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  • Maren Hönig
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  • 05.01.2022

Neues Jahr – neue Hoffnungen

Das letzte Jahr war voller Enttäuschungen. Feste konnten nicht gefeiert werden, Vorlesungen waren nur noch online, Freunde treffen oft schwierig oder gar nicht erst erlaubt. Ist es da besser, man erwartet vom neuen Jahr wenig, um erst gar nicht enttäuscht zu werden? Nein, sagt Autorin Maren.

 

Der Übergang vom 31.12. des einen Jahres auf den 01.01. des kommenden, stellt für die meisten von uns einen Neubeginn dar. Seien es gute Vorsätze, um gesünder und aktiver zu werden oder anstehende, große Projekte wie der Start ins Praktische Jahr oder das Abschließen der Doktorarbeit. Mit dem Erscheinen einer neuen Jahreszahl haben die meisten von uns unweigerlich das Gefühl, ein neues, komplett leeres Buch zu beginnen, um es mit 12 noch ungeschriebenen Kapiteln anzufüllen. 2022. Ganz persönlich bin ich der Meinung, dass das neue Jahr Gutes bringen wird. Doch im gleichen Moment realisiere ich, dass die Welt noch immer in einer Pandemie steckt und der Jahreswechsel somit unter dem Stern der Hoffnung aber auch einer abwartenden Hockstellung beginnt, immer darauf gefasst, dass die Träume, Pläne und Wünsche, wie man sie auch zu Beginn des Jahres 2020 hatte, nicht realisierbar sein werden.


Donnerstagmorgen im Dezember, die Weihnachtsstimmung breitet sich allmählich aus. Ich höre wie üblich die 05:30Uhr-Kurznachrichten und folgender Satz lässt mich aufschrecken: “Tagesaktuelle Zahlen zum Pandemiegeschehen in Deutschland liegen bislang nicht vor. Das Robert-Koch-Institut hat heute noch keine Daten veröffentlicht”, bitte was? Es ist ein ganz normaler Wochentag! Wie ist das möglich? Seit nahezu zwei Jahren ist die Information über eine Ziffer, die die Inzidenz oder Hospitalisierung von Corona-Patienten angibt, aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Jeden Tag berichten sämtliche Medien darüber. Wieso heute nicht? Einfach so? Was soll denn das? Dann erschrecke ich mich wieder. Diesmal über die Erkenntnis, wie verrückt es ist, dass mich das Fehlen dieser Information kurzzeitig so aus dem Konzept bringt. Innerhalb der letzten zwei Jahre ist so Vieles zur Normalität geworden, das ich mir in meinem Studentenleben niemals hätte träumen lassen. Wird das ab sofort immer so bleiben?


Auf der Lehrplattform meiner Uni lese ich “Corona-Pandemie: Unterstützung durch Studierende”, in dem wir Medizinstudierenden dazu aufgerufen werden, im Gesundheitssystem Hilfe zu leisten, wo wir können. Die nächste Meldung, die mir angezeigt wird, lautet: “Gerade ist einfach alles zu viel? Hilfe bei psychischen Krisen”. Tatsache, mit dieser Frage kann ich mich identifizieren. Innerhalb des vergangenen Jahres habe ich in meinem Freundeskreis miterlebt, dass sich über die letzten zwei Jahre psychische Krisen angebahnt und verdichtet haben und ich selbst habe manchmal das Gefühl, dass mir trotz Optimismus und Zuversicht alles zu viel wird.
Insbesondere in meinem Blockpraktikum in der Psychiatrie bin ich schockiert und sehr mitgenommen, wenn ich von den Ärzt*innen höre, dass sie seit Pandemiebeginn maßlos überfüllt sind und die Zahl der Depressionen und psychischen Erkrankungen insbesondere in der Kinder- und Jugendpsychiatrie innerhalb der letzten zwei Jahre dramatisch explodiert ist.


Doch dies hier soll keine Abhandlung darüber werden, wie sehr auch Kinder, junge Menschen und (Medizin-)Studierende unter der C-Situation leiden. Im Gegenteil. Es ist mir wichtig aufzuzeigen, dass das anbrechende 3. Pandemiejahr – das Jahr 2022 – ein Gutes werden kann. Ein Jahr mit Hoffnung, Freude und mehr gemeinsamen Stunden mit Menschen, die uns guttun.


Ein Jahr, in dem die Information über neue Maßnahmen, Regelungen und Verbote nicht unsere gesamten Pläne zerstören. Corona hat uns die Vorfreude gestohlen. Man traut sich schon gar nicht mehr zu hoffen, auf einen Urlaub, ein Klassentreffen nach Ewigkeiten, ein einfaches Zusammenschließen mehrerer Freunde zu einer Lerngruppe, einem Marathon-Event oder oder oder ...


Allerdings glaube ich, dass man sich genau hier selbst schadet. Die Hoffnung zu verlieren, weil man in den letzten zwei Jahren so oft Enttäuschungen hinnehmen musste, kommt für mich nicht infrage. Niemals! So schwer es mir an manchen Tagen auch fällt (und ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie man sich fühlen muss, wenn man in so einer Zeit in einer Depression gefangen ist).


Wir befinden uns aktuell in der Omikron-Welle – ja. Dessen bin ich mir bewusst. Aber lasse ich mir meine Träume und Ziele für das Jahr 2022 dadurch nehmen? Weil womöglich erneut meine Pläne durch Quarantäne, Reisebeschränkungen, Kontaktbeschränkungen etc. torpediert werden könnten? Nein – das werde ich nicht.
Ich glaube, dass wir an einem ganz anderen Punkt stehen, als noch vor einem Jahr. 365 Tage später ab heute werden wir ebenfalls wieder anders darüber denken. Für den Moment wünsche ich allen, die diesen Artikel hier lesen, die Chance des neuen Jahres, der noch unbeschriebenen Seiten bestmöglichst zu nutzen, bestehende Schwierigkeiten, nach allem was er/sie erlitten hat, in Angriff nehmen zu können und mit möglichst viel Zuversicht zu starten.


Ich glaube fest daran, dass 2022 Möglichkeiten mit sich bringen wird, die uns mehr Freude erlauben, als in den vergangenen zwei Jahren!


Die Hoffnung, auch wenn es müde macht, nicht verlieren und optimistisch bleiben!

(!Achtung! Bei ernsthaften psychischen Problemen bitte an Therapeut*innen/Ärzt*innen wenden und professionelle Hilfe in Anspruch nehmen!)

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