu machen. Neben dem Betreuen von Informationsständen führen sie auch selbstständig Feste und Benefiz-Aktionen durch, um Geld für ihre Arbeit zu sammeln.

 

Politische Arbeit

Wie Sprechstunde und Öffentlichkeitsarbeit ist auch die politische Arbeit sehr vielfältig. Die ehrenamtlichen Studenten haben viel auf dem Programm stehen: Teilnahme an Tagungen, Besuche von Informationsveransstalungen, bei denen sie auch aktiv mitarbeiten, sie organisieren regelmäßig Tischrunden und Ähnliches. Schließlich möchte Medi-Netz irgendwann nicht mehr nötig sein. Und das klappt nur, wenn sich die Politik so ändert, dass jeder Mensch in Deutschland offenen Zugang zu einer medizinischen Versorgung hat.

 

Ärzte für Medi-Netz

Aktuell arbeiten über dreißig Ärztinnen und Ärzte mit Medi-Netz zusammen. Die Ärzte arbeiten großteils unentgeltlich. Seit einiger Zeit gibt es in Mainz von „Armut und Gesundheit“ eine zentrale Anlaufstelle für Menschen, die sich ihre medizinische Behandlung aus den verschiedensten Gründen nicht leisten können. Viele Patienten werden in dieses Zentrum überwiesen. Neben Medizinern arbeiten dort auch Ergotherapeuten, Physiotherapeuten und Hebammen für Medi-Netz.

 

Anonymität und Sicherheit

Wer bei Medi-Netz medizinische Hilfe möchte, braucht weder seinen echten Namen noch seine Adresse zu nennen. Das gibt den Patienten Sicherheit und schafft Vertrauen. Wegen ihrer guten Erfahrungen empfehlen viele ehemalige Patienten Medi-Netz an Bekannte weiter.

 

Häufige Krankheitsbilder

Sowohl akut als auch chronisch Kranke wenden sich an Medi-Netz. Auch schwangere Frauen sind häufig auf die medizinische Versorgung und Vorsorge angewiesen. Überweisungen werden zu Ärzten aller Fachrichtungen ausgestellt, auch zu Zahnärzten und zu Therapeuten.

 

Finanzierung

Die Studenten arbeiten ehrenamtlich. Den Ärzten werden für ihre ehrenamtlichen Behandlungen Spendenquittungen ausgestellt. Geld wird allerdings für Medikamente, Leistungen aus Laboren und für Dolmetscher gebraucht. Dieses Geld stammt aus Spenden oder dem Erlös von Veranstaltungen. Teilweise sichern auch Preisgelder aus Wettbewerben, an denen Medi-Netz teilnimmt, die finanzielle Versorgung.

 

Mitarbeit bei Medi-Netz

Die Ehrenamtlichen von Medi-Netz treffen sich jeden Montag ab 20 Uhr in der Aspeltstraße 10 in der Mainzer Neustadt (im Caritas-Zentrum). Interessierte können zu einem Treffen dazu kommen und sich über die Arbeit informieren. Zur Homepage von Medi-Netz geht es hier:

 

http://www.medinetzmainz.de/index.php?content=4&id=1 

 

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